Delara Burkhardt (16), Lukas Schellhorn (20), Benjamin Stukenberg (26) und Johan von Hülsen (26) sind sich einig: Es lohnt sich, sich einzumischen.

Ahrensburg. Die großen Parteien in Stormarn verlieren weiter Mitglieder. Waren vor fünf Jahren noch 2420 Menschen in der CDU, so sind es heute 2140. Die Zahl der SPD-Mitglieder sank von 1640 auf 1396. Der Verlust durch den Tod von langjährigen Mitgliedern lässt sich nicht ausgleichen: Es gibt nicht genug junge Leute, die sich politisch engagieren. Ein Problem, das auch FDP, Grüne und Wählergemeinschaften kennen. Warum es sich lohnt, in der Politik mitzumischen, erzählen vier junge Stormarner.

"Man hört immer nur, dass sich alle beschweren, aber keiner tut etwas", sagt Delara Burkhardt aus Siek, "ich wollte einfach aktiv werden." Die Stormarnschülerin ist 16 Jahre alt und seit Januar Mitglied der SPD. Sie informierte sich im Internet über die Parteiprogramme und blieb bei den Sozialdemokraten hängen. Weil es auf den Kreisparteitagen aber eher um die Ideologie als um Konkretes gehe, trat sie im Februar auch den Jusos bei. "Dort habe ich das Gefühl, man will etwas erreichen. Das ist eher angewandte Politik", sagt Delara. Einige Freunde stehen dem Ganzen skeptisch gegenüber. "Die meinen, es ist zu extrem, wenn man sich politisch engagiert", sagt Delara und schüttelt den Kopf.

Benjamin Stukenberg ist 26 und seit zwei Jahren Kreisvorstandssprecher der Grünen. "Nur wer sich einmischt, kann etwas ändern und hat das Recht, sich zu beschweren", sagt er. Nachdem er zwei Jahre lang jeden "Grünschnack" - den politischen Stammtisch - besucht hatte, trat er 2004 in die Partei ein. Ein Jahr später war er im Kreisvorstand. "Wenn man nicht Nein sagt, kommt man schnell zu seinen Pöstchen", sagt er und lächelt.

Benjamin Stukenberg ist überzeugt, dass auch junge Leute viel in der Politik schaffen können. Er habe bereits zwei Anträge auf dem Landesparteitag durchgebracht und leitet die Kreismitgliederversammlungen. Sein politisches Interesse habe sein Vater geweckt. "Er ist seit 40 Jahren in der FDP. Wir haben zwar unterschiedliche Auffassungen, was Wirtschaft und Atomausstieg betrifft, aber er findet es gut, dass ich in einer Partei bin", erzählt Benjamin.

Lukas Schellhorn (20) kommt dagegen aus einer "unpolitischen Familie". Der Reinbeker studiert in Hamburg Politikwissenschaft und ist seit drei Jahren in der FDP. "In der Schule lernt man nur Theorie. Zwei Mitschüler und ich wollten uns schlau machen und haben uns die Kommunalpolitik angeschaut. Die FDP überzeugte mich durch ihr Freiheitsideal", sagt Lukas. Auf dem Parteitag im März ging's auch um den Kreisvorstand. "Ich wollte Pressesprecher werden und wurde einstimmig gewählt", sagt Lukas. Es sei leicht, sich in die eigene Partei einzubringen, aber in den Gremien fänden die Belange junger Leute nur schlecht Gehör. "Im Ausschuss wurden meine Vorschläge bisher immer abgeschmettert. Das ist schon frustrierend." Er geht trotzdem zu jeder Sitzung. "Sonst geht meine Stimme verloren."

Johan von Hülsen (26) engagiert sich seit mehr als neun Jahren. In der zehnten Klasse machte er sein Praktikum in der Geschäftsstelle der Kreis-CDU. "Ich hatte mich bei allen Parteien beworben, aber die CDU hat am schnellsten geantwortet", erzählt Johan. Es war gerade Wahlkampf: "Ich habe mir einen Stapel Flyer geschnappt und verteilt." Daraufhin wurde er gefragt, ob er nicht Mitglied werden wolle. Einen Monat später war er bereits im Ortsvorstand der Jungen Union und ein Jahr darauf auch im Ortsvorstand der CDU. 2005 hatte er so viele Ämter, dass er fast jeden Tag zwei Sitzungen hatte. Im Wahlkampf war er bis zu 70 Stunden pro Woche für die Partei unterwegs. Mittlerweile hat er sein Pensum auf 20 Wochenstunden und zwei Sitzungen heruntergeschraubt.

"Andere sind Hockeytrainer und investieren da viel Zeit", sagt Johan. Sein Hobby sei Politik. Er vergleicht die Partei gern mit einem Sportverein. "Im Sportverein gibt es auch viele gute Bekannte, aber man ist nicht mit jedem befreundet. Genauso ist es in einer Partei." Er findet es wichtig, dass sich junge Menschen politisch engagieren. "Sonst bestimmen Leute über einen, die keine Ahnung haben." Einige ältere Politiker hätten "skurrile Ideen", weil sie "von der Lebensrealität der Jugendlichen weit entfernt" lebten. Ihm mache Politik richtig Spaß. "Es ist ein extrem cooles Gefühl, wenn man etwas umgesetzt hat, was man bewegen wollte, oder etwas anderes verhindert hat." Selbst wenn er mit einem Vorschlag, den er mit anderen ausgearbeitet hat, baden gegangen ist, findet er das gut. Johan von Hülsen sagt: "Das schweißt zusammen."