Die Karpfenstadt ist die einzige Stadt in Stormarn, die noch zweigeteilt ist. Und zwar durch die Bahnlinie Hamburg-Lübeck. Eine Brücke, eine Unterführung, die Ost und West verbindet, gibt es nicht.

Reinfeld. "Der Zustand ist nicht mehr tragbar", sagt Bürgervorsteher Hans-Peter Lippardt (CDU): "Der Bahnverkehr wird spürbar zunehmen. Dann werden die Schranken nur noch unten sein."

Am Mittwoch sollte nun endlich im Stadtentwicklungsausschuss ein Beschluss gefasst werden, um den Bau einer Bahnquerung anzuschieben. Doch bei der Frage, wie der Osten mit dem Westen verbunden werden soll, gab es geteilte Ansichten. Sicher ist nur, dass die Bahnquerung zwischen der Feldstraße im Gewerbegebiet und der Bahnhofsstraße gebaut werden soll. Und bislang standen die Weichen auf Brückenbau. In Arbeitsgruppen waren Gutachter zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Brücke mit 4,6 Millionen Euro die kostengünstigste Lösung sei. Ein Tunnel hingegen würde 5,3 Millionen Euro kosten. Hinzu kämen jährliche Kosten für ein Pumpwerk, das Regenwasser aus der Unterführung ableiten soll. Die Lärmbelastung wäre laut Gutachten bei beiden Varianten gleich.

Die Brücke war favorisiert worden, weil die Bahn und der Bund sich nur an dieser kostengünstigen Variante beteiligen würden. Plant die Stadt eine teurere Lösung, muss sie die Mehrkosten zahlen. "Geld, das wir nicht haben", sagt Bürgermeister Gerhard Horn.

Dass die Brücke die günstigere Variante sei, sehen die Mitglieder der Wählerinitiative Reinfeld (WIR) anders. "Wir haben die Planungsunterlagen von einem Sachverständigen der Architekten- und Ingenieurkammer und von einer Ingenieurgesellschaft prüfen lassen", sagt Manfred Schönbohm. Sein Fazit: In der von der Stadt beauftragten Kostenschätzung für die Brücke fehlten Posten. Die Brücke würde laut Schönbohm rund 13 Millionen Euro kosten. Deshalb plädiert WIR für die Tunnel-Lösung. Für diese Stellungnahme erntete der Politiker Applaus aus dem Publikum. Die anwesenden Bürger waren größtenteils Anwohner des Bischofsteicher Wegs - so wie Schönbohm selbst. Also Anwohner, die stark vom Lärm betroffen wären. Ferner kommen auf die Anlieger die Kosten für die jetzt vom Bauausschuss beschlossene Sanierung des Bisschofsteicher Wegs hinzu. "Durch den Bau des Neubaugebiets an der Kastanienallee, haben Lastwagen unsere Straße kaputt gemacht. Dafür müssen wir jetzt zahlen", sagen die Anwohner.

Am Ende setzten sich die drei WIR-Mitglieder mit ihrem Antrag durch. Demnach muss nun zunächst geprüft werden, ob die Kosten für die Brückenpläne tatsächlich falsch berechnet wurden. Bürgermeister Horn schien darüber nicht glücklich: "Ich habe große Bedenken. Wir wollten in der Verwaltung jetzt mit einer konkreteren Planung loslegen. Denn der Bund und die Bahn warten auf ein Signal von uns. Auch sie müssen dieses Projekt im Finanzplan berücksichtigen. Kommt von uns jetzt nichts, sind wir raus."