Am Schloss kommt es “immer wieder Störungen und Sachbeschädigungen.“ Politiker: Störer kommen aus Bergedorf oder Neuallermöhe.

Reinbek. Das Jugendzentrum am Reinbeker Schloss, eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in Stormarn, ist in Gefahr. Im Rathaus gibt es offenbar Überlegungen, einen neuen Standort für das seit 31 Jahren bestehende Haus zu suchen. In gleich zwei "Informationsvorlagen" für die nächste Sitzung des Jugend-, Sport- und Kulturausschusses wird den Politikern eine Verlegung zum Schulzentrum nahegelegt.

In dem Papier aus dem Amt für Finanzen heißt es: "Immer wieder kommt es am Schloss zu unerwünschten Störungen von Veranstaltungen und von Gästen sowie zu Sachbeschädigungen." Und weiter: "Es ist unbestritten, dass allein der Betrieb des Jugendzentrums an dieser Stelle die Hauptursache für die permanenten Ärgernisse darstellt. Es ist daher zu überlegen, ob eine Standortverlagerung sinnvoll wäre." Michel Richter-Brehm, der Leiter des Zentrums, ärgert sich über solche Sätze. Besonders darüber, dass in der Vorlage empfohlen wird, seinem Haus "als Minimallösung" zu verbieten, Abendveranstaltungen zu organisieren oder es zu diesem Zweck zu vermieten. "Schön, dass uns immer alle bestätigen, dass wir gute Jugendarbeit machen", sagt Richter-Brehm. "Aber wenn man uns die Veranstaltungen nimmt, bricht hier die Basis weg. Wir sind als Veranstaltungshaus konzipiert. Wie soll das gehen?"

Die "Störungen" seien längst nicht so schlimm, wie immer behauptet werde. Und sie gingen nicht von den Nutzern des Jugendzentrums aus. "Abgesehen davon: Es ist schon länger nichts mehr passiert." Der Schlosspark sei nun einmal ein Anziehungspunkt für Jugendliche. "Daran wird sich auch nichts ändern, wenn das Jugendzentrum dichtgemacht werden sollte."

Für Wilfried Potzahr, den Vorsitzenden der CDU-Fraktion, sind die Vorlagen lediglich "Diskussionspapiere". Er stellt fest: "Die Reinbeker Jugendlichen können nichts für den Ärger". Das Problem sei die Nähe des Schlossparks zum Bahnhof. "Da kommen Jugendliche aus Bergedorf oder Neuallermöhe mit der S-Bahn. Wenn sie sehen, dass im Park etwas los ist, bleiben sie. Wenn nichts ist, fahren sie wieder zurück."

Der Sicherheitsdienst, den es seit 2005 an den Sommerwochenenden im Schlosspark gibt, hat die Lage offenbar nicht verbessern können. Deswegen hatten die Politiker jetzt die Verwaltung beauftragt, die Kosten für eine Einzäunung des Areals zu prüfen. Ergebnis: Für den Park würde ein 460 Meter langer Zaun mit elf Pforten benötigt. Preis: rund 500 000 Euro.

Der SPD-Stadtvertreter Tomas Unglaube hält einen Zaun für "albern". Er sagt: "Man muss mit dem Jugendzentrum sprechen und klären, wie es sich besser dagegen schützen kann, dass es im Umfeld der Veranstaltungen zu Problemen im Park kommt."

Die Verwaltungsvorlagen findet er merkwürdig. "Da wird etwas unterstellt, was aber nicht in einen konkreten Beschlussvorschlag mündet." Aus seiner Sicht gibt es keinen Grund zur Hast. "Die Probleme im Park gibt es nur in den Sommermonaten. Im Herbst und Winter passiert da randalemäßig nichts." Der Sommer sei nahezu vorbei. "Man muss also nichts übers Knie brechen." Die SPD werde nicht gegen den Willen der Jugendlichen handeln. Und auch Wilfried Potzahr empfiehlt Gelassenheit. "Das ist ein schwieriges Thema, da haben sich schon eine ganze Menge Leute dicke Nasen geholt."

Am 15. September stehen die Vorlagen auf der Tagesordnung der Jugendausschusssitzung. "Da wollen wir zahlreich erscheinen", sagt der Jugendzentrumsleiter. Wobei er sich gegen eine Diskussion über eine Standortveränderung aus pädagogischen Gründen nicht sperren würde. "Es hätte für die Jugendarbeit durchaus Vorteile, näher an die Schule zu rücken." Wichtig sei, dass man weiter eigenständig bleibe und den Veranstaltungsbereich erhalten könne.