“Zu viele und zu hohe Gebäude geplant“ - Initiative von Anwohnern wirft der Verwaltung vor, auch gegen die Vorstellungen der Politiker zu arbeiten.

Ahrensburg. "Die Stadtverwaltung missachtet die Wünsche der Anwohner und der Stadtverordneten. Sie versucht eindeutig, den Forderungen und Interessen des Bauherrn, der Sparkassen-Erschließungsgesellschaft Holstein (SEG), nachzukommen." So lautet der Vorwurf einer Anwohner-Initiative, die sich gegen die Baupläne an der Hansdorfer Straße wehrt. Anlass für die Vorwürfe sind neue Planungsvarianten der Verwaltung für das 6600 Quadratmeter große Grundstück an der Hansdorfer Straße, auf dem der Eigentümer, die SEG, Eigentumswohnungen in gehobener Ausstattung errichten möchte. Damit das möglich ist, muss zunächst ein Bebauungsplan beschlossen werden. Mehrmals gerieten Verwaltung und Politiker deshalb schon einander. Zuletzt legte die Verwaltung Anfang Juni Planungsvarianten vor, die aber vom Bau- und Planungsausschuss zurückgewiesen wurden, da sie nicht mit den aufgestellten Planungszielen übereinstimmten. Die Verwaltung wurde daraufhin aufgefordert, Vorlagen zu erarbeiten, die den Kriterien des Aufstellungsbeschlusses entsprächen. Die neuen Varianten stellen sie heute Abend (19 Uhr) auf der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses vor. Sollten die Vorschläge akzeptiert werden, käme es im nächsten Schritt zur öffentlichen Bürgeranhörung.

Die Anwohner wollen das verhindern. Sie kritisieren die neuen Pläne der Verwaltung, da sie nur die Wünsche der SEG berücksichtigten. Bauamtsleiter Wilhelm Thiele weist die Vorwürfe zurück: "Wir machen keine Investorenplanung, sondern vertreten die gesamtstädtischen Interessen." Für ihre Planungen seien daher die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt von Bedeutung. Und dort wurde eine innerstädtische Verdichtung Baugebieten am Stadtrand vorgezogen. Die Anwohner fühlen sich ungerecht behandelt. Viele von ihnen haben erst in den vergangenen Jahren gebaut. Sie seien dazu verpflichtet gewesen, den Charakter des Wohngebietes zu wahren, sagt Anwohner Helmut Kerth. Ihre Häuser hätten nur eine Höhe von eineinhalb Geschossen haben dürfen. Die Grundflächenzahl sei auf maximal 0,18 beschränkt gewesen, die Geschossflächenzahl auf maximal 0,30. "Und jetzt kommt ein Investor und kann bauen, wie er will", sagt Kerth. "Diese unterschiedliche Behandlung bringt uns auf die Palme." Die neuen Planungsvarianten sehen eine Gebäudehöhe von bis zu zweieinhalb Geschossen vor, Grundflächenzahl und Geschossflächenzahl werden nicht genannt. Kerth schätzt sie auf 0,30 und 0,60.

Die Anwohner kritisieren zudem die "Missachtung der Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung vom 28. Januar 2008". Dort wurde unter anderem festgelegt, dass der Charakter des Wohngebietes erhalten werden sollte. Die neuen Varianten würden diese Forderung nicht erfüllen, so Anwohner Kerth. Sie seien im Prinzip die gleichen wie die abgewiesenen Vorlagen vom 3. Juni. "Sie sehen immer noch die von der SEG gewollten 30 Wohneinheiten vor", empört sich Kerth. "Das würde eine Verdrei- bis Vervierfachung der bestehenden Bebauungsdichte bedeuten." Die Anwohner wünschen sich eine kleinere Bebauungsdichte mithilfe von Einfamilienhäusern. Doch das sieht keine der Varianten vor. Deshalb fordern sie, dass der Bau- und Planungsausschuss die Unterlagen mit Verweis auf den Beschluss vom 3. Juni 2009 erneut zurückweist.

Bauamtsleiter Wilhelm Thiele will die Aufregung nicht nachvollziehen: "30 Wohneinheiten sind doch gar nichts."

Der gleichen Ansicht ist auch Matthias Bernhard, Geschäftsführer der SEG. In Hamburg seien auf einer solchen Fläche 100 Wohnungen normal. Er verstehe die Anlieger, aber man sei in Ahrensburg nicht auf dem Dorf. "30 bis 40 Wohneinheiten ist eine Größenordnung, die dem Grundstück gerecht wird", so Bernhard. "Damit könnten wir leben, auch wenn es nicht dem Optimum entspräche."

Die öffentliche Sitzung des Bau- und Planungsausschusses beginnt heute um 19 Uhr im Rathaus (Raum 601). Weitere Themen: das Integrierte Stadtentwicklungskonzept und die Freiflächengestaltung an der Großen Straße.