Verein inszeniert das schillernde Leben des Margarine- und Wurstfabrikanten, der in seiner besten Zeit 5000 Menschen beschäftigte und 1940 starb.

Bad Oldesloe. Mit seinen Leitenden Angestellten über die Hamburger Reeperbahn zu bummeln, das war ganz nach dem Geschmack von Friedrich Bölck. Der Oldesloer, der mit Margarine, Kaffee und Wurstwaren Geld scheffelte, war ein Genussmensch. Er kaufte Güter auf, verwandelte die Hochzeit seines Sohnes in eine städtische Massenhochzeit und suchte, extravagant wie er war, einen "Prokuristen mit Erfahrung als Tenor".

Dennoch vergaß der Unternehmer nie, wo er herkam, und wurde zum Wohltäter für kleine Leute. Jetzt wird der Selfmademan aus den Zwanzigerjahren zum Helden eines Theaterstücks.

"Wir wollten schon lange etwas über Bölck machen. Jetzt hat sich Harry mit der Idee endlich durchgesetzt", sagt die Pressesprecherin Petra-Maria Scharck vom Verein "Bad Oldesloe macht Theater". Harry, das ist Harry Mähl, der die schillernde Gestalt des Unternehmers genauer unter die Lupe genommen und mit Anja Radtke-Schulz ein Exposé für das neue Stück entwickelt hat. "Marke Bölck" heißt die Produktion, die im Mai 2011 Premiere haben soll: "Open air" natürlich, so wie beim Erfolgsstück "Die Witwe von der Hude" und all den anderen Produktionen des Vereins.

"Am Anfang ist Bölck mit Handwagen von Haus zu Haus gezogen. Aber ab 1923 ging es richtig los. Zuerst baute er Margarinefabriken in Bad Segeberg und Hannover. Dann kam die Kaffeerösterei in der Grabauer Straße. Dort, wo jetzt das DRK drin ist. Damals duftete immer die ganze Gegend nach frischem Kaffee", erzählt Harry Mähl von seinen Recherchen.

In den alten Unterlagen zu wühlen und dieses Kapitel der Geschichte der Stadt ans Licht zu holen, hat dem Oldesloer Spaß gemacht. Er weiß auch, wo die Fleisch- und Wurstwarenfabrik von Bölck war: an der Klaus-Groth-Straße, dort, wo jetzt die Drahtseilerei steht. Zeitzeugen erinnern sich daran, wie im Krieg eine Bombe ins Gebäude einschlug und die ausgehungerten Menschen die Wurstwaren aufsammelten.

Als gewitzter Geschäftsmann führte Bölck das Rabattmarkensystem ein. Zugleich fuhr er mit seinem Wagen durch die Stadt und warf den Kindern Bonbons zu. "Bölck war ein Macher und ein sozial denkender Mensch. Er ließ Straßen pflastern und den Gänselieselbrunnen bauen. Und er hat das Gut Borstel gekauft und dort ein Kindererholungsheim eingerichtet. War das Rabattheft voll, konnte man 10 Mark dazuzahlen und sein Kind dorthin schicken. Der Andrang war riesig", erzählt Mähl. Er kennt auch die politische Ausrichtung des Mannes, der 1940 unter mysteriösen Umständen bei einem Unfall ums Leben kam. "Bölck war als Mitbegründer der Radikal-Demokratischen Partei ein Feind der Nazis. Die Scheiben seines Hauses in der Salinenstraße wurden alle eingeschmissen", berichtet Mähl.

"Der Stoff reicht für mehrere Dramen", sagt der freischaffende Regisseur Sven Lange aus Hamburg, der sich klar gegen andere Bewerber durchsetzen konnte und nun die Fülle an Fakten zu einem Stück zusammenfügen wird. Lange: "Es kann auch passieren, dass etwas hineinkommt, dass historisch nicht korrekt, aber dramatisch interessant ist", sagt er und schmunzelt. Am liebsten würde er den Innenhof der Kreisverwaltung als Spielstätte nehmen. Vielleicht wird aber auch das alte Bölck-Haus Kulisse des Geschehens.

Sicher ist, dass die neue Produktion Revue-Charakter haben wird. Erstens, weil Bölck Musik liebte. Und zweitens, weil die Zwanzigerjahre musikalisch so viel zu bieten haben - jene Zeit, in der der Oldesloer Visionär mit 5000 Angestellten seine wirtschaftliche Blüte erlebte. Pressesprecherin Scharck: "Ob gesungen wird oder ob es zwischen den Szenen Revueteile geben wird, wissen wir noch nicht. Aber wir möchten, dass auf der Bühne und hinter den Kulissen wieder die ganze Stadt mitmacht."