Ein professionelles Theater in dem 8100-Einwohner-Ort Oststeinbek? Nicht viele hätten sich an diese Aufgabe gewagt. Immerhin klagen die Staatstheater reihum seit Jahren über Besucherschwund.

Oststeinbek. Knut Schakinnis hat es trotzdem getan - und wirkt knapp ein Jahr nach dem Startschuss nicht unzufrieden: "12 000 Besucher: Das ist für den Anfang nicht schlecht."

Der Mann muss es wissen. Immerhin jongliert er mit vier Theatern: Heute Oststeinbek, morgen Kassel, übermorgen Lübeck - und zwischen allen das Heimattheater in Bremen.

Oststeinbek ist sein jüngstes Kind - und zugleich auch Stormarns jüngstes Bühnenhaus. "Wir haben hier eine Platzauslastung von 50 Prozent", sagt Schakinnis. "Das ist natürlich noch nicht das, was wir uns vorstellen, aber das wird sich noch entwickeln."

120 künstlerische Veranstaltungen hat es seit September 2008 im Bürgerhaus Kratzmannscher Hof in Oststeinbek mit seinen 200 Sitzplätzen gegeben. Den Löwenanteil machen die Eigenproduktionen aus dem kleeblättrigen Theaterreich Knut Schakinnis' aus. Was fanden die Oststeinbeker am besten? "'Hossa' kam gut an, 'Ladies Night' auch. Die Gesangssachen liefen sehr gut", sagt Schakinnis. "Hossa" ist eine Schlagerrevue mit Musik aus den Siebzigern, "Ladies Night" ein Stück über fünf Männer und ihre Idee, als Stripper Geld zu verdienen.

Natürlich ist das kein Staatstheaterprogramm, aber Schakinnis arbeitet eben auch ohne Subventionen. Deshalb ist der 53-Jährige mit den blauen Augen an diesem Morgen fix über die mit Baustellen gepflasterte A 1 von Bremen nach Stormarn geflitzt - um für seine schmucke Spielstätte im alten Kratzmannschen Hof an der Möllner Landstraße zu trommeln. Sein Metier sind Humor und Unterhaltung, ohne Witz läuft in seinem kleinen Reich nichts.

Was entspricht gerade dem Zeitgeist? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Theaterchef, der nebenbei auch noch schauspielert und Regie führt, von früh bis spät. Wenn er morgens im Gästebuch auf den Internetseiten seiner Theater nach neuen Einträgen sieht, wenn er sich auf anderen Bühnen anguckt, was da so gespielt wird, wenn er abends zu einem der neuen Stücke greift, die sich auf seinem Nachttisch stapeln. Manchmal ist die Lektüre schon nach der ersten Seite beendet. "Ein Stück mit zwölf Personen kann ich mir nicht leisten", sagt Schakinnis. Bei Ein-Personen-Stücken ist sein Interesse deutlich größer.

Und im Gästebuch, was liest er da? "Lob ist gut, lese ich gern", sagt Schakinnis, "aber wichtiger finde ich Kritik. Da überlege ich dann schon, ob das berechtigt ist, was da bemängelt wird, und ob ich etwas ändern muss."

Sein Theater ist ganz nah am Zuschauer dran. "Wenn ein Stück floppt, dann floppt es nur einmal", sagt der Theaterchef. "Das ist der Vorteil, wenn man vier Theater hat."

Wie kommt ein Mann wie Schakinnis zu einem Theater in Oststeinbek? Der Bremer lacht. "Das war ganz einfach. Die Architekten, die hier den Umbau des Bürgerhauses gemacht haben, haben auch meine Theaterschiffe in Lübeck und Bremen umgebaut. Die meinten, das wäre was für mich."

Es war was. Schakinnis hat in Oststeinbek einen Jahresumsatz von 240 000 Euro gemacht, mit allen vier Theatern kommt er auf 2,4 Millionen Euro. "Das ist nicht schlecht. 2,6 Millionen wären noch besser, dann könnte man was zurücklegen", sinniert der Theatermann.

Im nächsten Halbjahr will er mit einem Loriot-Abend und "Ganze Kerle" noch mehr Zuschauer ins Bürgerhaus holen. Er setzt auf bewährte Kost: In dem Stück "Ganze Kerle" geht es um vier Männer und die Idee, mit einer Travestieshow Geld zu verdienen. Und zu Weihnachten steht "Der gestiefelte Kater" auf dem Programm.

Das Theater im Bürgerhaus hat nun allerdings erst mal Sommerpause. Knut Schakinnis nicht. In Lübeck und Bremen wird durchgespielt. "Gerade im Sommer ist oft besonders viel los", sagt er. Dass die Staatstheater in dieser Zeit oft für mehrere Monate schließen, kann er nicht verstehen. "Aber für uns ist es ja besser so."

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