Hilfsprogramm der Regierung zeigt bisher erst in Hoisdorf, Großhansdorf, Bad Oldesloe, Trittau und Witzhave Wirkung. Handwerkskammer dennoch gelassen.

Ahrensburg. Antonio Alves, der Mann mit der Maurerkelle, weiß nicht, dass er auf einer ganz besonderen Baustelle arbeitet: In Hoisdorf wird gerade das Gebäude des ehemaligen Lehrschwimmbeckens zu einem Kinderhort umgebaut. Gewiss kein sehr aufregendes Projekt. Dennoch: Nur in Hoisdorf, Großhansdorf, Bad Oldesloe, Trittau und Witzhave - und sonst nirgendwo in Stormarn - ist derzeit zu beobachten, wie das Konjunkturpaket der Bundesregierung das tut, was es machen soll: Arbeit schaffen.

Nun ist schon seit Februar bekannt, dass in Stormarn 14,91 Millionen Euro aus dem Programm für Bildungseinrichtungen und für den Bereich Städtebau verbaut werden können. Dass bislang nur ein Bruchteil des Geldes in Arbeit umgesetzt wurde, hat verschiedene Gründe. Zunächst gab es Streit um die Förderrichtlinien. Erst im April hatten sich die Kommunen und das Land auf die Prinzipien der Geldverteilung geeinigt. Eines dieser Prinzipien machte den Bürgermeistern besonders zu schaffen: Es werden nur Bauprojekt gefördert, die zu mindestens 50 Prozent der energetischen Sanierung gelten. Im Juni stand nach einem ersten Antragsverfahren fest, welche Vorhaben ins Programm aufgenommen werden. Dann mussten die Anträge noch einmal präzisiert werden, denn für den Förderbescheid war die Investitionsbank des Landes zuständig. "Das ging mindestens dreimal hin und her, das war wirklich umständlich", sagt Hoisdorfs Bürgermeister Dieter Schippmann (DGH). Er hätte mit dem etwa 180 000 Euro teuren Umbau des Hauses gern früher begonnen, aber der Förderbescheid traf erst am 21. September in Hoisdorf ein.

Viele andere Kommunen warten bis heute auf das Schreiben, das ihnen die Auftragsvergabe ermöglicht. Sie haben ihre Arbeiten im Grunde erledigt, können aber ohne Bescheid nicht loslegen. So zum Beispiel in Barsbüttel, wo die Grundschule Willinghusen für gut 400 000 Euro saniert werden soll. Oder in Bargteheide, wo 1,6 Millionen Euro ins Kopernikus-Gymnasium gesteckt werden sollen. "Wir arbeiten mit Hochdruck", sagt der Bargteheider Bauamtsleiter Jürgen Engfer, "aber der Bescheid ist noch nicht da."

Dennoch hofft er, noch in diesem Jahr mit der Sanierung der Schule beginnen zu können. In manchen Kommunen steht der Baubeginn sogar kurz bevor - zum Beispiel in Glinde, wo ab kommende Woche die Kita "Wirbelwind" ein neues Dach bekommen soll. Dennoch: "Die meisten Maßnahmen werden erst im kommenden Jahr in Angriff genommen werden können", sagt Janhinnerk Voß, der Großhansdorfer Bürgermeister. Er plädiert deshalb dafür, den Förderzeitraum auszudehnen. Bislang müssen die Maßnahmen spätestens 2010 umgesetzt sein, sonst gibt es kein Geld. Voß: "Wir sollten 2011 mit dazunehmen."

Horst Kruse aus Großhansdorf, der Präsident der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, ist anderer Ansicht. "Die Aufträge lass' mal ruhig auf uns zukommen, das stemmt das Handwerk schon", sagt er. Wichtig ist ihm, dass die Kommunen die mit dem Konjunkturprogramm verbundenen Freiheiten bei der Auftragvergabe auch nutzen. "Gebt die Aufträge an die Firmen vor Ort, dann bleibt die Arbeit in der Region", sagt er.

Bei Antonio Alves hat das geklappt. Er arbeitet für das Linauer Bauunternehmen Walter Kruse. Im November sollen die beiden Horträume und der neue Hausaufgabenraum fertig sein. Dann gibt es in Hoisdorf mehr Platz für Kinder. Richtig belebt sein werden die Räume aber wohl erst nach den Sommerferien 2010. Damit erfüllt die Gemeinde Hoisdorf ein weiteres wichtiges Kriterium für die Bewilligung des Konjunkturprogramm-Geldes: die Zusätzlichkeit. "Ohne Konjunkturpaket hätten wir das jetzt noch nicht gebaut", sagt Bürgermeister Dieter Schippmann. Das Amt Siek, zu dem seine Gemeinde gehört, hat bei dem Wettlauf ums Fördergeld übrigens ganz eindeutig die Nase vorn. Im Amtsbereich gibt es sogar ein Projekt, das schon fertiggestellt ist: Die 167 000 Euro teure Sanierung der Schulturnhalle in Stapelfeld.