Jeden Morgen legt der 77-Jährige eine schwarze Plastikschale mit den gesunden Früchten zur freien Bedienung auf den Postverteilkasten. Besonders Kinder machen von dem Angebot regen Gebrauch.

Norderstedt. Gerade hat er einer älteren Dame ein Dutzend knackig grüne Äpfel in den Korb ihres Gehwagens gepackt. Nun füllt Lothar Braune (77) seine "Apfelbar" wieder auf. Zwölf Äpfel passen in die schwarze Plastikschale, die der Norderstedter jeden Morgen füllt und zur freien Bedienung auf den Postverteilkasten am Langenharmer Weg stellt. Vor der Nummer 26 wächst der Baum mit den vitaminreichen Früchten auf städtischem Grundstück. "Wir haben die Pflege des Grünstreifens übernommen", sagt der Anwohner, der nicht nur das Papier einsammelt, das Schulkinder achtlos wegschmeißen, sondern eben auch den Apfelbaum pflegt.

"Die genaue Sorte kennen wir nicht, der süß-saure Geschmack erinnert an Golden Delicious", sagt Braune. 1987 ist er hier hergezogen, ein Jahr später hat er sich des Obstbaumes angenommen. "Der war total verwahrlost", sagt der Hobby-Baumpfleger, der sich sein Wissen im Süden Deutschlands angeeignet hat - da, wo die Freunde Obstwiesen und er selbst Obstbäume im Garten hatte. Der rüstige Rentner hat die Krone in Form geschnitten, "die herunterhängenden Äste müssen bleiben, was spitz nach oben wächst, wird gekappt, außer der Spitze natürlich". Im Frühjahr bekommt der Stamm einen Leimring verpasst, er schützt den Baum vor Ungeziefer.

Die sorgsame Pflege trägt Früchte: Seit drei bis vier Jahren hängen die Äste voll mit Äpfeln, zwei Zentner, so schätzt Braune, dürften es in diesem Jahr werden. Im Vorjahr fiel die Ernte geringer aus. An der Spitze, die rund acht Meter in den Himmel ragt, hängen noch Äpfel - nicht mehr lange, denn Braune, der selbst jeden Tag mindestens einen Apfel isst, wird demnächst die Leiter anstellen und mit dem Pflücker die letzten Früchte ernten.

"Die schönsten bekommt die Norderstedter Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige ausgibt", sagt der Apfelfan, der immer wieder Abnehmer findet. Schon um 7.30 Uhr füllt Braune zum ersten Mal seine Apfelbar - für die Schulkinder, die sich mit einem gesunden Pausenapfel eindecken können. Später am Vormittag kommen vor allem ältere Frauen, die auch schon im August die noch nicht essbaren Früchte zum Backen und Einwecken mitgenommen haben.

Wenn in den nächsten Tagen die letzten Äpfel gepflückt sein werden, haben der Baum und sein Pfleger Ruhe - bis zum nächsten Frühjahr.