Viersitzer soll ab knapp 12 000 Euro erhältlich sein und eine Reichweite von 200 Kilometern haben. Firma will die Zahl der Mitarbeiter verdreifachen.

Ahrensburg. Ein Ahrensburger Unternehmen will im September den Markt für Elektroautos mit seinem eigenen Serienfahrzeug kräftig aufmischen. "Unser Ziel ist es, ein bezahlbares Elektroauto anzubieten", sagt Jan Luis (36), Geschäftsführer und Gründer der Luis AG, "ich weiß von keiner anderen deutschen Firma, die ein Serienfahrzeug mit Elektromotor verkauft." Und das für weniger als die Hälfte des Preises, für den zum Beispiel eine japanische Automobilfirma ein Elektroauto auf dem Markt hat. Der Viersitzer mit dem Modellnamen Luis free ist für knapp 12 000 Euro erhältlich. Die Komfortversion kostet rund 15 000 Euro.

Die Luis AG ist ursprünglich auf Videorückfahr-Systeme spezialisiert. Zurzeit hat die 2004 gegründete Firma zehn Mitarbeiter in Ahrensburg, weltweit sind es rund 100. Bis Ende nächsten Jahres soll der Firmensitz in Ahrensburg auf 30 Mitarbeiter aufgestockt werden.

"Unser Elektroauto ist das erste Auto, das wir vollständig bauen", sagt Luis. Doch wie kommt eine Firma, die sonst auf die technische Ausstattung eines Wagens spezialisiert ist, dazu, auf einmal ein ganzes Auto auf den Markt zu bringen? Luis: "Aus technischer Sicht ist es schon seit Längerem möglich, ein Elektroauto zu bauen. Ich habe mich gefragt, wieso noch niemand ein Serienfahrzeug hergestellt hat."

Über die Entwicklung des Wagens, mit der der Ammersbeker vor zwei Jahren begann, sagt er: "Ich habe mich einfach gefragt: Was für ein Auto möchte ich selbst haben?"

Entwickelt hat er das Modell mit Kollegen direkt in der Firma in Ahrensburg, in China wird es produziert. "Durch die Produktion in China ist es überhaupt nur möglich, das Auto zu diesem Preis anzubieten", sagt Luis, "die Qualität steht einem in Deutschland produzierten Wagen in nichts nach."

Auch viele andere Produkte der Luis AG werden in China produziert. Durch die zahlreichen Kontakte war schnell ein geeigneter Partner in der Nähe von Hongkong gefunden, der den Elektromotor und die wichtigsten Bestandteile herstellt und das Fahrzeug montiert. "Wir haben letztendlich die einzelnen Puzzleteile vom Markt zusammengefügt. Es ist ein normales Auto, außer, dass es anstelle eines normalen Verbrenners einen Elektromotor hat", so Luis.

Das Elektroauto erreiche eine Spitzengeschwindigkeit von 100 Kilometern in der Stunde, wobei es nahezu geräuschlos fahre. Als Stromspeicher besitzt es konventionelle 12-Volt-Batterien. Einmal an einer handelsüblichen Steckdose aufgeladen, habe es eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern. "Komplett geladen ist der Akku nach sechs bis acht Stunden," so Luis, "abhängig vom Stromanbieter kostet eine Fahrstrecke von 100 Kilometern somit zwischen einem und zwei Euro." Fotos des Luis free werden wegen der großen Konkurrenz innerhalb der Branche erst in rund zwei Monaten veröffentlicht. Ab 9. September kann der Wagen per Telefon oder im Internet bei der Firma Luis bestellt werden. Probefahrten sollen zunächst in Autohäusern zehn deutscher Großstädte möglich sein. Diese Autohäuser sind bereits Vertragspartner der Luis AG, werden aber ebenfalls erst Anfang September bekannt gegeben. In diesem Jahr werden zunächst 200 Exemplare produziert. 2010 sollen es 5000 sein.

Außer den entfallenen Benzinkosten bringe das Elektroauto noch weitere finanzielle Vorteile mit sich, sagt Luis. "In den ersten fünf Jahren entfallen sämtliche Steuerkosten. Danach muss man mit einem kleinen Betrag von maximal 30 Euro monatlich rechnen."

Das Auto verfügt über noch eine weitere Neuheit: eine Video-Blackbox, die das Verkehrsgeschehen vor dem Auto permanent aufzeichnet. Kommt es zu einem Unfall, werden die Bilder über einen Schock-Sensor gespeichert. Die Kamera dient gleichzeitig als Spurhalte-Assistent. Dass Bedarf nach einem Elektroauto bestehe, habe die große Nachfrage von Firmen und Privatkunden gezeigt.

Doch was ist, wenn der Käufer einmal weiter als 200 Kilometer fahren will? "Der Wagen ist als City-Car konzipiert, nicht für längere Strecken", erklärt Jan Luis und ergänzt, "in Zukunft werden andere Verkehrsmittel gerade für größere Entfernungen eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Leute müssen in Zeiten des Klimawandels umdenken, was die Benutzung des Autos betrifft." Und da er von seinem Produkt so überzeugt ist, hat er sich seinen eigenen Luis free bereits reserviert.

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