Sie sind nur so groß wie ein Streichholzkopf, können aber mit einem einzigen Stich die Krankheiten Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen: Zecken. Auch im Kreis Stormarn lauern die blutsaugenden Parasiten, die die Feuchtigkeit und Wärme lieben.

Ahrensburg. Fast 1500 Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK) in Schleswig-Holstein mussten sich im vergangenen Jahr aufgrund der Diagnose Borreliose, einer Bakterieninfektion, vom Arzt behandeln lassen. "Innerhalb von zwei Jahren haben die Infektionen damit um 24 Prozent zugenommen", sagt TK-Sprecher Volker Clasen.

Auch Dr. Simone von Appen vom Kreisgesundheitsamt Stormarn schätzt die Zeckengefahr in Norddeutschland hoch ein: "Die Zahl der Zecken, die das Bakterium Borrelia burgdorferi in sich tragen, hat in den vergangenen Jahren zugenommen." Bundesweit seien 30 bis 35 Prozent der Zecken mit dem Borreliose-Erreger infiziert worden.

"Ein Zeckenstich sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden", sagt von Appen. Die Borreliose sei eine eher unterschätzte Krankheit. Sie kann das Nervensystem angreifen und zu Entzündungen von Gelenken führen. Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum lassen sich Zecken nicht von Bäumen fallen, sondern warten im Gras, im Unterholz und in Büschen auf ihre "Opfer". Meist unbemerkt werden Zecken von niedrig wachsenden Pflanzen abgestreift und suchen dann auf der Haut nach geeigneten Stellen, um Blut zu saugen. "Das kann eine Hautfalte sein, die Achselhöhle oder auch eine Stelle hinter den Ohren", sagt von Appen vom Kreisgesundheitsamt.

Während es gegen die Viruskrankheit FSME eine Impfung gibt, ist der beste Schutz gegen Borreliose, Zeckenstiche zu vermeiden. Simone von Appen rät:

- Lange Hosen und langärmlige Oberteile tragen.

- Bei Streifzügen durch hohes Gras die Socken über die Hosenbeine ziehen.

- Möglichst helle Kleidung auswählen, da Zecken darauf besser zu erkennen sind.

- Zeckenschutzmittel, sogenannte Repellenzien, auftragen. Diese wirken jedoch nur maximal zwei Stunden.

Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper gründlich abgesucht werden. "Wird eine Zecke entdeckt, sollte diese vorsichtig mit einer Pinzette entfernt werden", sagt von Appen. Die Zecke dürfe dabei nicht gequetscht werden, weil die Erreger aus dem Speichel in die Bissstelle gelangen könnten. Anschließend muss die Einstichstelle desinfiziert werden. Bildet sich um die Einstichstelle ein roter Kranz, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Gegen die FSME, die durch Viren übertragen werden, kann man sich impfen lassen. Simone von Appen empfiehlt: "Wer in den Urlaub fährt, sollte sich vorher beraten lassen, ob es vor Ort ein FSME-Risiko gibt." Weite Teile Bayerns, Baden-Württembergs und Landkreise in Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen zählten zu den Gegenden, in denen mit dem FSME-Virus infizierte Zecken gehäuft auftreten. "Aber auch andere europäische Länder, etwa Südschweden oder Tschechien, gelten als Risikogebiete", sagt die Ärztin. An die exotischen Impfungen dächten die Menschen meistens. Simone von Appen: "Aber die üblichen Impfungen vergessen viele."

Eine kostenlose Beratung und ausführliche Informationen über Impfungen sowie über die FSME-Risikogebiete gibt es beim Kreisgesundheitsamt Stormarn in Bad Oldesloe. Es ist unter der Telefonnummer 04531/160-282 zu erreichen.