Die Faszination für die Bretter, die die Welt bedeuten, packte ihn schon als Kind. Als Manfred Kuchta (64) als 13-Jähriger im Cuxhavener Theater “Torquato Tasso“ sah, war es um ihn geschehen. “Ich verstand fast nichts, aber ich fand das so toll - die Schauspieler, ihre Mimik und Gestik!“, erinnert sich der Oststeinbeker.

Oststeinbek. Die Faszination für die Bretter, die die Welt bedeuten, packte ihn schon als Kind. Als Manfred Kuchta (64) als 13-Jähriger im Cuxhavener Theater "Torquato Tasso" sah, war es um ihn geschehen. "Ich verstand fast nichts, aber ich fand das so toll - die Schauspieler, ihre Mimik und Gestik!", erinnert sich der Oststeinbeker.

Die Leidenschaft für das Theater ließ ihn nicht mehr los. Schon mit 16 Jahren trat er am Stadttheater Cuxhaven in kleinen Sprechrollen auf. Er wählte zwar einen wenig glamourösen Beruf und wurde kaufmännischer Angestellter, sein Leben wurde aber weiterhin auch von der Schauspielerei bestimmt. 1969 zog er nach Hamburg - des Jobs und der Bühnen wegen. Kuchta trat im Theater an der Marschnerstraße und an der Volksspielbühne auf. Außerdem leitete der Laienschauspieler aus Leidenschaft mehrere Jahre eine Theatergruppe des Bürgervereins Barsbüttel und spielte Theater an der Volkshochschule Reinbek. Im April 1988 gehörte Manfred Kuchta zu den Bürgern, die mit dem damaligen Bürgervorsteher Helmut Landt den Oststeinbeker Kulturring gründeten. Seit 1993 ist er dessen Vorsitzender, seit dem 27. März dieses Jahres Träger einer Anstecknadel mit einem silbernen Schwan. Die Ehrennadel des Kreises zeichnet ihn für sein ehrenamtliches Kulturengagement aus.

Kuchta holte viele namhafte Künstler auf die Bühne des Oststeinbeker Rathauses: Katja Ebstein, Walter Plathe, Uwe Friedrichsen, Robert Kreis, Knut Kiesewetter und Uwe Steimle gehören dazu. "Gerade bei den bekannten Namen aus Film und Fernsehen muss man dran bleiben, bis Oststeinbek in deren Terminplan passt", sagt er.

Als Kenner der Theaterszene berät er die Agenten, welche Spielorte die Darsteller bei einem Besuch im Norden mit abdecken könnten. Seine Theaterkontakte verschafft er sich selbst. Gefällt ihm ein Schauspieler im Stück, geht er anschließend hinter die Bühne. Gehindert hat ihn daran noch keiner. Was nicht an seiner Körpergröße von 1,87 Meter liegt, sondern daran, dass er in der Szene sehr bekannt ist.

"Man muss einfach auf die Leute zugehen", sagt er. In diesem Jahr kann Manfred Kuchta nicht nur auf rund 200 von ihm organisierte Bühnenveranstaltungen zurückblicken. Von ihm stammen auch die Ideen für die "Litera-Tour" und den "Oststeinbeker Fahrradsommer". Neben seinen Theateraktivitäten ist der leidenschaftliche Radfahrer oft für den Kulturring auf Tour. Gerade war er mit dem Rad und 25 Teilnehmern vier Tage auf dem "Mönchsweg" von Glückstadt nach Plön . Das Hobby teilt er mit Ehefrau Gerda. Sie ist auf den Fahrradtouren immer sein "letzter Mann".

"21 Jahre Kulturring waren nur möglich, weil die Gemeinde uns unterstützt hat", sagt er heute dankbar. Die 80 Poster für die beiden nächsten Veranstaltungen- ein Konzert mit dem Duo Kalinowsky am 20. November und eine Weihnachtslesung mit Rolf Becker und Raimond Knoll - sind schon fertig. Raimond Knoll hat er in Bremen kennengelernt. Mit ihm spielte er im Bremer Packhaus Theater im Stück "Ganze Kerle". In zwei Spielzeiten, im letzten November und jetzt im Sommer, stand er dort insgesamt 63 Mal auf der Bühne. Bei seinem ersten Auftritt unter lauter Profis hatte er Lampenfieber. "Aber als ich raus ging, war alles weg."

Bis die Schauspieler den Laien aus Oststeinbek als einen der ihren anerkannten, brauchte es zehn Vorstellungen. Als er dann am Ende nicht mehr mitspielen konnte, kam eine Mail: "Du hast uns gefehlt!" Die Produktion "Ganze Kerle" wollten er und der Theaterleiter Knut Schakinnis auch an das Oststeinbeker Theater holen. Dort hätten es noch einmal 14 Aufführungen werden sollen. Der Spielplan stand. Die Werbeprospekte waren schon gedruckt. "Aber das hat nicht sein sollen", sagt Manfred Kuchta.

Die Bühne im ehemaligen Kratzmannschen Hof direkt neben dem Oststeinbeker Rathaus existierte nur ein Jahr (wir berichteten). Sie zeigte vor allem Produktionen, die Knut Schakinnis in seinen drei anderen Theatern in Bremen, Lübeck und Kassel spielen ließ.

Das Theater in Oststeinbek sei von der Bevölkerung nicht angenommen worden, hieß es nach der Insolvenz. Er habe auch die Überzeugungsarbeit der Gemeinde vermisst, äußerte Schakinnis gegenüber den Medien. Diese Überzeugungsarbeit hatte Manfred Kuchta leisten wollen. Der Oststeinbeker Kulturprofi - anfangs selbst skeptisch, was das neue Theater anging - sah im Unterhaltungstheater eine Chance für den Standort. Von der Insolvenz im August wurde auch er überrascht. Kurz zuvor hatte er noch eine E-Mail mit den Daten für den neuen Spielplan erhalten. Warum Schakinnis, der zum Beispiel das Theater Kassel wieder in Schwung brachte, frühzeitig hinwarf, versteht Kuchta nicht. Dass er dies trotz vorbereiteter Werbung und fertigem Spielplan tat, kann sich der Vorsitzende des Kulturrings nur damit erklären, dass zwischen dem Theaterleiter und der Gemeinde noch etwas anderes vorgefallen sein muss. "Jetzt haut jeder auf jeden", bedauert er. "Die Bürger meinen: 'Das Programm war nicht das, was wir uns vorstellen.' Die Gemeinde sagt: 'Er hat zu früh aufgegeben.' Von allem ist ein bisschen richtig", sagt Kuchta.

Bei der Stückauswahl sei es nicht so glücklich gewesen, dass Erfolge wie "Hossa" ein zweites Mal auf den Spielplan erschienen seien. "Bremen, Kassel und Lübeck sind eben nicht Oststeinbek." Er stehe jedoch nach wie vor hinter dem, was Schakinnis mache. "Ohne solche Menschen wäre unser Land ärmer. Ich bewundere ihn für seinen Mut, Neues anzupacken!" Schakinnis hat angeblich schon wieder ein neues Objekt gefunden: Die "Alte Molkerei" in Worpswede.

Manfred Kuchta wird in der kommenden Spielzeit wieder auf der Bank vor dem Oststeinbeker Rathaus sitzen und dort auf seine Künstler warten. Seine Lieblingsbank steht aber in Bremen an der Weser. Da hat er diesen Sommer viel gesessen, mit Blick auf das Theaterschiff und den Weserradweg. "Da hatte ich alles, was ich brauche, vor der Nase: Theater, Natur und Fahrräder".