Bundesweit nahmen Mediziner im ersten Quartal 7,8 Prozent mehr ein. Für Schleswig-Holstein fehlen die Zahlen.

Ahrensburg. Die niedergelassenen Ärzte in Deutschland haben im ersten Quartal 2009 im Durchschnitt 7,8 Prozent mehr Geld verdient als im Vorjahresquartal. So lautet das positive Ergebnis der vorläufigen Gesamtbilanz der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zur Honorarsituation der Kassenärzte. Die Berliner Ärzte schneiden dabei als die größten Gewinner der Honorarreform ab: Sie bekamen 32,2 Prozent mehr Geld. Schleswig-Holstein taucht in der Tabelle nicht auf. Der Grund: Es liegen noch nicht alle Daten vor. "Wir möchten unseren Mitgliedern eine möglichst fehlerfreie Abrechnung liefern, die auf gesicherten Daten basiert", sagt Ingeborg Kreuz, kommissarische Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). "Es wäre unseriös, im Vorwege Zahlen zu veröffentlichen, die allein auf Hochrechnungen basieren." Die KVSH rechne damit, den Ärzten und Psychotherapeuten die Höhe ihres Gesamtumsatzes für das erste Quartal noch im August mitteilen zu können.

Einen hohen Aufwand verursacht auch die sogenannte Verlustbegrenzung, die Praxisschließungen vermeiden soll. Denn in Schleswig-Holstein gilt bei der Umsetzung der Honorarreform eine Übergangsphase von zwei Jahren, in der sich die Praxen schrittweise auf das neue System einstellen können. Das bedeutet: Im ersten Halbjahr 2009 kann kein Arzt einen Gewinn verbuchen, aber auch niemand mehr als 7,5 Prozent Verlust machen. Die Ärzte stützen sich solidarisch und zahlen für Kollegen, die hohe Verluste haben, mit. "Ziel dieser Gewinn- und Verlustbegrenzung ist, dass niemand pleitegeht", sagt KVSH-Pressesprecher Marco Dethlefsen. In der zweiten Jahreshälfte können die Ärzte maximal einen Gewinn von drei Prozent beim Gesamtumsatz erzielen, und kein Arzt verliert mehr als neun Prozent.

Der KVSH-Pressesprecher geht nicht davon aus, dass die Ärzte im ersten Quartal auch im Durchschnitt 7,8 Prozent mehr verdient haben: "Es darf nicht vergessen werden, dass das ein Bundesdurchschnitt und zudem nur ein Zwischenergebnis ist." Dr. Dennis Wolter, Orthopäde in Ahrensburg und Vorsitzender der Ärzte-Genossenschaft "Medizin-Netz-Stormarn" (MeNeSto), ist sich sogar sicher, dass Schleswig-Holsteins Ärzte zum "untersten Spektrum" gehören. "Wir wissen, dass bei uns ein Minus von 0,7 Prozent im Vergleich zur Vergütung im Vorjahr vorhergesagt ist." Was der KBV-Vorsitzende Andreas Köhler als tolle Reform verkaufe, sei "haarsträubend". Die vorgelegten Ergebnisse zeigten, dass es je nach KV-Bezirk und Fachgruppe extreme Unterschiede in der Vergütung gebe. "Bei den Orthopäden in Baden-Württemberg gibt es etwa 93 Prozent Verlierer, in Sachsen-Anhalt gewinnen 86 Prozent. Bei Hausärzten gibt es 86 Prozent Verlierer in Baden-Württemberg, 95 Prozent Gewinner in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt." Die Schwankungen seien eine reine Standortfrage. Wolter: "Sie haben nichts mit der Qualität der erbrachten Leistungen zu tun." Gute Arbeit werde nicht belohnt.

Der Allgemeinmediziner und MeNeSto-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Matthias Ogilvie sagt: "Was jetzt durch die Presse geht, ist schlichtweg eine Vermutung." Das sei natürlich gewollt, um die Ärzteschaft in Misskredit zu bringen. "Wir bezweifeln nicht, dass drei Millionen Euro in die Ärztehonorare geflossen sind. Aber Schleswig-Holstein wartet vergebens auf den Geldsegen."