Er parkte seinen schwarzen Mercedes auf der Wiese vor dem Ahrensburger Schloss, legte sich hinten auf die Ladefläche und schaute aus dem Fenster der Heckklappe - bis ihm die Augen zufielen.

Ahrensburg. "Schlafen muss sein. Der Traum ist wichtig. Ich will ja den Schlossherren heraufbeschwören", sagt der Künstler Philipp Schewe, der jetzt in Ahrensburg ausstellt. Die ungläubigen Nachfragen kennt er schon. Ob ihm Schimmelmann denn begegnet sei? Philipp Schewe: "Na ja, der sah eher aus wie Jonathan Meese."

So wie in Ahrensburg hat er es schon überall in der Welt gemacht. Auch vor Neuschwanstein hat er "geparkt", auf der Suche nach künstlerischer Inspiration. Was in Ahrensburg bei seinem nächtlichen Einsatz herausgekommen ist, ist ab kommenden Sonntag im Marstall sehen. Für 11.30 Uhr bittet die Kulturstiftung der Sparkasse Holstein zur Vernissage.

Die Ausstellung trägt den Titel "Pro To Retype Erlkönig", die auf den zweiten Blick gar nicht so rätselhaft ist. Es geht um den Erlkönig als Mythos, um Vergänglichkeit und Tod. Kein Zufall, dass der Mercedes, mit dem Philipp Schewe durch Europa tourt, ein ehemaliger Leichenwagen ist. Das Wort Prototype steckt ebenfalls im Ausstellungstitel. Und das eröffnet das Spiel mit der Doppeldeutigkeit, denn "Erlkönig" heißt auch der Prototyp eines Automodells. Der Marstall ist für den Hamburger Künstler daher der "ideale" Ausstellungsraum. "Er ist so groß wie ein Autosalon", sagt Schewe, der seinen Leichenwagen reinfahren wird, über und über mit Folien beklebt, auf denen das Auto vor dem Ahrensburger Schloss zu sehen ist. Schewe hat das Foto auf die Umrisse reduziert und zum Markenlogo stilisiert. So ist ein ganz eigener Prototyp, ein ganz eigener Erlkönig entstanden.

Der Erlkönig Goethes kam mit einer Pferdestärke aus. Und so hat Schewe im spielerischen Umgang mit seinem Thema auch ein Pferd gebaut, aus Kunststoff und in Lebensgröße. Das schwebt über dem Marstallboden. Videos über seine Aktion am Schloss runden diese schräge Ausstellung ab, die bis zum 20. September zu sehen ist.