In den kreisweit 84 Pflegeeinrichtungen leben rund 5500 Menschen. Beschäftigte fordern bessere Bezahlung und mehr Anerkennung.

Ahrensburg/Lütjensee. Für die Senioren- und Pflegeheime in Stormarn wird es immer schwieriger, Alten- und Krankenpfleger zu finden. Zurzeit werden kreisweit rund 5500 Menschen in 84 Pflegeeinrichtungen betreut.

Bartholomäus Rottmair ist Leiter des Tobias-Hauses in Ahrensburg. Er beschäftigt etwa 80 Mitarbeiter, die sich um 135 Bewohner kümmern. "Der Job des Altenpflegers findet zu wenig Anerkennung in der Gesellschaft", sagt Rottmair. Er ist der Ansicht, dass das am Geld liege. "Die Pfleger verdienen nicht viel, und es gibt keine gesetzlichen Tarife."

Der Paritätische Wohlfahrtsverband gibt Empfehlungen vor, nach denen sich Pflegeheime richten können. "Pfleger, die eine dreijährige Ausbildung hinter sich haben, verdienen etwa 2000 Euro. Nach 18 Jahren erreicht man die höchste Stufe und bekommt fast 2700 Euro", sagt Anna Meiners vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Rüdiger Lorenz (51) ist seit 32 Jahren Altenpfleger im Tobias-Haus. "Brutto verdiene ich 2400 Euro, netto bleiben dann ungefähr 1500", sagt er. Lorenz ist ebenfalls der Meinung, dass Altenpfleger zu wenig Anerkennung bekommen. "Ein Problem unserer Gesellschaft ist, dass Tod und Krankheit verdrängt werden. Die Leute befassen sich nur ungern damit, wie es am Lebensende aussieht." Ob es ihn belastet, wenn jemand stirbt? "Anfangs ist mir das sehr schwergefallen, aber man muss Abstand halten und sich eine raue Schale zulegen", sagt Lorenz. Immer gelingt ihm das nicht. "Wenn man jemanden 20 Jahre lang gepflegt hat, ist das wie der eigene Großvater. Das fällt manchmal schwer, aber oft ist der Tod eine Erleichterung, weil die Qual zu Ende ist. Die Menschen sterben ja nicht plötzlich", sagt der Altenpfleger.

Was ihn mehr belastet ist, dass er vielen Bewohnern nicht die nötige Zuwendung geben kann - mangels Zeit. Früher sei das anders gewesen. "Man hatte Zeit zum Klönen und Spazierengehen. Wenn man heute bei dem einen fünf Minuten länger braucht, muss man die beim nächsten rausholen", sagt Lorenz. Wie viel Zeit die Pfleger pro Person haben, richtet sich nach einem Betreuungsschlüssel. Der richtet sich wiederum nach den Pflegestufen. Für einen Bewohner mit der Pflegestufe 1 haben die Mitarbeiter täglich 90 Minuten für die Grundpflege. Dazu zählen die Bereiche Körperpflege, Ernährung und Mobilität. Für die höchste Pflegestufe 3 sind etwa fünf Stunden pro Tag veranschlagt.

Heutzutage komme es vor, dass sich ein Betreuer um acht oder neun Patienten kümmern müsse. "Damals waren es drei bis maximal fünf", sagt Rüdiger Lorenz. Trotzdem macht ihm der Job viel Spaß. "Es gibt kaum einen menschlicheren Beruf. Vieles von dem, was ich gebe, bekomme ich mit Lachen oder einem freundlichen Blick zurück", sagt er.

Michael Mitter (30) ist seit 14 Jahren Altenpfleger im Haus am See in Lütjensee. "Jeder Patient ist unterschiedlich und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Deshalb ist jeder Arbeitstag anders", sagt Mitter. Gerade das findet er interessant. "Wenn man wie ich Spaß am Umgang mit Menschen hat, ist das genau die richtige Beschäftigung", meint der 30-Jährige. Momentan ist er in der Einarbeitungsphase zur Pflegeleitung. Bald wird er dafür verantwortlich sein, die Pflegestandards im Haus umzusetzen. Der Heimleiter des Hauses Billetal, Michael Meibohm, sagt: "In der Öffentlichkeit wird der Beruf des Altenpflegers stark reduziert. Das ist falsch, denn man kann auch hier Karriere machen." Anna Meiners vom Paritätischen Wohlfahrtsverband bestätigt das: "Bereichsleiter verdienen 200 bis 600 Euro mehr."