Der Pädagoge der Glinder Gesamtschule hat nichts gegen Bewertungen. Sein Ahrensburger Kollege Karsten Jonas sieht das ähnlich.

Glinde/Ahrensburg. Viele Stormarner Pädagogen haben bei Schülern ein positives Image - zumindest, wenn es nach den Bewertungen auf dem virtuellen Schülerportal spickmich.de geht. Einigen Lehrern und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist die Internetseite dennoch ein Dorn im Auge. Und so reagierten sie zum Teil mit herber Kritik auf das Urteil des Bundesgerichtshofs, nach dem Schüler weiterhin anonym Lehrer im Netz benoten dürfen (wir berichteten). Die Kritiker sehen das Persönlichkeitsrecht der Lehrkräfte verletzt und befürchten, dass Jugendliche ihren Frust rauslassen.

"Bestimmt gibt es Schüler, die sich auf dem Portal etwa für schlechte Noten rächen. Aber das trifft nicht auf alle zu", sagt Nils Dietrich. Seit sieben Jahren benotet der Lehrer Schüler an der Integrierten Gesamtschule Glinde in den Fächern Deutsch, Religion und Weltkunde - und seit einem Jahr bewerten ihn die Schüler auf spickmich.de. Seine Durchschnittsnote: 1,8. "Natürlich schmeichelt einem die positive Bewertung ein bisschen", sagt er. Sie zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei.

Diese Meinung teilt auch Karsten Jonas, stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule in Ahrensburg: "Eine positive Beurteilung ist eine Bestätigung für gute Arbeit." Bei einer schlechten Note sollte sich der Lehrer dementsprechend überlegen, woran es liegen könnte.

Und was würde Nils Dietrich unternehmen, wenn seine Note absackt? "Mich fragen, was ich eventuell falsch mache, verändern sollte." Er sei sowieso der Typ, der sich viel selbst reflektiere. "Ich sage meinen Schülern immer klipp und klar, dass sie mir mitteilen sollen, was sie am Unterricht negativ finden." Und die Kinder und Jugendlichen nutzten das Angebot auch. "Offen und frei mit den Schülern umzugehen und sie immer wieder ermutigen, offen Kritik zu äußern, ist sehr wichtig", betont er. "Bei mir darf das jeder, solange er die Kritik in vernünftiger Form äußert." Pädagogen müssten sich dieser Kritik stellen, sie überdenken.

Dass Schüler ihn und zahlreiche Stormarner Kollegen anonym auf spickmich.de bewerten, stört ihn nicht. "Es gibt weder diffamierende noch beleidigende Bemerkungen", so Nils Dietrich. Für ihn steht fest: "Warum sollten nur wir Schüler benoten? Sie haben genauso das Recht dazu, Lehrern Noten zu geben."

Das sieht Stormarns Schulrätin Kirsten Blohm-Leu anders: "Bewertungen haben den Sinn, dass der Bewertete daraufhin sein Verhalten beibehalten oder verändern kann." Dabei gebe es eine Ebene, die auch Förderung und Aufstieg beinhalte. "Das gibt es bei spickmich.de nicht."