Gut 1547 Beratungen haben die Mitarbeiterinnen des Oldesloer Vereins “Frauen helfen Frauen“ im vergangenen Jahr geleistet. 11,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Und die Tendenz ist steigend.

Bad Oldesloe. Der Gesprächsbedarf betroffener Frauen und Mädchen nach sexuellen Gewalterfahrungen sei hoch. "Wir haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres schon fast schon so viele Beratungen gehabt wie 2008", sagt Stefanie Wille. Allein mit der finanziellen Unterstützung, die der Verein als Trägerin der Beratungsstelle vom Land, dem Kreis, der Stadt und den Gemeinden im Umland erhält, sei das nicht zu schaffen. Neue Angebote dauerhaft zu installieren, sei fast unmöglich. Jetzt droht der noch jungen Fachstelle "Essstörung" das Aus. Stefanie Wille: "Wenn wir keine Spendengelder bekommen, müssen wir das Beratungsangebot für Frauen mit Essstörungen zum Jahresende einstellen."

Auch für die Therapie traumatisierter Frauen braucht der Verein dringend weiterhin finanzielle Mittel. "Die meisten Frauen haben seit ihrer Kindheit Gewalterfahrungen, die tiefe Narben an Körper und Seele hinterlassen haben. Sie brauchen eine langfristige Therapie", sagt die Diplom-Psychologin und Traumatherapeutin. So wie die junge Frau, die in die Beratungsstelle kam und nach einer Gruppe für Frauen mit Essstörungen fragte. Das war nur ein Umweg, eigentlich ging es um Missbrauch und häusliche Gewalt, mit der die junge Frau groß geworden war. "Ihr Essverhalten war gestört, sie verletzte sich selbst, hatte mehrere Selbstmordversuche hinter sich und lebte ziemlich isoliert, ohne ein sicheres soziales Netz", erzählt Stefanie Wille. Die Frau war 24 Jahre alt und nach etlichen gescheiterten Beziehungen zu ihren Eltern zurückgezogen. "Nie und nimmer hätten die 15 bewilligten Therapiestunden ausgereicht", sagt Wille. Über ein Jahr habe es gedauert, bis das Erlebte aufgearbeitet war. Heute hat die Frau eine eigene Wohnung, einen Job und ein stabiles Umfeld gefunden, und wenn sie Druck loswerden muss, schlägt sie heute auf einen Boxsack ein und verletzt sich nicht mehr selbst. "Es kommen mehr schwersttraumatisierte Frauen zu uns als früher", sagt die Therapeutin. Und: Immer häufiger kommen Frauen in die Beratungsstelle, die Opfer organisierter sexueller Kriminalität und Gewalt wurden, zum Beispiel von Kinderpornografie.

Die notwendige und professionelle Arbeit, die die sechs Vereinsfrauen seit 20 Jahren leisten, ist aus Stormarn nicht mehr wegzudenken. Ihre Bedeutung lasse sich nicht nur an der wachsenden Zahl der Ratsuchenden ablesen, sondern auch an der vermehrten Zuweisung von Fällen durch Polizei, Ämter und Kliniken, sagt Stefanie Wille.

Wer "Frauen helfen Frauen" mit einer Spende helfen möchte: "Förderverein Frauen helfen Frauen Stormarn", Konto 134 97 353 bei der Sparkasse Holstein (BLZ 213 522 40).