In unserer Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es der 65-Jährige Glinder - Feuerwehrmann, Politiker und Mitglied der Band “The Best Agers“.

Glinde. Wenn Rolf Budde im Übungsraum des Oststeinbeker Jugendzentrums "Proud Mary" singt, dann macht er das mit voller Kraft. Die Rockband, in der er mitmischt, ist zwei Jahre alt. Die Mitglieder sind etwas älter. "Alle so um die 60", sagt Rolf Budde, der im September 65 Jahre alt geworden ist. Nur der Schlagzeuger, der ist jünger: 49. "Aber mental passt er gut rein", sagt Budde - und grinst.

Rolf Budde macht vieles mit voller Kraft: Feuerwehr, CDU, ehrenamtlicher Richter - um nur einiges zu nennen. Der in der Nähe von Detmold auf die Welt Gekommene wohnt bereits seit 1969 in Glinde und ist seit beinahe ebenso vielen Jahren bei der Feuerwehr aktiv. Jetzt gehört er der Reserve an - was aber bei Budde nicht wirklich etwas mit vermindertem Einsatz zu tun hat. An der Feuerwehrschule in Nütschau unterrichtet er seit 30 Jahren den Führungsnachwuchs. Möglichst echt soll das sein, deshalb sorgt er mit selbst zusammengemixten Ingredienzien schon mal dafür, dass es auf dem Übungsgelände knallt. "Meine Experimente sind berühmt und berüchtigt", sagt er und lächelt verschmitzt. Als langjähriger Leiter des ABC-Zugs der Feuerwehr, der jetzt Löschzug Gefahrgut heißt, kennt er sich mit Chemikalien aus.

Das Deutsche Feuerwehrkreuz in Gold hat er dafür bekommen, die höchste Auszeichnung für Brandschützer in Deutschland. Er freut sich drüber, sagt aber auch: "Ich muss jede Auszeichnung durch Zwei teilen. Ohne meine Frau ginge das alles nicht." Er hat die Glinderin in Hamburg kennengelernt, bei einem Urlaub in der Hansestadt. Ohne dieses Treffen wäre Budde vermutlich nie in Norddeutschland heimisch geworden.

Doch nun ist er da - und eigentlich auch nicht mehr aus Glinde wegzudenken. Seit vielen Jahren ist er in der Kommunalpolitik tätig. Erst war er bei den Sozialdemokraten, dann bei der CDU. "Die von der SPD haben mich nach einem Krach loswerden wollen. 'Mit deinen Ansichten gehörst du eine Etage tiefer', haben die gesagt. Unten, im Erdgeschoss, hatte die CDU ihre Räume, da bin ich dann hin und hab' denen erzählt: 'Die da oben haben mich hierher geschickt, ich soll hier anfangen.' Die haben vielleicht geguckt."

Man ahnt es schon: Letztlich ist es egal, in welcher Partei Budde arbeitet. Ackern tut er hier wie dort. Für die Kinder blieb da nicht immer viel Zeit. Zwei Söhne hat er, längst erwachsen. Budde, der als Raumausstatter und zuletzt in einer Hausverwaltung gearbeitet hat, erzählt: "Da kam es schon vor, dass meine Frau mir am Freitag sagen musste: 'Denkst du bitte dran, am Sonntag ist Konfirmation.'"

Sein vielleicht verantwortungsvollstes Ehrenamt ist nicht sehr zeitraubend. Seit 2007 ist er ehrenamtlicher Richter am Oberverwaltungsgericht Schleswig. Als er Kreistagsabgeordneter war, hat er sich in eine Liste eintragen lassen. "Ich hab' nie gedacht, dass die mich haben wollen", sagt er. "Aber dann kam ein Brief vom Oberverwaltungsgericht, und da standen so schlimme Sachen drin für den Fall, dass ich ablehnen würde. Da hab' ich gedacht: Geh' da mal besser hin."

Etwa einmal im Jahr sitzt er nun im Gerichtssaal - "zum Glück auf der richtigen Seite", sagt Budde lachend. Der Vierte Senat ist seine Heimat, dort urteilen drei Berufsrichter und zwei ehrenamtliche. "Ich muss keine juristischen Fachkenntnisse haben", sagt Budde. "Die Berufsrichter wollen von mir wissen, wie das Volk den Fall beurteilen würde."

Und das sagt er dann auch. Mit dem Energiekonzern Vattenfall hat er zu tun gehabt, der irgendwann mal Unterlagen an Greenpeace rausgeben sollte, aber ein paar Seiten zurückgehalten hat. "Da stand gar nichts Wichtiges drauf, das war eigentlich nur Versteckspiel", sagt Budde. Am Ende musste Vattenfall die Seiten liefern. "Das war Kinderkram, deshalb so lange zu prozessieren. Das ging ja über Jahre."

Verwaltungsrecht ist echt spannend, findet Budde. Aber er braucht auch das Praktische, das echte Leben. Dem neuen Glinder Bürgermeister Reinhard Zug hat er im Wahlkampf geholfen. An fast jedem Markttag war er am Infostand dabei. Für die Glinder Tafel sammelt er Lebensmittel ein. Er hat dafür gesorgt, dass es auf dem Friedhof ein Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege gibt. Und wie war das neulich mit der Hecke am Friedhof, die nicht mehr schön aussah? Budde hat die Schere rausgeholt. "Da muss man nicht lange labern, sondern Ärmel hoch und anpacken."

Zwei Herzinfarkte hat der Mann schon hinter sich. Aber runterschalten ist nicht drin. Dazu ist Rolf Budde zu sehr Rocker. Seine Band heißt "The Best Agers".