Der Geschäftsmann bereitet seit mehr als zehn Jahren Probleme in der Kreisstadt. Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage in 63 Fällen erhoben.

Bad Oldesloe. Stormarns wohl schlimmster Vermieter, Robert P., sitzt jetzt hinter Gittern. Dem Eigentümer der Oldesloer Stoltenrieden-Hochhäuser ist nach Informationen der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes vor zehn Tagen im Amtsgericht Tettnang am Bodensee der Haftbefehl verkündet worden. P. wird vorgeworfen, die Mietkautionen von 63 ehemaligen Bewohnern der vier Wohnblocks veruntreut zu haben. Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat nach den Worten ihres Sprechers Klaus-Dieter Schultz am 20. Juli in dieser Angelegenheit Anklage gegen P. erhoben. Ihm wird in Kürze vor dem Landgericht Lübeck der Prozess gemacht werden.

Der Schaden für die Betroffenen dürfte im mittleren fünfstelligen Bereich liegen. Der Oldesloer Gerd-Günter Finck vom Verein Mieter helfen Mietern geht sogar davon aus, dass er noch weitaus höher ist. Der Oldesloer spricht von mehr als 100 Geschädigten. Die Differenz zu der von der Staatsanwaltschaft genannten Zahl dürfte sich damit erklären lassen, dass etliche Fälle bereits verjährt sind.

Finck geht davon aus, dass das Geld auf jeden Fall verloren ist. Offenbar waren die Kautionen nicht ordnungsgemäß angelegt und verwahrt worden. Vielmehr war es am Stoltenrieden durchaus gang und gäbe, Bares an der Wohnungstür einzusammeln. "Es ist schlimm, dass einfache Menschen um ihre Ersparnisse betrogen worden sind", sagt Finck, der viele der ehemaligen Stoltenrieden-Mieter beraten hat. 1000 Euro weg - das sei insbesondere für Geringverdiener eine Katastrophe, für manchen unter ihnen gar der Ruin.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft begannen bereits im Jahr 2003. P., Italiener mit österreichischem Pass, galt unterdessen als "abgetaucht", wie Gerd-Günter Finck sagt. Über die Umstände seiner Verhaftung ist bislang nichts bekannt. Möglicherweise wurde er bei der Einreise aus Österreich an der Grenze festgenommen. Die Verhaftung ist der bisherige Höhepunkt eines nun schon seit mehr als zehn Jahren währenden Dauerärgers um die vier Hochhäuser. Robert P. hatte die völlig heruntergekommenen Kästen Ende der 90er-Jahre übernommen und mit der Forderung nach einer saftigen Mieterhöhung sogleich den Zorn der Bewohner auf sich gezogen. Statt bis dato 9,78 Mark kalt pro Quadratmeter forderte er 15 Mark. Als Begründung führte er damals umfangreiche Sanierungsarbeiten an der maroden Bausubstanz an. Unter anderem sollten neue Fahrstühle installiert, neue Wasserrohre verlegt, Isolierglasfenster eingebaut, die Heizung erneuert und die Fassade gedämmt werden. Viele Bewohner zogen aus - wegen der angekündigten Erhöhungen, aber auch wegen der bevorstehenden Arbeiten.

Die begannen auch alsbald. Allerdings soll P. die beauftragten Handwerksfirmen nicht oder nur zum Teil bezahlt haben, zwei sollen daran pleite gegangen sein. Davon zeugt noch heute der Block mit der Hausnummer 14-16, an dessen Balkonen die Gitter fehlen und in dessen Treppenhaus kein Putz an den Wänden ist. Die Sanierung wurde abgebrochen. Die 50 Wohnungen stehen seit Jahren leer, das Haus ist unbewohnbar. "Der Sanierungsstau beträgt etwa eine Million Euro", meint Gerd-Günter Finck.

Auch die Energieversorger bezahlte Robert P. nicht. Im Juli 2000 drehten die Stadtwerke Strom und Fernwärme ab. Es hatten sich Außenstände in Höhe von umgerechnet rund 100 000 Euro angehäuft. Die letzten 49 Mieter saßen ohne warmes Wasser und ohne Treppenhausbeleuchtung da. P. zahlte daraufhin - einmalig. Im Sommer 2001 stand er bei den Versorgern erneut mit umgerechnet rund 100 000 Euro in der Kreide. Im Januar 2003 forderte P. von ehemaligen Mietern dann Nebenkosten in Höhe von bis zu 2300 Euro. Ein halbes Jahr später setzte das Amtsgericht Bad Oldesloe eine Zwangsverwaltung ein.

Gerd-Günter Finck von Mieter helfen Mietern sagt, Robert P. sei bis heute im Grundbuch als Eigentümer der Immobilie eingetragen. Seit der Zwangsverwaltung gebe es aber keinerlei Probleme mehr. Ganz im Gegenteil: "Die Häuser am Stoltenrieden gelten heute als eine beliebte Adresse", sagt Gerd-Günter Finck. In den drei bewohnbaren Hochhäusern wohnen 150 Familien. Sofern sie nach Sommer 2003 eingezogen sind, sind die von ihnen geleisteten Mietkautionen sicher. Zurzeit sollen die vier Hochhäuser zum Verkauf stehen.