Banden haben es auf Airbags, Navigationsgeräte, Bremssteuerungssysteme und Scheinwerfer abgesehen. Der Schaden geht in die Zehntausende.

Witzhave. Navigationsgeräte, Airbags, Scheinwerfer und sogar Bremssteuerungssysteme - organisierte Banden bedienen sich auf Stormarns Straßen wie in einem Ersatzteillager. Allein in den vergangenen vier Wochen haben die bisher unbekannten Täter in Witzhave und Reinbek 18 Autos aufgebrochen und einen Schaden von mehreren Zehntausend Euro angerichtet. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter gezielt und gut vorbereitet vorgehen. Offenbar besorgen sie vorrangig Teile für Mercedes-Fahrzeuge auf Bestellung. Ein Mercedes-Werkstattleiter aus Reinbek sagt: "Wir leben zurzeit ganz gut von dieser Serie. Die Ganoven schlagen in den Nächten zu Freitag oder Sonnabend zu. Am nächsten Tag haben wir dann im Schnitt fünf Fahrzeuge hier, bei denen Airbags oder Navigationsgerät fehlt. Oftmals auch beides."

"Unser Auto war in der Einfahrt zu unserem Haus geparkt", sagt Dirk Ehler, der Auf dem Heidlande in Witzhave wohnt. Dort wurden vergangene Woche acht Autos an den Straßen Rausdorfer Weg, Auf dem Heidlande und an der Hauskoppel aufgebrochen. Ein Audi und sieben Mercedes. "Die Diebe haben das Dreiecksfenster hinten rechts eingeschlagen, die Tür geöffnet und sind so ins Auto eingestiegen", sagt Ehler. Die Autoknacker haben auf ihrer Sternfahrt den Airbag aus dem Lenkrad gebaut. "Das geht nur mit Spezialwerkzeug von Mercedes", sagt Ehler. Das bestätigt auch eine Mercedes-Werkstatt in Reinbek. Der Schaden am Mercedes von Dirk Ehler beläuft sich auf 800 Euro. Bei seinem Nachbarn ist der Schaden viel höher: Außer Navigationsgerät und Airbag, der klassischen Beute der Mercedes-Bande, wurden bei seinem E 350 auch die Außenspiegel abmontiert. Damit nicht genug. Die Autoknacker öffneten die Motorhaube und bauten das Bremssystem aus. In solch einem Fall belaufe sich der Schaden schnell auf 8000 Euro, sagt ein Mercedes-Mitarbeiter auf Anfrage. Im Schnitt liege der Schaden bei den Airbag-Navi-Diebstählen bei rund 5000 Euro. Dass Bremssysteme gestohlen werden, haben die Reinbeker Mercedes-Mitarbeiter auch noch nicht erlebt. Dieses Teil kostet rund 1000 Euro. Um Airbag, Navi, Bremssteuerungssystem und Außenspiegel abzubauen, bräuchten die Autoknacker rund fünf Minuten, schätzt ein Mechaniker.

Ebenso begehrt sind Scheinwerfer. In Reinbek wurden Anfang September in einer Nacht zehn Autos aufgebrochen. Bei einem BMW fehlten am nächsten Morgen die Schweinwerfer. "Die Täter sind gut vorbereitet", sagt Jana Kralisch, Pressesprecherin der Polizei. Die Beamten beobachten, dass die Seriendiebstähle vermehrt im Süden von Stormarn vorkommen. "Wir gehen davon aus, dass es sich um mehrere Täter handelt, die einen Ort vorher erkunden", sagt Kralisch. Die Täter würden einen genauen Plan machen: Wo steht welches Auto, und welches Teil wird gerade gebraucht? Zudem seien die Täter sehr vorsichtig. Vor rund einem halben Jahr wurden schon einmal mehrere Autos in Witzhave aufgebrochen. Die Beute versteckten die Diebe in der angrenzenden Feldmark - um bei einer eventuellen Polizeikontrolle direkt nach der Tat nicht aufzufallen, wie Ahrensburgs Kripochef Wolfgang Böhrs mutmaßt. Die Zahl der Pkw-Aufbrüche sei zwar auf einem sehr niedrigen Stand, doch die Aufklärungsquote sei "leider sehr gering". Schützen könnten sich die Autobesitzer kaum. "Die Verbrecher werden immer professioneller. Selbst Alarmanlagen werden von den Tätern ausgeschaltet", sagt ein Mercedes-Mitarbeiter. Polizeisprecherin Kralisch rät: "Besonders in kleinen Dörfern sollten die Menschen aufmerksamer sein und sich Kennzeichen von verdächtigen Autos notieren."