Eigentlich sollten alle Getreidebauern in Stormarn jubeln vor Freude - der Ertrag an Weizen, Raps und Gerste war optimal. Trotzdem gibt es Grund zur Sorge.

Bad Oldesloe. "Es wurde so viel Getreide geerntet, dass die Preise im Keller sind", sagt der Präsident des Landesbauernverbandes, Werner Schwarz. Konnten vor einem Jahr mit 100 Kilogramm Weizen noch 25 Euro erwirtschaftet werden, so sind es jetzt nur noch 11,50 Euro.

Viele der 600 Landwirte im Kreis verfolgen nun die Strategie, den Großteil des Roggen-, Weizen- und Gerste-Ertrages einzulagern, um im Herbst oder Winter wieder zu höheren Preisen verkaufen zu können. Dann sei der erste Nachfrageschwung aus dem In- und Ausland abgeflaut. Geliefert wird das Getreide hauptsächlich an den Landhandel, der die Ware dann über den Hamburger Hafen weltweit vertreibt. Ein zweites Problem ist laut Schwarz, "dass die Düngerpreise während der Saison 2008 extrem hoch waren." Das heißt, die Kosten beim Einsäen waren etwa ein Drittel höher als in den Vorjahren - nun können die gestiegenen Kosten der Produktion kaum durch die geringen Einnahmen des Verkaufs gedeckt werden.

Dennoch empfinde Bauer Hauke Wriggers aus Ahrensfelde bei der Debatte um die aktuelle Ernte-Situation eine "bedingte Freude". Wir haben im Durchschnitt weit mehr geerntet als in den Jahren zuvor." Perfekte Wetterbedingungen machten dies möglich: es gab weder überflutete Äcker noch zu große Trockenheit. Und als nun geerntet wurde, machte Petrus den Bauern an fast keinem Tag einen Strich durch die Rechnung. Wriggers rechnet vor: "Optimalerweise können neun Tonnen Weizen pro Hektar geerntet werden. Wir haben 8,5 - das ist ganz hervorragend." Wenn da nicht dieser hohe Düngerpreis wäre, der durch seine Monopolstellung ständig zu steigen scheint.

Ein ganz anderes Problem hat unter anderem Bauer Hans-Jürgen Kratzmann aus Jersbek: Bei seinem Weizen fehle der nötige Eiweißgehalt, der das Getreide für den Menschen genießbar macht. Nun bleibt bei ihm eine Menge Futterweizen übrig, der im Unterschied zu Brotweizen gerade einmal ein Drittel wert sei. Auch er habe nun überdurchschnittlich viel in seinem Lager verstaut, damit er gegen Winter einen höheren Preis für seine Ernte verlangen kann. Kratzmann: "Wir haben die Hoffnung, dass die Nachfrage vor allem in den USA und Argentinien auch dann noch sehr hoch ist."