Türken, Russen, Griechen, Deutsche machen beim Projekt “Interkulturelle Gärten“ mit. Auch die Awo-Seniorenwohnanlage und das Kinderhaus sind dabei.

Ahrensburg. "Ich bekomme eine Kräuterecke für mein Meerschweinchen", sagt die sechsjährige Leandra freudestrahlend und setzt einen Fuß auf die Parzelle, die ihre Eltern künftig bestellen wollen. "Blumen und Zucchini wollen wir pflanzen", sagt Miltiadis Ikonomou. Er ist einer von 13 Bewohnern im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz, die auf dem gut 2000 Quadratmeter großen Grabeland zwischen der Otto-Siege-Straße und dem Bahndamm eine Parzelle gepachtet haben. Bei einer Feierstunde im Awo-Servicehaus erhielten sie jetzt ihre Schlüssel und die Verträge.

Das klingt nach einem Schrebergarten, doch dahinter steckt mehr - nämlich das Projekt der Interkulturellen Gärten des Arbeitskreises "Gartenhölzer", einem Zusammenschluss der im Stadtteil aktiven Organisationen und Vereine. "Gärten sind Orte der Begegnung. Wir wollen die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenbringen, den Zusammenhalt und die Integration fördern", sagt Jürgen Martens, einer der Initiatoren.

Zwei Jahre ist es her, dass der Arbeitskreis in der Verwaltung sein Konzept vorstellte und bei Rathausmitarbeiterin Annette Kirchgeorg sofort auf offene Ohren stieß. "Sie machte uns Mut, das anzupacken", sagt Jürgen Martens. Auch bei den Politikern kam das Konzept an. 15 000 Euro bewilligten sie für die Herrichtung des Brachlands. Die Fläche wurde von Bauschutt befreit, Mutterboden wurde aufgeschüttet, ein Wasseranschluss verlegt, ein Zaun gezogen.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Philipp-Richter übergab das Gelände jetzt offiziell an die Hobbygärtner. "Interkulturelle Gärten sind Integrationsprogramme mit sozialer und thematischer Funktion", sagte sie. "Nutzen Sie die Chance, Vorbehalte ab- und Freundschaften aufzubauen, über das gemeinsame Interesse am Gartenbau." Sie wünschte gutes Gelingen und eine reiche Ernte.

In den Gärten im Gartenholz sind Pächter aus Ländern wie der Türkei, Russland oder Griechenland anzutreffen. Özen Duran zum Beispiel, der mit seiner Frau und zwei Söhnen im Nordstrandring lebt und den das Projekt auf Anhieb begeistert hat. "Das ist eine super Idee", sagt er und er freut sich, dass er eine Parzelle bekommen hat. Wie er seinen kleinen Garten gestalten wird? "Auf jeden Fall pflanze ich Peperoni", sagt Özen Duran. "Tomaten und Gurken aber auch", sagt sein Sohn Mustafa.

Im kommenden Frühjahr wollen sie loslegen. Einen kleinen Geräteschuppen wollen sie auf das Fleckchen Land stellen. Die Größe ist im Pachtvertrag festgeschrieben. "2,50 mal 2,50 Meter darf der Schuppen haben. Mehr ist nicht erlaubt", sagt Jürgen Martens. Mit seinem Parzellen-Nachbarn Peer Lietzow ist Miltiadis Ikonomou bereits per Du. Auch die Töchter der beiden verstehen sich schon prächtig. Kein Wunder, schließlich eint sie dasselbe Hobby, denn auch Lea Lietzow (8) hat Meerschweinchen, auch sie möchte für ihre Tiere Petersilie und ein kleines Stück Rasen pflanzen. "Das machen wir", sagt Peer Lützow. Die Wünsche von Ehefrau Marion werden natürlich ebenso berücksichtigt. Sie möchte im nächsten Jahr Salat, Kartoffeln, Erbsen und Bohnen ernten.

"Es wäre sehr schön, wenn hier eine möglichst bunte Palette von Gärten entsteht", sagt Jürgen Martens. Es bleibt aber den Pächtern überlassen, wie sie ihren Garten gestalten oder nutzen wollen. "Wichtig ist, dass hier ein Treffpunkt entsteht, Kommunikation über den Gartenzaun hinweg sozusagen." Nicht nur zwischen den Kulturen, sondern auch zwischen den Generationen. Das Awo-Servicehaus und das Kinderhaus "Blauer Elefant" teilen sich eine Parzelle.

"Interkulturelle Gärten" als sozialer Raum, in dem einheimische und zugewanderte Familien gemeinsam städtische Flächen gestalten, gibt es unter anderem im kanadischen Toronto und in New York. Der erste deutsche Garten dieser Art entstand 1996 in Göttingen auf Initiative von Flüchtlingen, Migranten und deutschen Familien. Heute gibt es 75 Gärten in 52 Städten.