Kirche sieht sich zu Unrecht in der Rolle des Unruhestifters. Pastorin sagt: Nach dem Sonntags-Gottesdienst, bei einer Tasse Kaffee, lasse sich sicherlich einiges klären.

Grönwohld. Im Streit zwischen den Anwohnern der Alten Siedlung in Grönwohld und der Kirchengemeinde Lütjensee (wir berichteten) meldet sich jetzt die Kirche zu Wort. Die fühle sich ungerechtfertigt in die Rolle des Unruhestifters gedrängt, sagt Susanne Raubold, Pressereferentin beim Kirchenkreis Hamburg-Ost. "Wir wollten niemanden verunsichern. Im Gegenteil: Wir wollen mehr Sicherheit und Kontinuität für die Anwohner schaffen", sagt Raubold. Und: "Als Christen fühlen wir uns der Tradition von Familie und Generationentreue sehr verpflichtet."

Es sei außerordentlich bedauerlich, wenn der Eindruck entstanden sei, dass die Kirche vertragsbrüchig werden könnte. "Verträge sind Verträge, und die werden selbstverständlich eingehalten", stellt Matthias Hoffmann, Verwaltungsleiter beim Kirchenkreis Hamburg-Ost. Er kann die Aufregung aber durchaus verstehen. "Die Menschen stehen in einem Konflikt. Die gefühlte Lage nach so vielen Jahren der Pacht sagt: Das Grundstück gehört mir. Die Realität aber sieht anders aus. Das ist das Dilemma am Erbpacht-System."

Wie berichtet ist die Alte Siedlung auf ehemaligem Pfarrland entstanden, das die Kirche Anfang der 50er-Jahre an Flüchtlinge aus dem Osten verpachtet hat. Die jeweils 2000 Quadratmeter großen Grundstücke sollten ihnen die eigene Grundversorgung sichern. Die Verträge zwischen den Siedlern und der Kirchengemeinde Lütjensee wurden auf 75 Jahre abgeschlossen. 2028 laufen die ersten aus. Es besteht kein Anspruch auf Verlängerung.

Vor diesem Hintergrund hätten sich einzelne Pächter die Frage gestellt, ob es sich noch lohne, an die Kinder zu vererben. Sie hätten sich in Kaufabsichten an die Kirche gewandt. Matthias Hoffmann: "Für uns gab das den Anstoß, grundsätzlich über die Zukunft des Geländes nachzudenken." Man habe Angebote unterbreitet und mit fünf der 18 Familien in den vergangenen drei Jahren eine Einigung erzielt. Mit drei weiteren Pächtern sei sie im Gespräch, sagt Britta Sandler, Pastorin der Kirchengemeinde Lütjensee. "Dass wir mit den Interessenten unter vier Augen sprechen, ist doch selbstverständlich. So viel Vertraulichkeit sind wir ihnen schuldig. Wir drängen niemanden. Weder zum Kauf der Grundstücke noch zum Verkauf der Häuser. Mit denen, die künftig andere Besitzverhältnisse möchten, suchen wir nach einer individuellen Lösung."

Wer keine Veränderung möchte, für den bleibe alles beim Alten. Die Alte Siedlung sei eine gewachsene Kulturlandschaft. "Wir wissen, wie wichtig es ist, den Menschen das zu erhalten", sagt die Pastorin. Den Vorwurf der jüngst gegründeten Interessengemeinschaft der Erbbau-Pächter Grothkoppel/Alte Siedlung, sie würde hinter dem Rücken der Anwohner Tatsachen schaffen, weist sie entschieden zurück. Im April habe es eine Informationsversammlung gegeben, bei der man die Anwohner über die Baupläne informiert habe, über die diese allerdings längst alle Bescheid gewusst hätten. Im vorigen Herbst hatte die Kirche die Aufstellung eines Bebauungsplanes bei der Gemeindeverwaltung in Trittau beantragt. 14 Doppelhäuser will sie auf den Grundstücken bauen. Pastorin Sandler sagt: "Es handelt sich um reine Vorüberlegungen. Das ist kein in Stein gemeißelter Plan. Jeder kann sich mit seinen Ideen daran beteiligen und ist auch dazu eingeladen." Auch Verwaltungsleiter Matthias Hoffmann betont: "Wir wollen nicht morgen das ganze Gebiet mit einem B-Plan überziehen. Aber wir sind mit der politischen Gemeinde im Gespräch und halten an dem Plan fest, jedoch ohne zeitlichen Druck." Das Vorhaben bedürfe auch der Genehmigung durch den Kirchenkreis. Dort liege noch kein Antrag vor.

Um in Zukunft für mehr Transparenz zu sorgen, will man die Anwohner erneut schriftlich über den Sachstand informieren und auch regelmäßig auf dem Laufenden halten. "Wir laden alle herzlich sonntags um 10 Uhr zum Gottesdienst ein. Im Anschluss wird sich bei einer Tasse Kaffe sicher das eine oder andere klären lassen", sagt Pastorin Sandler. Matthias Hoffmann: "Wir sind jederzeit gesprächsbereit."