Der eine ist ein Verwaltungsroutinier, der andere will damit punkten, dass er sich “als Privatperson“ bewirbt.

Glinde. Der eine will sich heute mit einer eigenen Internetseite den Wählern vorstellen, der andere ist nicht einmal per Telefon erreichbar: Glinde hat zwei Bürgermeisterkandidaten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Rainhard Zug heißt der eine, Frank Meyer der andere. Das ist das Ergebnis der Stellenausschreibung. Die Frist lief gestern ab. "Es gibt nur diese beiden Bewerber", sagt Marion Behrendt, die im Glinder Rathaus die Wahl vorbereitet. Termin: 27. September.

Rainhard Zug (38), derzeit Leiter des Norderstedter Rechnungsprüfungsamtes, geht mit der Unterstützung von CDU, SPD und Grünen ins Rennen, Frank Meyer (35) mit der Unterstützung von mindestens 135 wahlberechtigten Glindern. So viele Unterschriften musste Meyer im Rathaus vorlegen, um als Bewerber antreten zu können.

Während Zug in Kreisen der Glinder Politik bereits bekannt ist, gilt für Meyer das genaue Gegenteil. "Den kennt hier keiner", sagt Hans-Dieter Kröger, Fraktionsvorsitzender der SPD. Auch Ralf Reck, sein Kollege von der CDU, hat den geheimnisvollen Kandidaten noch nicht getroffen. "Aber es ist auf jeden Fall gut, wenn es nicht nur einen, sondern mehrere Bewerber gibt. Da hat man eine Wahl, das ist Demokratie", sagt er.

Am ehesten mit dem "Fall Meyer" vertraut ist noch die FDP. "Er ist Mitglied bei uns", sagt Jörg Schindler, der FDP-Ortsvorsitzende. Er sei "ein selbstbewusster junger Mann", der ausdrücklich als Privatperson habe kandidieren wollen, nicht als FDP-Kandidat. Dass am vergangenen Sonnabend nicht Meyer selbst, aber seine Verlobte Unterschriften für den Bewerber gesammelt und ihn dabei als FDP-Kandidaten bezeichnet habe, ist bei den Liberalen deshalb nicht gut angekommen.

Wer ist der Mann, der Bürgermeister in Glinde werden will? Das Telefonbuch kennt ihn nicht. Am Ende einer langen Suche, die fast schon vergeblich zu sein scheint, ist Meyer dann doch am Apparat - etwas überrascht vom plötzlichen Interesse der Medien. Der 35-Jährige ist Versicherungskaufmann, arbeitet für die Hamburg-Mannheimer in Hamburg. Seit 1988 wohnt er in Glinde, fühlt sich als Glinder und will nun etwas für seine Stadt tun.

Hat er denn Erfahrung in der Führung einer Verwaltung? "Nein, habe ich nicht, aber das kann man lernen", sagt er. Wie schätzt er seine Chancen ein? "Rein mathematisch gesehen liegen sie bei 50:50."

Derweil gehen im Rathaus die Wahlvorbereitungen weiter. Am kommenden Freitag (19 Uhr, Marcellin-Verbe-Haus) tagt der Gemeindewahlausschuss. Er entscheidet endgültig, ob die beiden Bewerber zur Wahl zugelassen werden. Eine Ablehnung gilt allerdings als unwahrscheinlich. Am Donnerstag, 3. September, werden sich die beiden Bewerber dann den Glinder Bürgern vorstellen (Marcellin-Verbe-Haus, 19 Uhr).