Weniger Konsum führt zu verändertem Brennwert des Abfalls. Dessen Verbrennung in Stapelfeld wird billiger.

Ahrensburg. Eine öffentliche Dienstleistung, deren Preis um durchschnittlich vier Prozent sinkt: Das gibt es nicht alle Tage. Grund genug, nachzufragen bei Dennis Kissel, dem Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH), die diese Preissenkung für 2010 erreicht hat (wir berichteten). Wie geht das?

Im Wesentlichen offenbar durch die Beseitigung einer Altlast. "Wir haben einen Vertrag für die Sperrmüllsortierung aufgelöst, der noch aus den Zeiten des alten Zweckverbands stammte", sagt Dennis Kissel. Vertragspartner war die E.on-Tochter "Energy from Waste" (EEW), der die Müllverbrennungsanlage Stapelfeld gehört. Dort wurde mit Hilfe einer "nicht sonderlich effektiven Anlage" (Kissel) der Sperrmüll in einzelne Fraktionen wie Holz, Metall und Kunststoff sortiert. "Die Auflösung des Vertrags bringt uns für die Restlaufzeit bis 2015 eine Einsparung von 2,5 Millionen Euro", sagt Kissel. Der Abfall wird in Zukunft von der Firma Dörner sortiert, der den Sperrmüll auch abfährt.

Zweiter Punkt in der Rechnung der Abfallexperten sind die gesunkenen Verbrennungskosten. Hier sind die Stormarner die Gewinner der Wirtschaftskrise. Denn der Preis, den die AWSH fürs Verfeuern der Abfälle in Stapelfeld bezahlen muss, bemisst sich unter anderem nach dem Brennwert. Der Preis sinkt, wenn der Brennwert sinkt. Und das tut er. Grund: Es ist weniger Kunststoff im Müll. "Warum das so ist, ist ein Mirakel", sagt Kissel. "Aber es ist bundesweit so und hat wohl mit der Wirtschaftskrise zu tun. Die Leute kaufen vermutlich einfach weniger von dem Plastikzeugs, der an der Kassen herumliegt: Spielzeug, kleine Geschenke und so was."

Weil der Brennwert so stark gesunken ist, hat die AWSH in diesem Jahr sogar Müll zukaufen müssen, damit die "Mülle" ausgelastet ist. Kissel. "Dazu waren wir vertraglich verpflichtet." Dennoch: Im Saldo sind die Verbrennungskosten gesunken. Kissel geht davon aus, dass dies auch im kommenden Jahr noch der Fall sein wird, wenn auch nicht so stark wie in diesem.

Positiv auf die Kosten hat sich auch der gesunkene Dieselpreis ausgewirkt. "Der spielt für uns natürlich eine ganz große Rolle", sagt der AWSH-Geschäftsführer.

Trotz sinkender Abfallentgelte für die Haushalte wird die Personalstärke der AWSH zum Jahreswechsel ansteigen. Zum einen wird das bislang von einem Dienstleister betriebene Callcenter ins Haus geholt, wobei 16 Arbeitsplätze entstehen. Zum anderen werden sämtliche Stormarner Recyclinghöfe mit Ausnahme des Trittauers und des Stapelfelders von der AWSH übernommen. Sie wurden bislang von der EEW betrieben.

Der Personalzuwachs soll kostenneutral sein. "Die Beschäftigten der Recyclinghöfe wandern bei uns in einen anderen Tarifvertrag, bekommen deshalb nicht mehr so viel Geld wie bisher", sagt Kissel. "Da wir aber einen dauerhaften Zwei-Mann-Betrieb in den Stationen einrichten wollen, führt die Übernahme nicht zu einer Einsparung."