In unserer Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es die Chefin des Barghofs, die Geld für “Sternenbrücke“ sammelt.

Ahrensburg. Mein Hof. Meine Tiere. Meine Reithalle. Regina Wriggers braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Urlaub? Das ist ein Fremdwort für sie. "Ich habe auch kein Bedürfnis danach", sagt die 42-Jährige. Ihr geht es gut, solange ihre Familie um sie herumschwirrt und sie Arbeit auf dem Hof hat. "Eigentlich klingelt mein Handy am laufenden Band", sagt die gelernte Pferde-Wirtschaftsmeisterin. Die Chefin des Barghofs im Ahrensburger Ortsteil Ahrensfelde schaut auf das Display ihres Mobiltelefons. Keine Anrufe in Abwesenheit. Ein Moment zum Durchatmen.

"Ich bin halt ein Arbeitstier", sagt sie, zuckt mit den Schultern und zwinkert mit einem Auge. Eigentlich habe sie immer gerne etwas um die Ohren. Genau das erklärt wohl auch die vielen Pappkartons, die sich zurzeit in ihrem Wohnzimmer stapeln. Sie sind voller kleiner Überraschungen für Kinder: 150 selbst gemalte Glückssteine, 250 selbst gebastelte Pferdeköpfe und 350 Papier-Schmetterlinge. All das soll es zu ihrem Kinderfest geben. Denn am kommenden Sonnabend, einen Tag vor dem offiziellen Weltkindertag, veranstaltet Regina Wriggers wieder eine kunterbunte Party auf ihrem landwirtschaftlichen Hof in Ahrensfelde. Das Eintrittsgeld spendet sie wieder dem Hamburger Kinder-Hospiz Sternenbrücke. "Dort leben Kinder, die keine Hoffnung auf Genesung haben." Es sei quasi ein Auffangbecken für Familien, deren Kinder unter Krankheiten wie zum Beispiel Muskelschwund leiden.

Sie selbst hat drei Kinder, alle schon über 20 Jahre alt. Eines ist schon aus dem Haus. Zwei arbeiten auf dem Barghof.

Ihre Gründe, weshalb sie todkranken Kindern helfen möchte, basieren nicht auf eigenen Erfahrungen. "Bis vor eineinhalb Jahren habe ich Reitunterricht für Kinder gegeben", sagt sie. Während einer Reitstunde habe sie gedacht, "eine halbe Stunde Reitunterricht kostet nicht gerade wenig. Wie wäre es, wenn man dieses Geld für einen guten Zweck einsetzen würde?" Regina Wriggers informierte sich über verschiedene Organisationen in Stormarn und in Hamburg, entschied sich für das Hospiz Sternenbrücke in Rissen. Das war vor zwei Jahren. Sie bat die Besitzer ihrer 60 Pensionspferde um Hilfe. Das Ziel: ein Fest zu organisieren, bei dem Kinder viel Spaß haben können. Und es wurde zum vollen Erfolg. Das Eintrittsgeld von mehr als 350 Kindern plus die Einnahmen aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen brachten 3000 Euro zusammen. Regina Wriggers erinnert sich noch genau an den Moment, als sie das erste Mal das Kinderhospiz betrat, um das Geld persönlich zu übergeben. Orangefarbene Wände mit selbst gemalten Bildern. "Aber das Leben fehlte." Keine herumtollenden Kinder. Alles war still. "Das war der Besucherbereich. Damit wird versucht, die Kinder vor fremden Blicken zu schützen." Generell erscheine ihr die Einrichtung wie ein Mix aus Hotel und Krankenhaus.

Auch bei ihrem zweiten Besuch in Rissen hielt sie rund 3000 Euro in den Händen. Sie selbst habe den Kindern aber noch nie in die Augen schauen können und wollen. Auf die Frage, ob man sich seines eigenen Lebens und des seiner Kinder bewusster wird, wenn man sich mit der Situation von Todkranken auseinandersetzt, antwortet sie: "Ja, ich würde sagen, man lernt mehr zu schätzen, dass man selbst gesund leben darf und kein nahes Ende vor Augen hat." Die Miene der lebensfrohen Frau wird zum ersten Mal ernst: "Wie schlimm muss es sein, wenn man schon als Kind weiß, dass man nicht lange zu leben hat?" Wie groß die Belastung für die Eltern sein muss - das mag sie sich gar nicht vorstellen.

