Gut zwei Wochen nach der Eröffnung macht sich bei den Geschäftsleuten Ernüchterung breit. Und in der City stehen viele Läden leer.

Ahrensburg. "Das ist ein guter Tag für Ahrensburg." Mit diesen Worten verlieh Bürgermeisterin Ursula Pepper bei der Eröffnung des City Center Ahrensburg (CCA) auch ihrer Hoffnung Ausdruck, dass das neue Einkaufzentrum zu einer Belebung der Innenstadt führen werde. Wie sieht die erste Bilanz zwei Wochen danach aus? Lockt das Kaufhaus neue Kunden nach Ahrensburg? Die Regionalausgabe Stormarn des Abendblattes hat bei Kaufleuten nachgefragt. Resultat: Das CCA bringt vielen Geschäften bisher nicht mehr Kunden. Allerdings schade es dem eigenen Umsatz auch nicht.

Vor dem Fußgängertunnel an der Manhagener Allee sind an diesem Tag nur wenige Passanten auf der Straße. "Laufkundschaft kommt hier nicht mehr her. Das war mal anders", sagt Klaus Lehmann vom Fahrradgeschäft Kretschmann. Veränderungen durch das CCA habe er bisher nicht bemerken können. "Die Sackgasse hier wird generell vernachlässigt. Die Kundenmagneten sind alle weg. Ich habe mir mehr von dem Parkhaus erhofft." Er meint das neue Parkhaus an der alten Meierei. Er sagt: "Der Parkplatz war besser." Lehmann hoffe aber, dass künftig mehr Menschen wegen des Centers aus dem Umland angelokt werden. Angela Hoch von der "Badeperle" gegenüber sagt: "Ich sehe keine Gefahr durch das CCA. Das Sortiment ist anders. Aber eine Ladenzeile hätte auch genügt." Beide Einzelhändler glauben, dass die Situation an der Hagener Allee, dramatischer sei. Lehmann: "Die Geschäfte im hinteren Bereich rettet doch nur noch die Post und Eisdiele."

Gegenüber der Post stehen einige Läden leer. In der kleinen Passage sind fast alle Ladenflächen ohne Mieter. Jörg Hansen hatte bis vor kurzem ein Geschäft für Öl, Weine, Pasta und Antipasti an der Hagener Allee betrieben. Mittlerweile musste er das Geschäft schließen. Obwohl das Konzept nach seiner Meinung durchaus Zukunft in Ahrensburg hätte haben können. "In diesem Bereich werden die Geschäfte als 1 A-Lage vermietet. Das ist es aber schon lange nicht mehr. Am Rondeel hätte ich es wohl geschafft." Er empfinde es als einen "Irrsinn", ein neues Einkaufszentrum zu bauen, obwohl so viel Ladenflächen in der Stadt leer stehen. "Die Drogerie Müller zum Beispiel hätte doch auch andere Flächen nehmen können." An eine Belebung der Innenstadt durch das CCA glaube er nicht. Er ist der Meinung, dass die Kunden mit ihren Autos in die Tiefgarage fahren, einkaufen und wieder wegfahren. Die anderen Einzelhändler hätten davon nichts. Er wünsche sich, dass sich die Verantwortlichen mit den Kaufleuten zusammensetzen, bevor neue Pläne gemacht werden. Seine Kritik:"Stadtentwicklung muss doch auch von den Bürgern kommen."

Auch Helga Todtmann aus der Buchhandlung Münnich denkt so: "Wir sind hier mittlerweile eher 1 B-Lage. Dazu kommt die hohe Fluktuation. Nur manchmal bummeln noch Kunden mit einem Eis in der Hand die Hagener Allee entlang." Es müsste auch mehr Geschäfte für junge Menschen geben. "Als Stadt muss man sich doch eine Nische suchen - so wie wir als Geschäftsleute auch." Sie plädiert dafür, das Ambiente mit den kleinen Läden zu erhalten. Der große Bau in der Klaus-Groth-Straße helfe da nicht weiter. An der Großen Straße hat Milton Ortiz vom Eiscafé "il Gelato" ebenfalls keinen Unterschied beim Umsatz seit der Eröffnung des Centers festgestellt. Aber wegen der Bauarbeiten an der Straße befürchtet er eher Einbußen. "Das ist ein Problem für alle hier."

Ortswechsel. Am Rathausplatz. stehen ebenfalls diverse Läden leer. Der Ärger vieler Ahrensburger über das Erscheinungsbild des zentralen Ortes dauert unvermindert an. Kirsten Niemeier von Elektro Löw spürt noch keine Veränderung durch das CCA. Sie hofft, dass am Rathausplatz bald etwas passiert und die Kunden dann auf einer Art "Rundgang" vom CCA über den Rathausplatz, die Hamburger Straße und das Rondeel bummeln können. Das Rondeel nämlich halten die meisten Einzelhändler für gelungen.

Das Stadtforum ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Ahrensburger Gewerbetreibenden, die größtenteils Einzelhändler sind. Der Vorsitzende Götz Westphal sagt: "Wir erhoffen uns langfristig natürlich eine Belebung durch das CCA."

Der geschäftsführende Gesellschafter des Kaufhauses Nessler, Matthias Timm, sagte jüngst auf einer Veranstaltung zum Kaufverhalten in der Metropolregion: "Wir sehen das City Center positiv. Die Innenstadt wird durch die Neuansiedlung für Kunden noch attraktiver."