Pferde sind die Leidenschaft von Katrin Krüger, die “Horse Business Management“ studiert. Am Kalkberg spielt sie nicht nur mit, sondern betreut die Tiere auch vor und nach den Vorstellungen.

Ahrensburg/Bad Segeberg. Sie kommt am Vormittag als eine der Ersten ins Segeberger Freilichttheater und geht als eine der Letzten spät am Abend, wenn über der Arena längst die Dunkelheit hereingebrochen ist. Sie pflegt die Pferde. Und sie reitet auf ihnen über die Bühne - 144-mal in 72 Vorstellungen werden es am 6. September, dem letzten Tag der Karl-May-Festspiele, gewesen sein. Schätzungsweise 280 000 Zuschauer werden sie bis dahin gesehen haben, doch kaum einem von ihnen wird sie wirklich aufgefallen sein: Katrin Krüger aus Ahrensburg ist Reitstatistin. Im Schatten des Kalkbergs hat die Studentin den perfekten Ferienjob für sich gefunden.

Es ist 12 Uhr am Mittag, Dienstbeginn. Katrin Krüger steht im Pferdestall und striegelt den elfjährigen Wallach Merlin. Es ist eines der beiden Showpferde, um das sich die 22-Jährige vor und nach den Vorführungen kümmert. Pferde sind ihre Leidenschaft, sie studiert in Holland "Horse Business Management". "Das ist eine Art Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt auf Pferdehaltung", erklärt sie.

Aber die Betreuung der Pferde ist nur die eine Hälfte des Jobs. In der Aufführung "Der Schatz im Silbersee" spielt Katrin Krüger auch mit, und das gleich in zwei Rollen. Einmal gehört sie zu den Banditen um den Star Martin Semmelrogge, kurze Zeit später galoppiert sie dann als Utah-Indianer über die Bühne. Eine Szene spielt sogar direkt im Publikum. Nur wenige Zentimeter reitet sie da auf Merlin an den Rängen vorbei. Es sind rasante Ritte, immer begleitet von Schüssen aus Pistolen und Gewehren und sogar durch brennende Häuser hindurch. "Für die Pferde ist das kein Problem, die sind das mittlerweile gewohnt", sagt Katrin Krüger.

Für sie auch nicht. Die Ahrensburgerin macht den Job seit mittlerweile vier Jahren. "Für mich ist das schon immer ein absoluter Kindheitstraum gewesen", sagt sie. Eigentlich schon, seit sie als Fünfjährige mit ihren Eltern zum ersten Mal eine Vorstellung besuchte. Von da an kam sie jedes Jahr wieder, und die Faszination für die Festspiele wuchs von Jahr zu Jahr.

"Als Belohnung für ein gutes Zeugnis gab es bei uns zu Hause nie Geld, sondern immer einen Familienausflug nach Bad Segeberg", erinnert sie sich heute. Bald träumte sie davon, mitspielen zu dürfen. Ihre Mutter machte ihr dann vor vier Jahren Mut, sich einfach mal zu bewerben. Katrin hatte gerade ihr Abitur an der IGS in Ahrensburg gemacht. Sie wurde eingeladen und durfte sich vorstellen. Es folgte ein kurzes Gespräch mit Pferdefachfrau Sylvia Kassel, unter deren Augen sie auch ein paar Runden reiten musste. Und schon war sie dabei. Katrin Krüger hatte sich gegen etwa 100 andere Bewerber durchgesetzt.

Seitdem gehört sie zum Team. In ihrem ersten Jahr spielte sie noch gemeinsam mit dem damaligen Hauptdarsteller Gojko Mitic. Seit drei Jahren spielt Frauenschwarm Erol Sander den "Winnetou". Eine gute Besetzung, meint Krüger, "er bringt etwas frischen Wind in die Spiele."

Aber der Job am Kalkberg ist nicht nur ein Märchen. Er ist vor allem knochenharte Arbeit. Wenn Katrin Krüger nach der letzten Vorstellung die Pferde in den Stall gebracht hat, ist es meist schon später als 23 Uhr.

Die Festspiele lassen sie dann dennoch nicht los. Die 80-köpfige Kalkberg-Familie hält zusammen, auch nach Dienstschluss. Nach den Abendvorführungen sitzen sie oft noch in Segeberger Bars zusammen. Mit vier der elf Reitstatistinnen hat Katrin Krüger eine Sommer-Wohngemeinschaft in der Stadt gegründet. "Manchmal fahren wir auch noch an einen See. Und demnächst besuchen wir die Störtebeker-Festspiele auf Rügen. Die 'Störtis' kommen dann auch zu uns. Das hat schon Tradition."

Katrin Krüger sitzt in Bad Segeberg also ganz fest im Sattel. Nichtsdestotrotz reitet die Angst mit, einmal vom Pferd zu fallen. Einmal ist es ihr schon passiert. "Aber das war glücklicherweise nur in der Probe", sagt Katrin Krüger, lacht, steigt auf Merlin und reitet zur Vorstellung. Gleich ist sie wieder ein böser Ganove und muss dem Oberganoven Martin Semmelrogge helfen.

Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg laufen noch bis zum 6. September auf der Freiluftbühne am Kalkberg. In diesem Jahr wird "Der Schatz im Silbersee" gezeigt. In den Hauptrollen spielen Erol Sander (Winnetou), Martin Semmelrogge (Cornel Brinkley) und Dorkas Kiefer (Jolene Blenter). Vorstellungen sind von Donnerstag bis Sonnabend jeweils um 15 und 20 Uhr. Am Sonntag gibt es nur eine Vorstellung um 15 Uhr. Der Eintritt kostet zwischen neun und 24,50 Euro pro Person.