Mit der Kündigung des Gastschulabkommens zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein - wir berichteten - hat die Hansestadt auch die Existenz ihrer Privatschulen aufs Spiel gesetzt. Viele Schüler kommen aus Schleswig-Holstein, die Eltern tragen mit ihrem finanziellen Beitrag zum Beispiel dazu bei, dass die Lehrer bezahlt werden können.

Reinbek. Sollten Hamburger Schulen tatsächlich ab dem Sommer 2010 keine Kinder aus Schleswig-Holstein mehr aufnehmen dürfen, bricht eine Klientel weg, die zum Beispiel in der Bergedorfer Rudolf-Steiner-Schule die Hälfte der Schüler ausmacht. Außerdem steht Geld auf dem Spiel, das Hamburg an die Privatschulen zahlt - aber in Zukunft nicht mehr für Schleswig-Holsteiner zahlen will, die dort schon jetzt unterrichtet werden.

Eine bedrohliche Situation, gegen die nun die Eltern protestieren. Für sie geht es nicht nur ums Geld, sondern noch um etwas anderes. "Hier werden Familien auseinandergerissen", sagt Beatrice Baumann aus Reinbek. Ihre Tochter Clemencia (6) besucht bereits die Montessori-Schule in Bergedorf, ihrem Sohn Percy (5) bleibt dies verwehrt. "Das ist absolut nicht nachzuvollziehen."

Die Geschäftsführerin der Montessori-Schule, Christine Wulf-Ramm, sagt: "Wir brauchen das Gastschulabkommen. Die Verhandlungen zwischen den Bundesländern sollten sofort wieder aufgenommen werden. Im Januar geht es um die Anmeldungen für das nächste Schuljahr. Ich weiß nicht, was ich dann den Eltern sagen soll." Rund 400 Unterschriften, die gesammelt wurden, verleihen ihrer Forderung Nachdruck.

Hamburg hat das Gastschulabkommen gekündigt, um mehr Geld vom nördlichen Nachbarn zu bekommen. Bislang hatte Schleswig-Holstein jährlich 8,5 Millionen Euro gezahlt. 6315 Schleswig-Holsteiner werden derzeit an staatlichen und privaten Schulen in der Hansestadt unterrichtet. Hamburg hält als Kompensation 30 Millionen Euro für gerechtfertigt. Schleswig-Holstein hatte zuletzt 9,25 Millionen Euro geboten. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, bliebe den Schleswig-Holsteinern nur noch der Weg offen, der im Grenzgebiet seit Jahrzehnten gegangen wird: Kinder werden unter einem Pro-forma-Wohnsitz in Hamburg angemeldet - und so zu Hamburgern.