Chefs bewundern den Einfallsreichtum des Kaufmanns. Doch noch hat ihm keiner ein Angebot unterbreitet.

Reinbek. "Diplom-Kaufmann bietet 10 000 Euro für einen adäquaten Job." Mit dieser ungewöhnlichen Anzeige, erschienen im Hamburger Abendblatt, sucht Christian Steffen einen neuen Arbeitsplatz.

"Das ist eine ganz einfache Kosten-Nutzen-Rechnung", sagt der 37-jährige Hamburger, der jahrelang eine eigene Firma in Reinbek hatte. 10 000 Euro bietet der Kaufmann seinem neuen Arbeitgeber - nach seiner Vorstellung etwa drei Monatsgehälter. "Wenn ich stattdessen drei Monate zu Hause sitze, verdiene ich ja auch nichts", sagt er. Das Geld bekäme sein neuer Arbeitgeber nach der Probezeit.

14 Anrufe hat Steffen auf die Anzeige hin bekommen. Die seriösen Firmen seien gar nicht an dem Geld interessiert, sagt er: "Die fanden es einfach gut, dass ich eine ungewöhnliche Idee hatte."

Gut 450 Bewerbungen, davon etwa 130 ins Ausland, hat Christian Steffen in den vergangenen eineinhalb Jahren verschickt. Seit er im Februar 2008 mit seiner eigenen Handelsfirma für Kleidung, First Best in Reinbek, nach acht Jahren Selbstständigkeit Insolvenz anmelden musste. Zehn Mitarbeiter hatte er in Reinbek beschäftigt, weitere 15 in Russland und Bangladesch.

Unternehmer Steffen hatte in ein vielversprechendes Geschäft investiert - und verloren. Russland sei der Markt der Zukunft, davon war er seit einem Praktikum in Moskau während seines BWL-Studiums überzeugt. 2007 kaufte er von einer russischen Firma die Lizenz für die Vermarktung eines bekannten Kinderlabels. "Es war alles vorbereitet", sagt Steffen und schüttelt den Kopf. Die Produktion in Bangladesch hätte sofort starten können - aber dann sagte der Investor ab.

Das Geschäft mit der russischen Firma war geplatzt - die Lizenzgebühren hatte das Reinbeker Unternehmen jedoch bereits zum Teil bezahlt. First Best ging pleite. Im Februar 2008 meldete Steffen für seine Firma Insolvenz an. Da war gerade einmal ein halbes Jahr seit der Vertragsunterzeichnung mit der russischen Firma vergangenen.

Seitdem ist Christian Steffen Hausmann, kümmert sich um seinen siebenjährigen Sohn und seine fünfjährige Tochter. Seine Ehefrau, die ebenfalls bei First Best beschäftigt war, hat mittlerweile einen neuen Arbeitsplatz. Staatliche Hilfe bekommt Steffen als ehemaliger Selbstständiger nicht. Mit den Gläubigern hat er sich zwar auf einen Vergleich geeinigt. Trotzdem hat er Schulden. Dazu kommt die Miete für die Wohnung der Familie in Bergedorf. "Wir müssen viel stärker gucken, was wir uns leisten können", sagt Steffen. Discounter statt Supermarkt sei selbstverständlich. "Es gibt bei uns zum Beispiel keinen Krabbensalat mehr." Und auf dem Geburtstagstisch seiner Tochter hätten in diesem Jahr deutlich weniger Geschenke gelegen als früher.

Zuerst habe er sich vor allem auf leitende Positionen beworben, sagt Steffen, der vor seinem Studium eine Banklehre gemacht hat. Mittlerweile würde er auch Sachbearbeitung machen. 15-mal wurde er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Jedes Mal kam eine Absage. Warum? Christian Steffen ist überzeugt: "Die Personalberatungsfirmen, die Mitarbeiter für Unternehmen rekrutieren, schauen vor allem auf namhafte Firmen im Lebenslauf."

Bewerbungen schreiben, Kinder betreuen, zum Sport gehen - so sieht der Alltag des Diplom-Kaufmanns heute aus. "Ich will nicht falsch verstanden werden. Aber das Bad putzen und Hemden bügeln ist einfach nicht meine Profession." Früher habe er 70 bis 80 Stunden pro Woche gearbeitet. Noch habe er seine Motivation nicht verloren, sagt Steffen: "Je schlechter die Situation, desto größer ist mein Ehrgeiz."

Wer ein Angebot hat, kann Christan Steffen schreiben: steffen_christian@yahoo.de