Die Organisatoren fordern 300 Euro Grundsicherung, Ganztagsschulen und kostenlose Kindergärten.

Bad Oldesloe. "Kinderrechte stärken - Armut bekämpfen": So lautet das Ziel der schleswig-holsteinischen Landesverbände der Arbeiterwohlfahrt (Awo), des Kinderschutzbunds und des Sozialverbands Deutschland (SoVD). Die drei Organisationen haben sich zusammengeschlossen und eine Volksinitiative gegründet. Sie wollen bis Oktober in Schleswig-Holstein 20 000 Unterschriften sammeln, damit der Landtag sich mit dem Thema beschäftigt.

Im Kreis Stormarn haben bis jetzt 1800 Menschen unterschrieben. "Wir wollen, dass die Stellung der Kinder durch die Aufnahme von Kinderrechten in der Landesverfassung gestärkt wird", sagt Winfried Wickler, Kreisvorsitzender des Sozialverbands: "Eine Studie hat ergeben, dass der Gesundheitszustand von sozial benachteiligten Kindern deutlich schlechter ist als bei Kindern aus besser gestellten Elternhäusern." Zudem mahnt Wickler an, dass in Armut lebenden Kindern häufig ein Schulabschluss oder eine Ausbildung verwehrt bleibe.

Bundesweit leben rund zwei Millionen Kinder und Jungendliche im Alter bis 18 Jahren von Sozialhilfe. In Schleswig-Holstein sind es circa 81 000 Kinder. Im reichen Kreis Stormarn müssen 3478 Kinder von Sozialgeldern leben.

"Das ist jedes zwölfte Kind", sagt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Stormarner Kreisverbands des Deutschen Kinderschutzbunds. Loeding: "Wir gehen davon aus, dass es doppelt so viele sind, denn Kinder, deren Eltern im Niedriglohnsektor arbeiten, werden nicht in der Statistik erfasst."

Im Bundesvergleich stehe Stormarn zwar gut da. "Doch jedes arme Kind ist eines zu viel", so Wickler. Deshalb macht sich das Bündnis aus den drei Verbänden mit der Volksinitiative stark für die Kinder und fordert die Einführung einer eigenständigen und einkommensunabhängigen Grundsicherung von monatlich mindestens 300 Euro pro Kind. Damit alle die gleiche Chance auf Ausbildung bekommen, sollten Elternbeiträge für Kindertageseinrichtungen abgeschafft werden. Die Sozialverbände sprechen sich zudem für eine Ganztagsbildung und -betreuung in der Schule aus. Außerdem sollen Kinder aus Migrantenfamilien spätestens im Kindergarten Sprachförderung bekommen.

Die Arbeiterwohlfahrt setzt sich zudem dafür ein, dass jedes Kind einen guten Schulstart bekommt. "Vor zwei Jahren haben wir die Schultütenaktion ins Leben gerufen", sagt Annette Peters von der Awo, "an diesem Projekt beteiligen sich viele Sponsoren, die die Schultüten beispielsweise mit Stiften und Federtaschen füllen." Das große Ziel sei jedoch, dass die komplette Schulausrüstung - vom Ranzen bis zu Büchern - den Kinder gestellt wird.

Der Kinderschutzbund plant in Glinde ein viertes Kinderhaus. "Glinde liegt hinter der Stadt Bad Oldesloe an der Spitze der Stormarner Kinderarmutsstatistik", sagt Ingo Loeding: "Dort fehlt es noch an sozialen Einrichtungen."

Wer die Volksinitiative "Kinderrechte stärken - Armut bekämpfen" mit einer Unterschrift unterstützen möchte, kann dies auf folgenden Wochenmärkten tun: In Barsbüttel auf dem Stiefenhoferplatz dienstags von 8 bis 13 Uhr und freitags von 9 bis 18 Uhr, in Bad Oldesloe mittwochs von 8 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz, mittwochs und sonnabends von 8 bis 13 Uhr auf dem Täby-Platz in Reinbek. In Reinfeld werden auf dem Marktplatz freitags von 8 bis 12 Uhr Unterschriften gesammelt, in Schönningstedt sonnabends von 8 bis 12 Uhr auf dem Marktplatz und in Trittau von 14 bis 18.30 Uhr auf dem Schützenplatz.