“Die Arbeit in der Küche macht mir am meisten Spaß. Ich putze aber auch gern“, sagt Tobias Otto. Diese Vorlieben können sicherlich nicht alle teilen. Der 34-Jährige arbeitet auf dem Gut Wulfsdorf, ist seit kurzem Hauswirtschaftsmeister.

Ahrensburg. "Eigentlich die Arbeit einer klassischen Bäuerin", sagt Otto, der schon seit sieben Jahren auf dem Demeter-Hof arbeitet. Seine Aufgaben: Kochen, putzen, bügeln, Leergut vom Hofladen auswaschen, Marmelade einkochen und manchmal auch nach den Blumen- und Kräuterbeeten gucken.

Heute gab es für die Hof-Mitarbeiter Rindergulasch mit Möhren, Pellkartoffeln und Rotkohl zum Mittagessen. Dazu gab es eine Limetten-Buttermilch. Kein abwaschfreundliches Gericht. Die Mitarbeiter sind mittlerweile zurück an die Arbeit gegangen. Die Arbeit für den Hauswirtschaftsmeister aber blieb in der Küche liegen. Schmutziges Geschirr, Töpfe und Gläser türmen sich zu großen Stapeln. Er muss nicht nur kochen, sondern natürlich auch, dass Geschirr abräumen und in der Küche alles wieder sauber machen. "Putzen ist für mich aber absolut positiv belegt", sagt der gebürtige Darmstädter. "In meiner ersten Ausbildung als Erzieher mussten wir auch manchmal putzen, da hatte ich mal Zeit für mich und Ruhe." Der Beruf als Erzieher war nichts für ihn. Im Nachhinein sei er froh, dass das "schief lief". Otto sagt: "Aus einer Notsituation heraus überlegte ich, was ich sonst machen könnte." So folgte eine zweite Ausbildung als Hauswirtschafter. Zweieinhalb Jahre Vorbereitung auf den Meister, den er nach erfolgreichen Prüfungen von der Landwirtschaftskammer bekam. Dabei ging es um Betriebs- und Unternehmensführung, Versorgungsleistungen und den Umgang mit Auszubildenden. Tobias Otto war der einzige männliche unter den 14 Absolventen. Bei der Landwirtschaftskammer konnte sich die Pressesprecherin auch nicht daran erinnern, dass überhaupt schon mal ein Mann den Meisterkurs besucht hätte. Der Ahrensburger dürfte damit auch der einzige Hauswirtschaftsmeister in Schleswig-Holstein sein.

Auf dem Gut Wulfsdorf meistert er gemeinsam mit einer weiteren Meisterin und zwei Gehilfen nicht nur den Küchenbetrieb und hält die Räume sauber. Viele der Arbeiter kommen auch mit ihrem Problemen zu ihm. Er ist dann die gute Seele und hört zu. "Manchmal werden die Probleme aber auch am Tisch ausgetragen. Da muss ich auch mal für Ruhe sorgen. Wir hocken ja doch recht nah beieinander."

Eine weitere Aufgabe ist es, die Wäsche zu Bügeln. In der kleinen Dachkammer sitzt er oft an der großen Bügelmaschine und bringt Tischdecken und Bettwäsche in Form. Für ihn ist der nicht alltägliche Beruf zum "Traumjob" geworden. Gerade die Demeter-Philosophie, also das Kochen mit Bioprodukten, reizt ihn an der Arbeit. Er sagt: "Bei McDonalds würde ich mich bestimmt weniger engagieren."

Otto wohnt direkt über der Küche in einem Zimmer mit Bad und ist "ganz normal angestellt. Kost und Logis werden vom Gehalt abgezogen." In seine Kammer zieht sich Tobias Otto in der Mittagspause auch oft zu einem Schläfchen zurück. Denn der Tag ist lang. "Ich stehe gegen 7 Uhr auf." Um 19.30 Uhr endet der Tag damit, nicht verkauftes Gemüse und Brot aus dem Hofladen zu holen. Das wird am nächsten Tag verarbeitet. In seiner Freizeit liest er, geht ins Kino ("eher Programmkino als Blockbuster") oder trifft sich mit Freunden. "Wenn ich frei habe, bin ich am Sonnabend um 12 Uhr vom Hof. Das ist aber nur jedes zweites Wochenende der Fall, denn dort wird auch am Wochenende gearbeitet."