In unserer Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es die Krimi-Autorin und Erfinderin von Kommissarin Pia Korittki.

Bargteheide. Sie ist sportlich, ehrgeizig, Single und arbeitet bei der Lübecker Mordkommission. Pia Korittki heißt die Mittdreißigerin, die mitunter die Katze ihres Nachbarn hütet und sich die menschlichen Abgründe, in die sie beruflich blickt, mit Pinsel und Ölfarbe von der Seele malt. "Pia wird mit mir älter, nur langsamer als ich", sagt Eva Almstädt und lacht, weil es die Kommissarin ohne sie gar nicht geben würde. Weil Pia Korittki eine Fiktion ist, in Almstädts Kriminalromanen ermittelt. Fünf hat die gebürtige Hamburgerin, die in Bargteheide wohnt, bisher geschrieben. Der sechste Band, "Ostseeblut", erscheint im kommenden März. "Krimis sind mein Genre", sagt die 43 Jahre alte Autorin. Alles kann sie darin verpacken: Rätselhaftes, Geheimnisvolles und natürlich die ganze Klaviatur menschlicher Gefühle. Auf der versteht die Mutter von zwei Kindern virtuos zu spielen. Hass, Neid, Rache, das kenne doch jeder. Sie denkt diese Gefühle einfach weiter. "Manchmal würde ich die Perspektive des Mörders gerne noch genauer schildern", sagt die Frau mit den schulterlangen dunkelblonden Haaren. Geht aber nicht, weil der Leser dann von Anfang an den Mörder kennen würde.

Erste Schreibversuche unternimmt sie schon als Kind. Sie lernt Raumausstatterin, studiert Innenarchitektur und liest Krimis. Vor allem die Klassiker.

"Kalter Grund" heißt 2004 ihr erster Roman, von dem zunächst nur ihr Mann weiß. Ihre Mutter und Schwester will sie mit dem fertigen Buch überraschen. Klappt aber nicht, weil sie die Freude über den Vertrag mit dem Verlag mit ihrer Familie teilen muss. Ein mysteriöser Dreifachmord auf einem Bauernhof hält die Bewohner eines holsteinischen Dorfes in Atem und eben auch Ermittlerin Pia Korittki. Die Idee für den Plot hat Eva Almstädt, als sie den Wagen eines Abdeckers an ihrem Resthof und ihren im Garten spielenden Kindern vorbeifahren sieht. Plötzlich ist da die Frage: "Wozu wäre ich fähig, wenn jemand mein Kind überfährt?"

Der Krimi wird ein Erfolg und Pia Korittki ganz ungeplant zu einer Serienfigur. Auf den Namen wird sie häufig angesprochen, bei Lesungen zum Beispiel. Er sei einfach da gewesen, antwortet sie dann. Überhaupt: Mit Namen sei das so eine Sache, sie sollen keine Ähnlichkeit mit denen aus ihrem Bekanntenkreis haben. Ortschaften benennt sie um, und die Fälle, die Pia jedes Mal erfolgreich löst, denkt sich Eva Almstädt aus. Auf reale Ereignisse würde sie nie zurückgreifen. "Ich habe viel Fantasie und trage jede Menge Schreckensszenarien in mir", sagt die Frau, die gern Horrorfilme guckt, "um Adrenalin abzubauen".

Mit Joggen wäre das auch getan, aber dazu kommt sie nicht regelmäßig. "Ich bin nicht sehr sportlich." Dafür malt sie, wie ihre Titelheldin, liebend gern. Das Bild über dem Sofa im Wohnzimmer ist von ihr. Den "Blick auf Afrika" hat sie nach einer Reise durch Spanien mit dem Wohnmobil und ihrem Ehemann gemalt. "Damals waren wir noch Studenten", sagt sie. Bilder jüngeren Datums gibt es kaum. Ihre Zeit ist mit zwei Kindern, dem Schreiben und intensiven Recherchen ausgefüllt. Sie spricht mit Polizisten, besucht die Rechtsmedizin, Bibliotheken, surft im Internet und unterhält sich mit der Erzieherin eines ehemaligen Mädchenheims. "Es kommt immer darauf an, was für die Handlung wichtig ist." Ihre mörderischen Geschichten spielen in Schleswig-Holstein, das ergibt sich aus der Tatsache, dass die Hauptfigur in Lübeck arbeitet. Das Land zwischen den Meeren ist auch für die Autorin Heimat. "Sobald ich über die Norderelbbrücken fahre, fühle ich mich zu Hause."

Sechs Manuskriptseiten oder 2000 Wörter jeden Vormittag - das ist ihr Arbeitspensum. "Wie ein normaler Halbtagsjob", sagt sie. Pläne? Der Thriller, den sie schreiben möchte, muss noch weiter reifen. Urlaub in den Karpaten würde sie gerne einmal machen. Was sie daran reizt? "Dass es noch Naturlandschaften gibt, in denen ein Mensch nahezu verloren gehen kann." Pia Korittki aber ermittelt weiter. Der siebte Krimi ist in Arbeit.