Eigentlich hatten Karin und Carsten Kohrs für heute ein gemütliches Frühstück mit Freunden im Schatten der Bäume in ihrem Garten geplant. Doch die Stimmung des Ammersbeker Ehepaares ist getrübt.

Denn als die Kohrs Mittwoch früh aus ihrem Haus in den Garten treten, steigt ihnen der stechende Geruch von Gülle in die Nase. Ein Landwirt düngt seinen Acker, den nur eine kleine Straße vom Garten von Karin und Carsten Kohrs trennt.

Sie und andere Anlieger der Straße Wolkenbarg sind sauer, dass der Landwirt sich ausgerechnet die heißesten Tage des Jahres ausgesucht hat, um seinen Acker zu düngen, anstatt dies einige Tage zuvor bei weniger hohen Temperaturen zu erledigen. Carsten Kohrs schimpft: "Der Geruch hat mir fast den Atem verschlagen - dabei bin ich gar nicht besonders empfindlich. Der Bauer kümmert sich zwar sofort ums Unterflügen. Aber jeder weiß, was mit der Gülle bei Sonne passiert. Dass sie das Zeug loswerden wollen, ist verständlich. Aber muss das bei diesem Wetter fast direkt vor meiner Tür geschehen?" Karin Kohrs ergänzt: "Man konnte Mittwoch kaum rausgehen. Ich bin verärgert, habe sogar überlegt, meinen Freundinnen abzusagen." Ihr Mann sagt: "Ich finde es einfach ärgerlich." Doch er wisse auch, dass die Landwirte rechtlich auf der sicheren Seite sind. Nachfrage bei Peter Koll, dem Geschäftsführer des Bauernverbandes Stormarn: Gibt es Vorschriften für Landwirte, bei solcher Witterung Rücksicht auf Anlieger zu nehmen? "Nein", sagt Koll, "aber wir appellieren an die Bauern, dass sie im Hinblick auf die Akzeptanz der Bürger an solch heißen Tagen nicht güllen. Sie haben zudem bei feuchterem Wetter einen wirtschaftlichen Vorteil."

Die Landwirte dürften ihre Felder mit Gülle, Jauche oder sonstigen flüssigen, organischen Düngemitteln mit einem bestimmtem Stickstoffgehalt bei diesem Wetter düngen, soweit sie diese sofort einarbeiten. Solche Düngemittel aufzubringen, ist lediglich vom 1. November bis 31. Januar verboten.

Den Kohrs hilft das wenig: "Es gehört zwar zum Landleben dazu - in der Stadt hat man andere Nachteile. Aber die Landwirte sollten bei der Hitze wirklich mehr Rücksicht nehmen."