Besonders unbeliebt bei Jugendlichen sind laut Behörde Berufe mit unattraktiven Arbeitszeiten. Dazu gehören Koch und Bäcker.

Ahrensburg. 110 Ausbildungsplätze sind nach Angaben der Agentur für Arbeit in Stormarn noch nicht besetzt. Weil das Lehrjahr bei Bäckern, Köchen, Tischlern und in einigen anderen Berufen erst am 1. September beginnt, sieht die Behörde eine gute Chance, die Lehrstellen noch zu besetzen.

Auch Jürgen Koops (58) sucht noch einen Auszubildenden, der das Bäcker- und Konditorhandwerk lernen möchte. "Ich habe zwei Bewerbungen auf dem Tisch liegen", sagt er, "aber die Bewerber wohnen weiter weg. Wie soll das gehen? Als Bäcker muss man um 3 Uhr aufstehen. Da fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel."

Koops hat den Eindruck, dass viele keine richtige Vorstellung von dem Bäckerberuf haben. Oft müsse er Lehrlingen Hygienerichtlinien vermitteln. "Manche kommen mit der schmutzigen Schürze vom Vortag in die Backstube", sagt Koops.

Als Erstes dürfen die Lehrlinge Brötchen aus fertigem Teig formen. Mit Mürbeteig, Plundergebäck, Hefe- und Brotteigen wird langsam der Anspruch gesteigert. "Beim Brot ist das Innere das Wichtigste. Die Porung muss stimmen. Das Brot darf nicht krümeln und muss schnittfest sein. Der Geschmack kommt aus der Kruste", sagt der Bäckermeister.

Im zweiten Lehrjahr kommt die Konditorausbildung dazu. "Dann lernen die Auszubildenden den Umgang mit Sahnecremes, Marmeladen und frischen Früchten." Koops hat festgestellt, dass viele Jugendliche schlechte Kondition haben. "Die sitzen plötzlich in der Backstube auf dem Boden, weil ihnen die Beine wehtun", sagt Koops und schüttelt verständnislos den Kopf. Früher, da habe er selbst noch eine harte Ausbildung genossen. "Wir haben die Ware aus den Rohstoffen hergestellt und mussten alles nach Rezept im richtigen Verhältnis dazuwiegen können." Heute erleichterten Maschinen viele Arbeitsgänge. Aber es komme immer noch auf die richtige Zeit und Temperatur an. "Ein Gramm oder ein Grad machen schon den Unterschied."

Das Schöne am Beruf des Bäckers ist für den 58-Jährigen, dass er kreativ arbeiten kann. "Es ist hart, man muss viel tun. Aber man kann viel erreichen."

Laut Arbeitsagentur sind vor allem Berufe mit unattraktiven Arbeitszeiten unbeliebt. Das sind Berufe wie Bäcker und Koch. Axel Strehl (46), Inhaber des Restaurants Strehl, kann das nicht bestätigen. "Wir haben 16 Bewerbungen bekommen", sagt er, "da waren gute bei." Bis jetzt sind bei ihm zwei Lehrstellen unbesetzt, eine als Koch und eine als Restaurantfachmann. In der kommenden Woche arbeiten die Bewerber bei ihm zur Probe. Strehl erklärt: "Als Koch durchläuft man alle Posten. Das beginnt mit der kalten Küche. Später kommt der Umgang mit Gemüse, Fisch, Fleisch und Desserts dazu." Angehende Restaurantfachleute müssen zunächst die Waren kennenlernen. Strehl: "Natürlich wird Servieren geübt. Darüber hinaus lernen die Auszubildenden, wie sie Verkaufs- und Beratungsgespräche führen."

Strehl verkörpert beide Berufe. "Ich mag daran, dass ich mit Menschen zu tun habe. Das ist lebendig. Viele Stammgäste kenne ich, manche von ihrer Hochzeit, andere vom Geburtstag. Auf Feiern trifft man sich wieder. Das ist wie eine große Familie", schwärmt Strehl. Seit 25 Jahren bildet er junge Leute aus. "Die Ausbildung hat sich verändert. Die Speisen sind leichter geworden", sagt Strehl. Nach der Lehre schickt er seine Azubis in die weite Welt. "In der Gastronomie ist es wichtig, andere Arbeitsweisen kennenzulernen. Es wäre ja schlimm, wenn man von der Lehre bis zur Rente immer dasselbe im selben Betrieb tun würde."