Am Ende waren alle ratlos. Etwa 80 Menschen kamen am Dienstag im Bargteheider Stadthaus zusammen, um sich über den Fachärztemangel zu informieren.

Bargteheide. In Bargteheide gibt es weder Augenärzte noch Orthopäden oder Urologen mit kassenärztlicher Zulassung (wir berichteten). Organisator Hilmar Thanisch von der Senioren-Union hatte ein klares Ziel: "Wir wollen die Stadt und das Amt veranlassen, bei der Kassenärztlichen Vereinigung für die Zulassung von Ärzten tätig zu werden." Dass aber so das Problem kaum gelöst werden kann, wurde bald deutlich.

Zunächst stellte André Zwaka, Referent der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein die Sachlage dar: Bundesgesetze legen den Ärztebedarf in einer Region fest, und danach ist in Stormarn das Soll mehr als erfüllt. Die Zulassungen werden zudem nach Regionen vergeben. Die Folge: Die Stormarner Ärzte konzentrieren sich in Ahrensburg. "In Ahrensburg entstehen zurzeit zwei Medizinische Versorgungszentren", sagte Zwaka. "Dorthin werden Ärzte aus Bargteheide und Bad Oldesloe abgeworben." Für eine Bargteheider Augenarztpraxis habe sich kein Nachfolger gefunden. Um die Versorgung zu verbessern, schlug Zwaka vor, dass Kommunen Ärzte beim Praxisbau beraten oder einen Patienten-Fahrdienst anbieten sollen. "Jetzt liegt der schwarze Peter bei der Stadt und bei den Ärzten", sagte Bürgervorsteher Horst Kummereincke. "Ich bin sprachlos."

Armin Tank, Referatsleiter im Verband der Ersatzkassen in Schleswig-Holstein und Zulassungsausschussmitglied, nannte Zahlen zur Überversorgung: "In Stormarn sind 129 Fachärzte notwendig, es gibt bereits 140." Über einen Antrag auf Sonderbedarfszulassung könnten zwar weitere Ärzte genehmigt werden. Die Stadt könne das aber nicht machen, sagte Tank. "Nur ein Arzt, der sich niederlassen will, kann den Antrag stellen."

Genau das hatte der Ahrensburger Augenarzt Peter Hermjacob, der sich aus dem Publikum meldete, versucht. Für eine Zweitpraxis bekam er aber keine Zulassung. Jetzt bietet er in Bargteheide zweimal wöchentlich eine Privatsprechstunde an.

Spontanen Applaus vom unruhigen Publikum bekam Hubert Priemel, Kreisvorsitzender der Senioren-Union. Er verstehe zwar die Mediziner, die sich aus praktischen Gründen in Gemeinschaftspraxen konzentrierten. Er habe aber bereits vor einem Jahr beim CDU-Parteitag beantragt, die veraltete Richtlinie zur Bedarfsplanung zu aktualisieren. "Der Fachärztemangel ist ein Problem im gesamten ländlichen Raum im Kreis." Wie eine Stormarner Lösung aussehen könnte, wussten die Besucher nach zwei Stunden Debatte aber nicht.