Familien aus Ahrensburg weichen auf Angebote in den Nachbarorten Ammersbek und Großhansdorf aus. Auch die Krippen sind voll belegt.

Ahrensburg. In Stormarn suchen so viele Eltern nach Krippen- und Tagesmütterplätzen für ihre kleinen Kinder wie lange nicht mehr. In Städten wie Ahrensburg gibt es eine lange Warteliste. Einige Familien kümmern sich sogar schon um einen Platz, ehe ihre Babys überhaupt geboren sind.

11.30 Uhr bei den "Wurzelzwergen" im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz. Die Tagesmütter Katrin Goike und Cornelia von Mallinckrodt rufen die Kinder an die kleinen Tische. Mittagessen. Heute gibt es Bauernfrühstück. Für einen kurzen Moment kehrt Ruhe in den großen Spielraum ein.

Cornelia von Mallinckrodt arbeitet seit 2003 als Tagesmutter. Angefangen hat es mit einer Hand voll Kindern. Sie war damals die erste Betreuerin, die so etwas im Viertel anbot. Heute sind es zehn Kinder im Alter von einem bis drei Jahren. Sie sagt: "Wir könnten auch 30 Kinder aufnehmen, so groß ist die Nachfrage." Eine Auflage vom Jugendamt sieht allerdings vor, dass von einer Tagesmutter nur fünf Kinder betreut werden sollen. "Und wir wollen ja auch individuelle Betreuung schaffen", sagt Katrin Goike. Die Nachfrage werde immer größer. Zwei bis drei Eltern rufen in der Woche bei ihr an. Kurzfristig geht aber gar nichts: "Wir sind bis Anfang 2010 voll belegt. Wir haben sogar schon eine Anfrage für 2011."

Die Betreiberinnen der "Wurzelzwerge" haben sich dem Verein Tagesmütter Stormarn angeschlossen. 130 Tagesmütter aus dem gesamten Kreis sind darin miteinander vernetzt. Sie betreuen mehr als 600 Kinder. Der Verein vermittelt nicht nur suchende Eltern an Tagesmütter, sondern informiert seine Mitglieder regelmäßig über Gesetzesänderungen und organisiert Fortbildungen. Bei der Vorsitzenden Petra Niquet in Ahrensburg klingelt das Telefon daher noch häufiger als bei ihren Kolleginnen. Sie sagt: "Im Moment ist richtig was los."

In Ahrensburg sei jeder Platz belegt. "Ich versuche dann, an Tagesmütter in Großhansdorf oder Ammersbek zu vermitteln, das liegt ja noch in der Nähe", sagt Niquet. Die Nachfrage sei auch im übrigen Kreisgebiet hoch. Bisher habe sie aber nahezu alle Kinder unterbringen können. Einige Mütter haben vorher schon vergeblich bei der Stadt versucht, einen Krippenplatz zu bekommen. Hanno Krause, Fachdienstleiter im Bereich Bildung, Sport, Kultur und Soziale Einrichtungen im Rathaus: "Wir haben im Moment 60 Kinder auf der Warteliste für die Krippen." Die Stadt bietet 30 Krippenplätze an. Bis März nächsten Jahres kommen noch einmal 30 Plätze dazu: zehn im Stadtteil Gartenholz und 20 an der Königstraße. Hanno Krause hofft auf weitere Entlastung: "Sollte das Förderzentrum der Fritz-Reuter Schule schließen, könnten dort zentrumsnahe Betreuungsplätze entstehen." Die kämen allerdings erst in ein paar Jahren.

Ab 2013 haben Eltern einen gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. "Ohne die Tagespflege könnten wir den Anspruch gar nicht sichern", sagt Krause. Bis 2013 müssen die meisten Städte und Gemeinden ihr Angebot daher noch erheblich ausbauen. Fachdienstleiter Gerald Wunderlich von der Kreisverwaltung sieht die Städte und Gemeinden aber auf einem guten Weg: "Die Bedarfslücke wurde im vergangenen Jahr weiter geschlossen."

Für Fachdienstleiter Hanno Krause ist es richtig, eine Mischung aus Tagespflege und Krippenplätzen anzubieten. Denn nicht alle Eltern benötigten einen Vollzeitplatz für ihr Kind. Allerdings würden immer häufiger beide Elternteile arbeiten. Die Gründe dafür seien unterschiedlich. Krause vermutet, dass bei einem Teil der Eltern wirtschaftliche Faktoren eine entscheidende Rolle spielen und sie auf das Geld angewiesen sind, weil ein Einkommen in der Familie nicht mehr ausreicht. Ein weiterer Grund sei nach seiner Meinung aber auch, dass viele Frauen sich einen Ausstieg für drei Jahre in ihren Positionen gar nicht mehr leisten können. Gerade in Führungspositionen sei da ein gewisser Konkurrenzkampf, der einen Einstieg nach längerer Abwesenheit erheblich erschwere.

Oftmals steigt ein Elternteil aber nur in Teilzeit wieder ins Berufsleben ein. "Wir sind da flexibel. Einige Kinder kommen nur an drei Tagen in der Woche zu uns", sagt Tagesmutter Cornelia von Mallinckrodt. Sie hat in der Woche von 7 bis 17 Uhr geöffnet und freitags bis 15 Uhr. Andere Tagesmütter sind sogar bis um 20 Uhr im Einsatz. Bei den "Wurzelzwergen" zahlen Eltern dafür zwischen 3,30 und vier Euro je Stunde.