In unserer Serie stellen wir Unternehmen in Stormarn vor. Was ist das Besondere? Wie denken die Mitarbeiter? Reporterin Barbara Moszczynski hat sich im Hagebaumarkt Glinde umgesehen.

Wer auf der K 80 über die Möllner Landstraße nach Glinde fährt, dem fällt der Sacher Hagebaumarkt als Erstes ins Auge. Schon seit 1983 sitzt das Unternehmen dort, wo Glinde jetzt am stärksten wächst: direkt am Neubaugebiet auf dem ehemaligen Bundeswehrdepot. Dort steht der Baumarkt umgeben von einer großen Außenfläche mit Baustoffen und Hölzern. "Wir sind in Südstormarn der einzige verbliebene Baustoffhändler", sagt Matthias Sacher. Er leitet die Firma seit 2002. Ein Jahr zuvor feierte sie ihr 50jähriges Bestehen.

Getreu dem Familienmotto: "Lerne erst einmal einen Beruf, Kaufmann kannst du immer noch werden!" hat der Firmenchef Energieanlagenelektroniker gelernt und dann ein Ingenieurstudium absolviert. Nach dem Abschluss war Vater Wilhelm Sacher kurz vor der Rente. Da ergab sich die Entwicklung des Depotgeländes zum Neubaugebiet. "Ich wollte die Zukunft der Firma mitgestalten", sagt Matthias Sacher über die Entscheidung, die Leitung zu übernehmen.

Der Gründer, Großvater Gerhard Sacher, eröffnete seinen Baustoffhandel 1951 in einer alten Baracke am Papendieker Redder. Mit dem Bollerwagen schaffte er die Zementsäcke zu den Kunden in die Nachbarorte. 1962 übernahmen die Söhne Wilhelm und Bernhard das Geschäft. Rund um den Baustoffhändler in Haus Nummer 47 wuchs die Siedlung aus Einfamilienhäusern stetig. Bald störte der Lärm die Nachbarn. Darum zog die Firma 1983 an die Möllner Landstraße. Da war der heutige Chef 16 Jahre alt.

"Als die Firma Gies Kerzen abbrannte, erwarben wir das 15 000 Quadratmeter große Grundstück. Da war ein fünf Meter tiefes Loch in der Mitte, wo vorher die Fabrikhalle gestanden hatte", sagt Matthias Sacher. Auf dem ehemaligen Gies-Gelände entstand eine neue Halle, und das Familienunternehmen stellte die ersten Angestellten ein: einen Fahrer, einen Lageristen einen Verkäufer und eine Schreibkraft für die Buchhaltung.

Buchhalterin Ruth Oehmichen ist immer noch da. Seit 22 Jahren führt sie den Sachers die Bücher. Früher schrieb sie alles mit der Schreibmaschine. "Heute läuft ohne Computer gar nichts mehr", sagt die 60-Jährige lächelnd. Mit ihrer Kollegin Corinna Kadow versteht sie sich "seit zehn Jahren ganz toll". Drei Jahre will sie noch in Teilzeit weiterarbeiten, "bis der Enkel drei ist". Sohn und Schwiegertochter bauen gerade auf dem ehemaligen Depotgelände ihr Haus. "Da bin ich in drei Minuten", sagt die Glinderin.

Auch Torsten Pohlmann (42) ist von Anfang an dabei. Der gelernte Holzkaufmann war der erste Verkäufer im Unternehmen und ist heute Prokurist. Ihm hat die Arbeit immer Spaß gemacht. "Wenn man mich heute fragt, warum ich seit 22 Jahren bei Sacher bin, dann sage ich: Weil wir uns 22 Jahre weiterentwickelt haben", sagt der Reinbeker.

1999 entstand der Baumarktanbau mit 1400 Quadratmetern. Baumarktprodukte und Baustoffhandel finden sich dort im Erdgeschoss. Das offene Großraumbüro der Baustoffverkäufer liegt hinter einem Granittresen, an dem sich zu Stoßzeiten Bauunternehmer und Handwerker drängen.

Die Verkäufer tragen alle Hemd und Schlips - das hat seinen Grund. "Baustoffverkäufer müssen Sie sich so vorstellen wie Autoverkäufer. Wenn jemand 3000 Euro für seine Terrasse ausgeben will, das ist viel Geld, der will beraten werden", meint Gesellschafter Sacher.

Im ersten Stock des Neubaus ist das Fenster- und Türenstudio, im Keller wird auf 250 Quadratmetern die Fliesenausstellung präsentiert. Der Firmenchef hat sein Büro oberhalb des Verkaufsraums, doch dort ist er eher selten anzutreffen. "Ich mag es, mitten im Geschehen zu sitzen", sagt der 42-Jährige.

Sieben Jahre war der Unternehmer in Glinde auch als Fraktionschef der CDU aktiv. Seit seine beiden Söhne, inzwischen drei und vier Jahre alt, auf der Welt sind, tritt er politisch kürzer. "Der Kleine ist der Racker, der Große eher der Schöngeist", erzählt der Familienvater. Das sei bei ihm und seinem älteren Bruder, einem Anwalt, gerade umgekehrt gewesen. Doch Matthias Sacher ist ein Macher, trotz seiner musischen Ader. Das merkt man, wenn er mit Handwerkern oder Mitarbeitern spricht, und dabei schnell und zupackend die Dinge regelt.

Früher hat er auf dem Fischmarkt Akkordeon gespielt und dazu gesungen. Aus dieser Zeit stammt das Bullauge in seinem Büro, eine Erinnerung an das "Kapitänseck" am Hafen. Seit 1977 macht er mit Dieter Teske Musik und singt auch bei den "Vocals", einem Glinder Popchor. Auch in Vereinen war er sehr aktiv. Heute teilt sich Sacher mit seiner Frau, einer Ärztin, die Erziehung neben dem Job. Da müssen die beiden Jungs nachmittags auch mal mit zum Kundentermin, wenn es nicht anders geht. Oft bringt das sogar einen besonderen Sympathiebonus. Besonders freut Matthias Sacher, dass seine Mitarbeiter mit der "Nachfolgegeneration" liebevoll umgehen.

Das Unternehmen, das die Söhne vielleicht einmal übernehmen, floriert. Mit den Häuslebauern aus den Neubaugebieten ringsum ist man gut im Geschäft. Für diese Kunden erweiterte der Baustoffhändler im vergangenen Jahr das Geschäft um die Hagebau-Franchisemarke "Mr. Gardener". Sie steht für alles, was im Garten benötigt wird. Andreas Liehr leitet die Abteilung. Der 27-Jährige und sein Auszubildender Dennis Wagner sind ein gutes Team. "Wir haben das große Los gezogen, hier mit dem Neubaugebiet in der Umgebung und wir in der goldenen Mitte", sagt der 19 Jahre alte Lehrling, der aus Oststeinbek kommt. Sein Vorgesetzter Andreas Liehr freut sich über die Chance, die er mit der Verantwortung für das Holzsortiment bekam. Und er schätzt die familiäre Atmosphäre im Betrieb: "Das ist anders als bei den großen Baumarktketten."