Zu wenig Geld für den Sportverein, für Spielsachen, für die Klassenreise: Jedes elfte Kind im Alter unter 15 Jahren in Stormarn lebt von Hartz IV.

Ahrensburg. "Armut ist ihre erste Erfahrung mit dem Sozialstaat", sagt Uwe Teut, Stormarner Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Um Kinder aus materieller Not herauszuholen, fordert der DGB eine Erhöhung des Kinderzuschlags, des Wohngeldes sowie existenzsichernde Mindestlöhne.

Uwe Teut sagt: "Kinder sind unsere Zukunft, aber wir handeln nicht danach. Es ist Zeit, endlich Konsequenzen aus den Armutsdaten zu ziehen." Er verweist auf eine DGB-Analyse von Daten der Bundesagentur für Arbeit. Danach gab es im Mai 10 563 Hartz IV-Empfänger, von denen 2983 Kinder unter 15 Jahre waren. Teut: "Das ist fast jede dritte Kind." Das Risiko, auf Hartz IV-Niveau leben zu müssen, sei dabei für Kinder deutlich höher als für Menschen im Erwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren. Gemessen an der Gesamtzahl aller im Kreis gemeldeten Kinder und Jugendlichen (rund 41 500) ergibt sich eine Quote von 8,7 Prozent. Bei den Erwerbsfähigen liegt sie bei 5,2 Prozent. "Wir brauchen mehr Betreuungs- und Bildungsangebote und armutsfeste Sozialleistungen", fordert Uwe Teut.

Sein Kollege Uwe Polkaehn, Vorsitzender der Region Schleswig-Holstein Ost, spricht sich dafür aus, den Kinderzuschlag für einkommensschwache Haushalte von bisher maximal 140 Euro pro Kind um etwa 100 Euro zu erhöhen. Außerdem sollten die komplizierten Anrechnungsvorschriften vereinfacht werden. "Die geringfügigen Verbesserungen beim Kinderzuschlag in der letzten Legislaturperiode waren völlig unzureichend, um das Verarmungsrisiko von Kindern deutlich zu verringern", sagt er.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes Stormarn, Ingo Loeding, begrüßt die Offensive des DGB. Er sagt: "Wir können gar nicht genug Mitstreiter bekommen, wenn es um Kinderarmut geht."

Der Kinderschutzbund in Stormarn geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl der armen Kinder doppelt so hoch ist, weil viele Familien im Niedriglohnsektor kaum mehr als Hartz IV zur Verfügung haben. Finanziell benachteiligten Kindern drohe der Ausschluss aus weiten Teilen des sozialen und kulturellen Lebens. Der DGB-Forderung nach einer Erhöhung des Kinderzuschlags kann sich Loeding anschließen. Das sei eine Möglichkeit, Not zu lindern. Langfristig aber verfolge der Kinderschutzbund das Ziel, eine eigenständige Grundsicherung für Kinder einzuführen. "Kinder sollten einen monatlichen Betrag in angemessener Höhe bekommen, der nicht in das System von Hartz IV fällt", sagt Ingo Loeding. "Wir brauchen die Sicherheit, dass die Menschen, die Kinder haben, nicht unter die Armutsgrenze rutschen."