Der Kreis hat im Landesvergleich hinter Pinneberg den zweitniedrigsten Krankenstand. Zahl nahm gegenüber dem Vorjahr leicht zu.

Bad Oldesloe. Rückenschmerzen bleiben die Volkskrankheit Nummer eins. Auch in Stormarn leidet rund jeder Fünfte an sogenannten Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems. Dies geht aus dem Gesundheitsreport 2009 der DAK hervor. "Zwar fallen in diese Kategorie auch beispielsweise Knieschmerzen oder Muskelzerrungen", sagt Hans-Werner Harmuth von der DAK. Den Großteil mit zehn Prozent aller Krankschreibungen machten jedoch Rückenschmerzen aus.

Auf Platz zwei der häufigsten Krankheiten sind mit 15,2 Prozent Erkrankungen des Atmungssystems. Spitzenreiter in dieser Kategorie ist die Bronchitis. 13,4 Prozent aller Beschäftigten in Stormarn wurden im vergangenen Jahr aufgrund von Verletzungen krankgeschrieben. Dies ist ein Anstieg um rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf Platz vier folgen mit 11,9 Prozent psychische Erkrankungen.

Allgemein nahm die Zahl der Erkrankungen in Stormarn im Jahr 2008 leicht zu. Von 1000 DAK-Versicherten waren täglich 30 Menschen krankgeschrieben. 2007 waren es 29 Versicherte. Damit hatte Stormarn im Landesvergleich hinter Pinneberg (2,8 Prozent) den zweitniedrigsten Krankenstand.

Neben den Atemwegserkrankungen haben auch die Erkrankungen des Verdauungssystems im Kreis Stormarn zugenommen.

Die Steigerung um 22 Prozent sei laut Experten jedoch nicht dramatisch und wird sich in den Folgejahren nicht fortsetzen. Im Jahr 2008 waren im Kreis viele Menschen am Norovirus erkrankt. Obwohl die psychischen Erkrankungen im Kreis Stormarn leicht zurückgegangen sind, schlagen Experten dennoch Alarm. "Viele gesunde Menschen greifen gegen Stress im Beruf regelmäßig zu Arzneien, die aufputschen, beruhigen oder die Konzentration steigern", sagt Hans-Werner Harmuth. Nach einer bundesweiten Befragung von 3017 Beschäftigten im Alter von 20 bis 50 Jahren würden zwei Prozent der Befragten täglich oder mehrmals im Monat zu Medikamenten greifen, um im Job leistungsfähiger zu sein. Auf Stormarn umgerechnet wären dies rund 2000 Berufstätige.

Die Mittel, die diese Gruppe konsumiert seien größtenteils auch sehr gefährlich. "Abhängigkeit, Leber- oder Nierenschäden sind häufig die Folge", sagt Peter Hans Hauptmann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus in Bargfeld-Stegen. "Besonders erschreckend ist auch, dass die Patienten immer jünger werden. Dies war vor sieben Jahren noch ganz anders."

Die Hälfte der Befragten der DAK-Studie gaben an, ihre Mittel von Bekannten und Freunden zu bekommen. "Wir haben erlebt, dass einige beispielsweise Alzheimer-Medikamente von den Großeltern schlucken - in der Hoffnung, sich besser konzentrieren zu können", sagt Harmuth.

Schwere Vorwürfe erhebt der Arzt Peter Hans Hauptmann gegen Apotheker: "Viele Medikamente, die eigentlich verschreibungspflichtig sind, werden in der Apotheke aus Profitgier unterm Tisch verkauft." Zudem würde der zunehmende Internethandel mit Medikamenten das Problem verschärfen.

Hans-Werner Harmuth: "Um diesem Trend, dass immer mehr Arbeitnehmer dopen, entgegenzuwirken, müssen die Arbeitgeber aktiv werden. Beispielsweise durch die Schaffung eines Gesundheits-Managements in der Firma. Dort können dann Mitarbeiter, die zu viel Stress haben oder gemobbt werden, hingehen und das Problem ansprechen."