Bauern fahren ein Viertel weniger Gerste und sogar 40 Prozent weniger Raps ein als in den vergangenen Jahren.

Ahrensburg. Die diesjährige Getreideernte in Schleswig-Holstein werde zwölf Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr einbringen. Das seien ungefähr 343 000 Tonnen weniger, sagt der Präsident der Landwirtschaftskammer, Claus Heller. Er erwartet in Schleswig-Holstein rund 2,6 Millionen Tonnen Korn.

Von diesen 2,6 Millionen Tonnen seien rund 1,9 Millionen Tonnen die Brotgetreidearten Weizen und Roggen, der Rest entfalle auf Futtergetreide, also Gerste, Hafer und Triticale (eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen). Grund für den Rückgang sei unter anderem die enorme Trockenheit im Frühjahr, sagt Heller.

In Stormarn gibt es rund 600 Landwirte, die etwa 35 000 Hektar Land beackern. Nach der holsteinischen Fruchtfolge werden abwechselnd Raps, Weizen und Gerste angebaut. Die Folgen der Trockenheit in Stormarn seien deutliche Ertragseinbußen bei sandigen Böden. Hier sei bislang ein Viertel der Wintergerste weniger geerntet worden als in den vergangenen Jahren. Normalerweise würden etwa acht Tonnen pro Hektar geerntet, nun seien es weniger als sechs Tonnen.

Bei Raps und Weizen könne man jedoch noch keine eindeutigen Ergebnisse vorhersagen, da die Landwirte die Ernte erst in der kommenden Zeit beginnen würden. Es werde zwar mit leichten Verluste gerechnet, dennoch seien die Erwartungen durchschnittlich gut. Allgemein beeinträchtigten hauptsächlich Hagelschäden die Ernte der Stormarner Landwirte. Beim Raps hätte Hagel teilweise mehr als 40 Prozent der Ernte vernichtet. Der Raps ist jetzt, kurz vor der Ernte, am empfindlichsten. Die Schoten sind brüchig und schlagen durch Hagelkörner schnell auf.

Nach der momentanen Ernte der Wintergerste folgt die Rapsernte. Auffallend sei hier das starke Nord-Süd-Gefälle in Stormarn. Während die Wintergerste in Südstormarn schon fast geerntet ist, ist im Norden Stormarns die Wintergerste in vielen Bereichen noch nicht reif.

Auch bei der Grasernte seien Rückgänge zu verzeichnen, sagt Carsten Wilkling (44) aus Wolkenwehe, Landwirt und Lohnunternehmer. "Die Qualität des Grases, also der Energiegehalt, ist aufgrund der enormen Trockenheit im Frühjahr weit schlechter als im Jahr zuvor." Die Trockenheit sei auch der Grund dafür, dass der zweite Grasschnitt, der eigentlich Mitte bis Ende Juni erfolge, mittlerweile schon um drei Wochen im Verzug sei. "Als Ersatzfuttermittel für das Vieh füttern viele Landwirte "GPS". Dazu werden die ganzen Kornhalme mitsamt der Ähren gemäht, gehäckselt und gequetscht. "Diesem fügen wir dann je nach Wunsch der Kunden Zusatzstoffe hinzu, damit die Kühe mehr Milch geben und die Silage stabiler wird", sagt Wilkling.

Ernteausfälle beim Sommergetreide, das im Frühjahr schlecht gesät werden konnte, erwarten die Stormarner Bauern hingegen in weitaus geringerem Umfang als ihre Kollegen in anderen Landesteilen. Carsten Wilkling nennt den Grund: Die Stormarner Landwirte bauten überwiegend Winterfrüchte an, die im Herbst gesät würden. Der Anteil des Sommergetreides gehe im Kreis zurück, da das Wintergetreide besser zu den Böden im Kreis passe.

Die Bedingungen im Herbst seien in Stormarn für die Aussaat von Wintergetreide allgemein besser und die Winterfrüchte somit sicherere Produkte für die Landwirte. Nach Angaben des Kreisbauernverbands ist Winterweizen in Stormarn auf rund 12 500 Hektar Fläche angebaut worden. Er gilt als das ertragreichste Getreide. Zudem ist der Preis für Winterweizen der höchste, und das Getreide verkauft sich am besten. Außerdem gebe es aufgrund der Nähe des Kreises zu den Schifffahrtshäfen Hamburg und Lübeck einen deutlichen Exportvorteil für den Stormarner Winterweizen. Er werde vor allem nach England, in die Mittelmeerregion und nach Nordafrika exportiert. Vom Anbau von Sommergerste, die zum Bierbrauen verwendet wird, sehen viele Landwirte ab.

Außer dem Getreide bauen die Stormarner Landwirte auf 150 Hektar Kartoffeln, auf 300 Hektar Zuckerrüben und auf 3000 Hektar Futterfrüchte an.