In Glinde setzt sich eine Gruppe junger Menschen seit Jahren für ein autonomes Jugendzentrum ein. Ein geeigneter Standort ist zwar noch nicht gefunden und das Zentrum somit weit von der Verwirklichung entfernt. Doch der Widerstand gegen ein solches Zentrum ist stark.

Glinde. Zwischen den betroffenen Jugendlichen und der Jungen Union (JU) Glinde hat sich der Streit mittlerweile so hochgeschaukelt, dass sich nun auch die Jungsozialisten (Jusos) Stormarn eingeschaltet haben. Es geht um Krawall, offene Briefe, wilde Anschuldigungen und nicht zuletzt um die Frage: Ist der Einsatz der Jugendlichen für ein autonomes Zentrum ein Zeichen aktiver Demokratie - wie die Jusos sagen - oder vielmehr - wie nach Ansicht der JU - ein Ausdruck antidemokratischen Extremismus'?

Rückblick: Am 11. Juli verteilen JU-Mitglieder Flugblätter, in denen Gründe gegen ein autonomes Zentrum aufgeführt sind. Darin ist von einer antidemokratischen Haltung der Autonomen die Rede. Diese hätten Mitglieder der JU und der CDU aggressiv beleidigt, bedroht und verleumdet. Am 15. Juli folgt ein offener Brief. Das Vorgehen der Autonomen sei durch Gesetzesverstöße, Gewalt gegen Eigentum und psychischen Druck gegen Andersdenkende geprägt. Die JU kündigte an, den Verfassungsschutz über die Jugendgruppe zu informieren. Gestern reagierten die Jusos Stormarn mit einer offenen Stellungnahme, in der sie sich mit den Glinder Jugendlichen solidarisieren und für die Einrichtung eines selbst verwalteten Jugendzentrums aussprechen. Die JU-Kampagne diffamiere linke und andersdenkende Jugendliche. Zur Demokratie gehörten Initiativen, die sich engagieren und mit Diskussionen, Protesten und Aktionen auf ihre Ideen aufmerksam machten. Die Mehrzahl der Proteste in Glinde sei friedlich verlaufen.

"Das ist doch nur ein Wahlkampfmanöver der Jusos", sagt Lukas Kilian, stellvertretender Vorsitzender der CDU Glinde und Ortsvorsitzender der JU. Es habe durchaus Angriffe gegen Mitglieder der JU gegeben: "Im Zusammenhang mit einer Demonstration für das Zentrum wurden zum Beispiel Autos beschädigt, kurz danach ist unser Plakatelager abgebrannt und mit Antifa-Zeichen beschmiert worden." Dass die Jugendlichen dafür verantwortlich seien, könne die JU zwar nicht beweisen. "Aber der Zusammenhang ist doch offensichtlich."

Die SPD steht einem selbst verwalteten Jugendzentrum positiver gegenüber. "Voraussetzung ist, dass demokratische Spielregeln eingehalten werden", sagte Frank Lauterbach, Vorsitzender des Glinder Ortsvereins. Er glaubt nicht, dass in einem autonomen Jugendzentrum automatisch Anarchie und Chaos herrschten. "In anderen Städten funktioniert das auch." Die JU schüre in Glinde ein Feuer, das nicht der sachlichen Auseinandersetzung diene. Lauterbach: "Deeskalation ist jetzt wichtig.

Eine sachliche Ebene vermisst auch Stadtjugendpflegerin Angelika Thomsen. "Hier wird Stimmung gemacht", sagt sie. Linksorientierte Jugendliche würden als Staatsfeinde an den Pranger gestellt und pauschal kriminalisiert. Dabei seien selbst verwaltete Jugendzentren sogar durch den Gesetzgeber vorgesehen. Eine schnelle Lösung erwartet sie nicht: "Wenn sich das noch lange hinzieht, sind die Jugendlichen erwachsen."