Mit Kindergruppen fing alles an. Inzwischen ist das Mehrgenerationenhaus ein bundesweites Vorzeigeprojekt.

Bad Oldesloe. Vieles war nicht geplant, hat sich mit der Zeit entwickelt, ist gewachsen an der Nachfrage. Eine "Oase in der sozialen Wüste" sollte es werden, das Haus an der Ratzeburger Straße in Bad Oldesloe, ein offener Treff für Menschen jeden Alters. "Kleine Angebote und eine Kinderbetreuung sah unser Konzept vor", sagt die Leiterin Wiebke Finck. Erziehungs- und Konfliktberatung sei dagegen nicht vorgesehen gewesen. Heute ist die "Oldesloer Alternative Soziale Einrichtung" (Oase) landes- und bundesweit eine Vorzeige-Projekt - seit 2007 vom Bundesfamilienministerium als Mehrgenerationenhaus anerkannt und fünf Jahre lang mit jeweils 40 000 Euro bezuschusst. Im Vorjahr wurde das Haus zudem zum Projektstandort "Wertebildung in Familien" für das Land Schleswig-Holstein erklärt. "Das waren zwei große Qualitätssprünge ", sagt die zweite Oase-Chefin Andrea Kefrig-Blase.

Alles begann vor zehn Jahren, als Wiebke Finck und die mittlerweile verstorbene Kreis-Kinderschutzbeauftragte Gabriele Heitmann mit ihrem Konzept für ein Familienzentrum alle überzeugen konnten: die Politiker, die Stadt und den Bauträger BIG Heimbau, dem Eigentümer der ehemaligen Villa Hero. Die Firma überließ dem Oase-Verein das sanierungsbedürftige 220 Quadratmeter große Haus, das mit Mitteln aus der Hamburg-Rand-Förderung, Spenden und viel Eigenleistung renoviert wurde.

Es lief gleich gut an, auch wegen der flexiblen Angebote, die sich an den Wünschen der Menschen orientierten. Bald gab es kindergartenähnliche Gruppen und eine Spielgruppe an zwei Nachmittagen in der Woche. Mit der Stadtjugendpflege entwickelten die Mitarbeiter den Bauwagentreff im Schanzenbarg. Heute machen sie auch Präventionsarbeit an den Schulen, organisieren Kulturangebote für Familien, stehen Eltern bei Krisen oder mit Kursen beratend zur Seite. "Wir sind ein offenes, einladendes Haus", sagt Andrea Kefrig-Blase.

Die Einrichtung genießt einen ausgezeichneten Ruf, die beiden Vorstandsfrauen sind gefragte Expertinnen, wenn es um generationsübergreifende Angebote geht. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich zum Fachgespräch zum Thema "Profis helfen Kindern und Eltern" nach Berlin eingeladen hatte, saß die Oase-Vorsitzende Wiebke Finck mit auf dem Podium. Zuvor hatte sie dem Kanzleramtchef Thomas de Maiziere von der Oldesloer Einrichtung erzählt, bei einem Treffen zum Thema "Eltern und Familienbildung".

Täglich sorgen heute rund zehn Mitarbeiter für einen reibungslosen Ablauf in der Oase. Darunter sind auch Ein-Euro-Jobber und Ehrenamtliche. "Wir sind froh, dass wir unsere beiden Erzieherinnen seit zwei Jahren sozialversicherungspflichtig beschäftigten können", sagt Wiebke Finck. "Wir haben ein Super-Team, ohne das wir unsere Ideen nicht umsetzten könnten."