Wohin führt uns die aktuelle Wirtschaftskrise? Und wo steht unsere Generation mittelständischer Unternehmer in dieser ins Wanken geratenen global-vernetzten Wirtschafts- und Finanzwelt?

Es ist meine feste Überzeugung, dass Unternehmer in ihrem Ethos und ihren Zielen durch die Familientradition geprägt sind und das auch sein sollten. Aber genauso fest steht für mich, dass Familiengeschichte und mit ihr der Erfolg wirtschaftlicher Entscheidungen eng mit der jeweiligen historisch-politischen Situation zusammenhängen.

Das zeigt sich heute besonders deutlich. Aber das zeigt sich auch im Rückblick auf die vorangegangenen Generationen. Schon meine Vorfahren sind das beste Beispiel dafür: Mein Urgroßvater und mein Großvater haben sehr erfolgreich gewirtschaftet und mussten trotzdem ihren Lebensabend verarmt und deprimiert verbringen. Gegen Inflation und Kriegswirren konnten sie nichts ausrichten.

Es gibt heute durchaus Parallelen zu den Crashsituationen von 1923 und 1929. Als Optimist glaube ich zwar nicht, dass die Situation jetzt ähnlich eskalieren wird. Allerdings wollte auch damals die Mehrheit der Zeitzeugen nicht wahr haben, dass die Kette der staatlichen Fehleinschätzungen und Fehlleistungen zur Inflation beziehungsweise zur Wirtschaftskrise führen würde.

Nach meiner Meinung wird es nur schwer gelingen, wieder zu einer positiven Wertschöpfung unserer Wirtschaft zu kommen, wenn es nicht zugleich zu einer Rückbesinnung und zu einer breiten Wertediskussion aller Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft kommt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Diskussion sollte die Sozialpflichtigkeit des Eigentums sein. Dies gilt insbesondere für die Riege der Spitzenmanager aus den Wirtschaftskreisen und auch aus dem Bankwesen.

Im Gegenzug muss der Staat allerdings auch das im Grundgesetz verankerte Recht auf den Schutz von Eigentum kompromisslos verteidigen. Leider ist dies in der Frage des Eigentümerrechts bei der Enteignung in der Nachkriegszeit von 1945 bis 1949 in den neuen Bundesländern nicht passiert.

In diesen grundlegenden Fragen wäre es wichtig, dass Vertreter des Mittelstandes vermehrt in die Diskussion einbezogen würden. Es gibt einen breiten Konsens aller Beteiligten darüber, dass gerade die familiengeführten mittelständischen Unternehmen den Stabilitätsfaktor unserer Volkswirtschaft darstellen.

Als Vertreter dieser Unternehmergruppe komme ich nach 40 Jahren Berufserfahrung leider zu dem Schluss, dass die gesetzlichen Rahmenbestimmungen einer positiven Entwicklung unserer mittelständischen Betriebe nicht immer förderlich waren. Dies gilt insbesondere für die Subventions-, Eigentums- und die Strukturpolitik in den neuen Bundesländern. Eine konstruktive, zielorientierte Diskussion unter Einbeziehung der betroffenen Unternehmen wäre daher in Zukunft höchst wünschenswert.

Enno Glantz, Besitzer des Erdbeerhofs in Delingsdorf, hat zu seinem 65. Geburtstag ein Buch über seine Familiengeschichte herausgegeben und auf drei Generationen zurückgeblickt. Im Mittelpunkt: das Gut Hohen Wieschendorf bei Wismar, das Großvater Paul 1912 gekauft hatte. "Glantz-Zeiten" sind im Verlag der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft erschienen. Co-Autorin ist die Schriftstellerin Heike Weiberg.