Vielleicht ist gerade deshalb ihre Motivation so groß, viel Zeit und Arbeit zu investieren, um den Kindern zu helfen. "Deshalb sehe ich mich noch lange nicht als Weltverbesserin." Was sie tue, sei nur ein winziger Teil einer zu verbessernden Welt. Man müsse bedenken, dass ein einziger Kinder-Rollstuhl zigtausend Euro koste - da sei ihre Spende nur ein Tropchen auf dem heißen Stein. Aber ein sehr nützlicher. Neben ihrer finanziellen Unterstützung möchte Regina Wriggers vor allem eines vermitteln: "Wir sollten nicht immer nur an uns selbst denken - das vergisst man oft im Alltag. Viele von uns sind sorglos, stehen finanziell gut dar. Aber es gibt eine Menge Menschen, denen es nicht so gut geht und die auf unsere Hilfe angewiesen sind." Es gebe so viele Dinge, auf die wir verzichten könnten, um anderen zu helfen - und sei es nur ein Kinobesuch. Um den Gedanken des Helfens auch in der Nachbarschaft zu wecken, soll nun das dritte Kinderfest auf ihrem Hof stattfinden:

Ponyreiten, Nägel einschlagen, Bälle werfen, Hufeisen schmieden, Seile knoten und vieles mehr ist geplant. Zudem ist eine Profi-Visagistin angekündigt, die für farbenfrohe Gesichter sorgen möchte. Und ein Magier für bestaunenswerte Unterhaltung. Nebenbei können Kinder den vielen noch im Wohnzimmer gebunkerten Pferdeköpfen eine Mähne nach Wahl verleihen oder die 350 Papier-Schmetterlinge fliegen lassen. Nachmittag für Nachmittag saß Regina Wriggers mit vielen anderen Frauen zusammen, um alles zu basteln.

Wenn man der Reitlehrerin beim Aufzählen der vielen Programmpunkte zuhört, wird eines klar: Sie hat viel Liebe und Zeit in dieses Projekt gesteckt. Viele Besitzer der Pensionspferde auf dem Barghof haben sie auch dieses Jahr wieder unterstützt. "Ohne die Hilfe könnte ich so etwas nicht auf die Beine stellen", sagt sie. Und auch nicht ohne die vielen Sachspenden von Unternehmen aus dem Kreis, die manchmal Lebensmittel und manchmal Kinderspielzeug zur Verfügung stellen. Ganz davon abgesehen, was Regina Wriggers schon selbst an Geld in dieses Projekt investiert hat - aber das stört sie nicht. "Das teuerste waren bis jetzt die Dixi-Klos", sagt sie und lacht.

Und wenn Regina Wriggers nicht gerade ein Kinderfest organisiert, bereitet sie halt andere Feste und Veranstaltungen vor: Hausturniere, Weihnachtsreiten oder ein großes Osterfeuer - all das ist mittlerweile gang und gäbe auf dem Barghof. Ansonsten kümmert sie sich um all die Pensionspferde und die Wünsche der Besitzer. Und dann sind da noch der Hund und das Reh im Garten, die gefüttert werden und Aufmerksamkeit haben möchten. Essen kochen für Mann und Kinder nicht zu vergessen. "Mir macht das alles so viel Spaß", sagt sie und lächelt. Wie war das noch mit dem Arbeitstier? Regina Wriggers braucht offenbar wirklich keinen Urlaub.

Das Benefiz-Kinderfest auf dem Barghof (Up'n Barg) im Ahrensburger Ortsteil ist am kommenden Sonnabend von 15 bis 18 Uhr. Für sieben Euro Eintritt können Kinder alle Spiele ausprobieren. Für Eltern gibt es ein Kuchenbüfett im Reitstall und eine kleine Oldtimertrecker-Ausstellung. Alle Einnahmen des Tages gehen an das Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg-Rissen.