In unserer Serie stellen wir Stormarner Unternehmen vor. Was ist das Besondere? Wie denken die Mitarbeiter? Reporterin Dorothea Benedikt hat sich bei proAlpha in Ahrensburg umgesehen.

Studiert habe ich nie. Geschweige denn eine Ausbildung gemacht", sagt der Mann, der es in die Chefetage des Ahrensburger Software-Unternehmens proAlpha geschafft hat. Markus Klahn ist heute eines von vier Vorstandsmitgliedern und Chef von rund 450 Mitarbeitern. "Ich habe mich schon während meiner Schulzeit für Computer interessiert. Nach dem Abitur habe ich mich gleich selbstständig gemacht", sagt Klahn.

Zunächst fing er an, Produktionssoftware zu verbessern und zu erweitern. Später entwickelte er selbst ein CAD-Konstruktionsprogramm; CAD steht für "Computer Aided Design" und bedeutet computerunterstützte Gestaltung. "Wenn ein Ingenieur am Computer eine Maschine konstruiert, berechnet diese Software ganz genau, welche Bauteile in welchem Umfang dafür zu bestellen sind", sagt Klahn.

Zehn Jahre leitete der heute 42-Jährige seine kleine Firma in Münster, in seiner westfälischen Heimat. Er hatte sieben Mitarbeiter. Einer seiner Kunden war der Software-Anbieter proAlpha in Ahrensburg. Das Unternehmen war 1992 von den Brüdern Leo und Werner Ernst gegründet worden. Ihre Idee: sämtliche Unternehmensprozesse miteinander vernetzen - und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Hat beispielsweise ein Kunde eine Bestellung gemacht, gibt sie der Vertrieb in das System ein. Über die Software proAlpha wird das Lager darüber informiert, wann die bestellte Ware bereitzustellen ist. Der Einkauf erfährt, dass der Lagerbestand sich verringert hat und neue Produkte bestellt werden müssen.

Im selben Zug bekommt die Buchhaltung die Information, welcher Betrag vom Kunden überwiesen werden muss. Und zu guter Letzt informiert das System auch das Controlling, das dann den Umsatz des Unternehmens errechnen kann. Kurz: Die Software erleichtert und beschleunigt Unternehmensprozesse.

In Deutschland ist die Firma an neun Standorten vertreten. In Ahrensburg ist der Hauptsitz. Dort arbeiten 60 Menschen. "Als proAlpha gegründet wurde, arbeiteten viele Konzerne mit dem SAP-Programm. Die Gebrüder Ernst dachten sich, dass auch Mittelständler solch eine Software brauchen", sagt Klahn. Das von ihm entwickelte CAD-Programm setzte proAlpha bereits als Zusatzmodul ein. "1998 bekam ich das Angebot, mit meiner Software in das Unternehmen einzusteigen", sagt Klahn. Er nahm an. Alle Mitarbeiter seines Unternehmens wurden von proAlpha übernommen, er selbst wurde Geschäftsführer. "2003 wurden wir eine Aktiengesellschaft. Seitdem bin ich Vorstandsmitglied", sagt er, der inzwischen in Großhansdorf zu Hause ist. ProAlpha ist ein junges Unternehmen, das Durchschnittsalter liegt bei 39 Jahren. Zudem ist das Arbeitsklima in der Firma An der Strusbek im Ahrensburger Gewerbegebiet besonders gut. Täglich steht frisches Obst in den Küchen des Bürokomplexes, Soft-Getränke und Säfte sind ebenso gratis wie der Latte macchiato, Cappuccino und Espresso, die ein Automat auf Knopfdruck zubereitet.

Doch nicht nur Obst und Getränke sorgen für das gute Arbeitsklima bei proAlpha. "Einige von uns treffen sich regelmäßig zum Fußballspielen", sagt Projektleiter Thomas Haverkampf (40). Im Sommer auf dem Fußballplatz, im Winter wird in der Halle gespielt. "Wenn wir zu sechst im Büro sitzen, kommt beispielsweise die Idee auf, mal zusammen auf der Alster zu segeln. Dann wird kurz eine Rundmail an alle Mitarbeiter geschickt, wer Lust hat, mitzumachen", sagt Haverkampf, der sich mit fünf Kollegen ein Büro teilt. Frauen sind in diesem Betrieb nicht so stark vertreten. "Die IT-Branche ist eine Männerdomäne. Schade", sagt Markus Klahn. Immerhin jeder dritte Beschäftigte in Ahrensburg ist eine Frau. Claudia Walhorn (44) ist die einzige in Leitungsfunktion. "Ich bin seit zwei Jahren in diesem Unternehmen. Ich fühle mich hier richtig wohl", sagt die Mathematikerin.

Eine weitere Dame ist in der Personalabteilung zu finden. Eva Jecht ist Personalreferentin und für die Akquise verantwortlich. Eine Frau mit Fantasie. "Als ich Urlaub in England gemacht habe, habe ich sieben Kollegen eine Karte geschrieben. Wobei jede Karte nur ein Puzzleteil war. Die Kollegen mussten ihre Karten aneinander halten, um den gesamten Text lesen zu können", sagt die Frau, die Bewerbungen sichtet und Vorstellungsgespräche organisiert.

Apropos Bewerbung: Würde auch heute noch einer wie der Chef eine Chance in diesem Unternehmen haben, ohne Ausbildung, ohne Studium? "Ich glaube nicht", sagt Markus Klahn, "die Zeiten haben sich geändert. Bewerber müssen Qualifikation mitbringen."