Die Hinterbliebenen können nicht verstehen, wer so etwas tut. Sie haben die Polizei eingeschaltet.

Barsbüttel. Magda M. steht vor dem Grab ihres verstorbenen Mannes. Sie hat Tränen in den Augen. Es ist ein schwerer Moment für die 72-Jährige. Mit leiser Stimme sagt sie: "Ich fühle mich, als hätte man mir selbst etwas ausgerissen." Was war geschehen? Diebe haben einen Buchsbaum an ihrem persönlichen Ort der Trauer herausgerissen. Das verwüstete Grab - kein Einzelfall auf dem Barsbütteler Friedhof.

Und die Diebe sind nicht das einzige Problem für Friedhofsbesucher, Verwaltung und Polizei. Friedhofsgärtner Christian Olenik sagt: "Jugendliche sitzen immer wieder auf und am Friedhofsgelände und betrinken sich. Es gibt Pöbeleien, die Toiletten werden völlig verdreckt." Überall lägen Flaschen herum. Die Polizei in Barsbüttel bestätigt, dass es mehrere Fälle von Diebstählen, Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe gibt.

"Ich kann nicht fassen, dass jemand so etwas tut", sagt Witwe Magda M. Auch ihre Bekannte Christl E. ist betroffen: "Ich habe als Hinterbliebene doch eine emotionale Bindung zu dem Grab meines Mannes", sagt die 70-Jährige - und geht ein paar Schritte zur Seite, um ihre Tränen zu trocknen.

Aktueller Fall: Am Freitag erstattete eine Frau bei der Polizei Anzeige wegen Diebstahls - ihr war ein handballgroßer Stein mit der Aufschrift "in stillem Gedenken" vom Grab gestohlen worden.

Es gibt weitere ungewöhnliche Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Friedhof. "Drei Friedhofsgärtner wurden vor einem Jahr wegen falscher Gehaltsabrechnung angezeigt", sagt Jana Harden von der Polizeistation Barsbüttel. Der Gärtnerei sind vor einigen Wochen Stahlrohre abhanden gekommen. "Man kann hier nichts mehr vor der Tür liegen lassen", sagt Oleniks Kollege Viktor Zell.

Diejenigen, die darunter zu leiden haben, dass Pflanzen von den Gräbern verschwinden, wollen keine Ruhe geben, solange der oder die Täter nicht gefasst sind. Sie haben konkrete Vorstellungen davon, wer ihre mit Liebe gepflegten Gräber verwüstet haben könnte: "Eigentlich kann es nur jemand sein, der mit unseren Blumen noch etwas anderes vor hat", mutmaßt Heinz K. Denn es sehe so aus, als wären die Pflanzen sorgfältig ausgegraben und die Blumen vorsichtig aus den Vasen genommen worden. "Stellen Sie sich mal vor, der Täter verkauft unsere Pflanzen noch auf dem Fischmarkt weiter", sagt Christl E. "Grauenvoll", entgegnet Magda M. und schaut zu Boden.

Auch bei ihr ist es nicht das erste Mal, dass das Grab ihres Mannes verwüstet wurde: "Anfang des Jahres ist jemand mit dem Auto über das Grab gefahren", sagt sie erschüttert. Zwar nicht über die Pflanzen, aber über die Rasenfläche - genau an der Stelle, an der ihr verstorbener Mann begraben liegt. Schon damals war sie sprachlos vor Wut: "Das ist pietätlos." Damals hat die 72-Jährige nichts unternehmen wollen. Aber jetzt, nachdem auch Buchsbäume herausgerissen worden sind, hat sie Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Die Polizei ermittelt. Doch können die Beamten etwas zum Schutz vor einer Wiederholung tun? "Nein. Momentan noch nicht", sagt Jana Harden von der Polizeistation Barsbüttel. Man könne erst auf dem Friedhof Streife gehen, wenn es weitere Fälle gebe, "um so die Tatzeit besser eingrenzen zu können". Noch gebe es keine konkreten Hinweise darauf, ob die Taten tagsüber oder im Schutz der Dunkelheit geschehen sind.