“Sieh, das Gute liegt so nah“: Ostsee und Österreich sind sehr beliebt. Nur Tassilo von Bary schweift lieber in die Ferne.

Ahrensburg. Koffer packen statt Konferenzen. Sonne statt Sitzungsstress. Baden im Meer statt Beschlussvorlagen beackern. Auch Stormarns Bürgermeister lassen in der Sommerzeit mal Fünfe gerade sein und fahren in den Urlaub. Aber wo tanken die Verwaltungschefs aus der Region auf? Die Stormarn-Ausgabe des Abendblatts hat nachgefragt. Das Ergebnis: Die Bürgermeister sind genügsam. Das Fernweh treibt sie nicht in exotische Länder auf anderen Kontinenten, sondern meistens nur knapp hinter die Grenze. Wenn überhaupt.

Warum auch nicht. Schließlich wusste schon der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe: "Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!"

Für Henning Görtz, Bürgermeister in Bargteheide, liegt "das Gute" etwa auf der Ostseeinsel Rügen, auf der er sich mit seiner Frau 14 Tage im August erholen will. "Es ist der erste Urlaub ohne unseren Sohn", sagt Görtz. Wie oft er schon auf Rügen war, kann er nicht genau sagen. "Wir sind häufig dort, weil meine Frau von der Insel kommt und meine Schwiegereltern dort leben." Sobald er auf Rügen sei, stelle sich bei ihm das "Urlaubs-Feeling" ein. "Die Insel ist sehr abwechslungsreich und hat einfach alles, was einen schönen Urlaub ausmacht." Etwa durch den Hafen von Saßnitz zu bummeln und in einem Café einen Cappuccino zu trinken oder mit dem Schiff seines Schwiegervaters entlang der Kreideküste zu schippern.

Mit seinem Rügen-Urlaub liegt Henning Görtz voll im Trend. Denn laut einer Studie im Auftrag des Versicherungsservices Europ Assistance verbringen die Deutschen die schönsten Tage im Jahr am liebsten am Meer (66 Prozent). Und: Urlaub in der Heimat ist für viele reizvoller, als unter Palmen in einem etliche Flugstunden entfernten Land zu liegen: Mit 35 Prozent ist Deutschland das beliebteste Reiseziel.

Auch Walter Nussel, Bürgermeister in Trittau, und seine Frau sind dieses Jahr in heimischen Gefilden geblieben. "Ich bleib' lieber in der Nähe. Das ist genauso schön", sagt er. Zwei Wochen seien sie gerade auf Usedom gewesen. In einem Haus in Heringsdorf. "Es war unser siebter oder achter Besuch auf der Insel", sagt Nussel. "Meine Frau und ich lieben das Meer, die Ruhe, die Idylle." Sie seien viel mit dem Rad unterwegs gewesen ("Ich bin im Urlaub nur zweimal Auto gefahren.") und seien jeden Tag am Strand gewalkt. Und auch Urlaubslektüre habe nicht gefehlt. "Im Strandkorb habe ich 'Die Herren der Insel' gelesen. Ein fast 800 Seiten dickes Buch, das als 'Herr der Gezeiten' mit Nick Nolte verfilmt wurde."

Ein Urlaub ohne passende Lektüre ist für Uwe Rehders, Bürgermeister in Glinde, kaum vorstellbar. "Meine Frau und ich reisen meistens nach den Fressführern", sagt er. Die kulinarischen Spezialitäten der Region haben somit dazu beigetragen, dass sie im Mai eine Woche in die Wachau in Niederösterreich gereist sind. "Ersatz für den Sommerurlaub", sagt Rehders. Gut vorbereitet seien sie gewesen. "Wir haben uns vorher in Restaurantführern informiert, wo man besonders gut essen kann." Die bodenständige Küche, die dort noch verwurzelt sei, habe ihnen gut gefallen. "Und die Wachau ist natürlich berühmt für die Marille und die Weinberge, in denen man wunderbar spazieren gehen kann", sagt er.

Die Landschaft zu genießen, spielt auch für Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß im Urlaub eine wichtige Rolle. Im August wird er mit seiner Frau für zwei Wochen auf die dänische Insel Bornholm fahren. "Als gebürtiger Sylter liebe ich die Weite des Meeres. Auf die Wellen zu blicken, ist herrlich beruhigend", sagt er. Zum zweiten Mal seien sie auf der Insel. "Wir haben uns ein Ferienhaus in den Dünen gemietet." Neben der schönen Landschaft gebe es auch tolle Museen ("Falls das Wetter mal schlecht ist"). Voß: "Aber vor allem freuen wir uns darauf, viel Zeit miteinander zu verbringen und stundenlang am Strand spazieren gehen zu können."

Tassilo von Bary, Bürgermeister in Bad Oldesloe, relaxt dagegen lieber am Mittelmeer und ist damit der Exot unter Stormarns Gemeindeoberhäuptern. "Seitdem ich Bürgermeister bin, fahre ich mit meiner Frau in die Türkei - in eine Ferienanlage kurz vor Alanya." Das Wetter dort sei schön, das Essen lecker ("Zum Beispiel die Lammgerichte") und das Wasser warm. "Und die Menschen sind sehr freundlich", sagt er. Und es gibt noch einen weiteren Grund dafür, dass von Bary dem Urlaubsort im Süden seit fünf Jahren die Treue hält: "Wir treffen dort immer dieselben Leute. Das ist ein großes Wiedersehen, bei dem es viel zu erzählen gibt."

Ganz egal ob türkische Riviera, Ostsee oder Donau: Hauptsache, Stormarns Bürgermeister können anschließend wieder gut erholt ans Werk gehen.