Ein Spiel-, Spaß- und Bastelnachmittag für sechs bis zwölf Jahre alte Kinder, ein Angebot der Christengemeinde Elim im Ahrensburger Ferienprogramm: Da kann ich meine Töchter mit gutem Gewissen hinschicken, hat sich Heinz E. (alle Namen der Familie geändert) gedacht.

Ahrensburg. Doch dieser spezielle Bastelspaß vom vergangenen Dienstag wird ein Nachspiel haben. E. und die Mutter eines anderen Kindes haben Anzeige erstattet - weil ihre Töchter von einem geistig behinderten Mann sexuell belästigt worden seien. Nun ermittelt die Kriminalpolizei.

Es ist Dienstagnachmittag, als Kira E. (9) und ihre Schwester Nina (7) vorzeitig aus dem freikirchlichen Gemeindehaus an der Ahrensburger Friedensallee zurückkehren. Was die Mädchen in ihrem wenige Hundert Meter entfernten Elternhaus erzählen, erschüttert den Vater. Heinz E. berichtet: Zu dem Spielenachmittag sei auch ein offensichtlich geistig behinderter Mann gekommen, schätzungsweise 30 bis 40 Jahre alt. "Wollen wir Freunde werden?" habe er das neun Jahre alte Mädchen zunächst gefragt, das mit "vielleicht" geantwortet habe. "Wollen wir uns küssen?" sei die nächste Frage gewesen. Schließlich habe er angeboten, Kira zur Toilette zu begleiten.

Heinz E. geht zur Ahrensburger Kriminalpolizei. Dort stehen die Beamten vor einem Problem. Wolfgang Böhrs, der Chef, sagt: "Zum Glück ist ja nichts passiert. Das Mädchen hat sich vollkommen korrekt verhalten." Und: "Das Ansprechen von Kindern an sich ist noch keine strafbare Handlung." Infrage komme allenfalls der Tatbestand der Beleidigung. Ein weiteres Problem dürfte in der Frage begründet liegen, inwieweit ein Mann wie der Beschuldigte sich überhaupt vor Gericht verantworten kann. Allerdings ist er bei der Polizei offenbar kein Unbekannter. Alle paar Jahre gebe es mal ähnliche Beschwerden, sagt Kripochef Böhrs. "Bislang ist allerdings niemals etwas passiert."

Die Polizei nimmt allerdings Kontakt zur Christengemeine auf. Und deren Pastor Dieter Kurz reagiert auch prompt, als der Mann beim Spiel-, Spaß- und Bastelnachmittag am Mittwoch wieder da ist - und nicht bereit ist, freiwillig zu gehen. Kurz: "Ich musste dann leider die Polizei anrufen. Die Beamten sind schnell gekommen und haben den Herrn mitgenommen. Das ist alles sehr dezent abgelaufen." Die Gemeinde haben dem Mann inzwischen "Haus- und Gemeindeverbot" erteilt.

Auch Dieter Kurz, der den Beschuldigten flüchtig kennt, weiß um die Problematik des Sachverhalts. "Solche Menschen finden nirgendwo Zugang. Wir als christliche Gemeinschaft versuchen, uns ihnen zu öffnen. Aber so etwas wie das, das jetzt geschehen ist, geht natürlich nicht."

Wie Heinz E. mittlerweile weiß, ist seine ältere Tochter nicht das einzige Mädchen, an das Annäherungsversuche herangetragen worden sind. Er und die Mutter eines anderen Mädchens haben nun Strafanzeige erstattet. Kripochef Böhrs sagt: "Wir werden die Mädchen von geschulten Kollegen kindgerecht vernehmen lassen, um herauszubekommen, was tatsächlich vorgefallen ist."