Kinderschutzbund bietet Kursus zur Konfliktvermeidung an. In den meisten Streitfällen geht es um Erziehung.

Ahrensburg

Wenn sich ein Enkelkind ankündigt, ist die Freude bei den Großeltern meist groß. Aber es kann auch Schwierigkeiten geben. Großeltern müssen oft unvorbereitet eine neue Rolle einnehmen. Um sie in dieser Lebenssituation zu unterstützen, bietet der Kreisverband Stormarn des Deutschen Kinderschutzbundes den Kursus "Starke Großeltern - starke Eltern" an.

"Die Beziehung zwischen Großeltern und ihren Enkeln ist oft ein Selbstgänger", berichtet Frauke Worbs, die den Kursus gemeinsam mit Jutta Schirm entwickelt und geleitet hat. Sie hat die Erfahrung gemacht: "Die Schwierigkeiten entstehen eher zwischen den Großeltern und ihren Kindern und Schwiegerkindern." Ein Hauptstreitpunkt seien die unterschiedlichen Vorstellungen von Erziehung. Die Idee zu dem Kursus, der auf den Elternkursen des Kinderschutzbundes basiert, kam den Frauen durch Rückmeldungen aus Elternkursen und der Familienberatung.

"Nicht immer läuft alles glatt", sagt ein Großvater aus dem ersten Kursus in Ahrensburg. Auch wenn viele Großeltern vorwiegend über die positiven Aspekte reden würden. "Je größer aber eine Familie wird, desto mehr Menschen treffen aufeinander", sagt Frauke Worbs. Alle diese Menschen hätten verschiedene Wertvorstellungen und verfolgten unterschiedliche Erziehungsziele. Die Wünsche der anderen Familienmitglieder zu verstehen und zu respektieren, sei ein Ziel des Kursus. Zugleich denken die Großeltern über ihre eigene Rolle im Familiengefüge nach. Frauke Worbs sagt: "Um Konflikte zu vermeiden, ist es wichtig, Verständnis zu entwickeln." Sie nennt das "eine andere Brille aufsetzen". Die Großeltern sollten erkennen: Warum handeln die Anderen - und auch ich selbst - auf eine bestimmte Art und Weise?

Zu den Übungen gehören zum Beispiel Rollenspiele. Die Teilnehmer schlüpfen in die Rolle ihrer Kinder, Schwiegerkinder oder Enkel. Eine typische Szene: Die Großmutter passt nachmittags auf ihre Enkelin auf, die eigentlich ihre Hausaufgaben machen soll. Stattdessen gucken sie gemeinsam eine Tiersendung im Fernsehen. Abends sind die Hausaufgaben nicht gemacht - und die Mutter reagiert verärgert. Eine andere Situation: Die gesamte Familie hat sich wie selbstverständlich zu Weihnachten bei den Großeltern angekündigt. Diesen fühlen sich übergangen, wissen jedoch nicht, wie sie ihre Gefühle der Familie mitteilen sollen.

"Wir haben gelernt: Jetzt sind Schuldzuweisungen nicht hilfreich", berichtet eine Großmutter. Stattdessen üben sie "aktives Zuhören". Keine Vorwürfe oder Belehrungen - hilfreicher für alle Familienmitglieder ist ein offenes Gespräch, in dem gemeinsam eine Lösung gefunden wird. Dies gilt auch für ein weiteres Konfliktfeld: Großeltern, die sich zu sehr einmischen. Denn im Kursus geht es auch um die eigenen Grenzen. Auch wenn Großeltern mit ihrer Lebenserfahrung oft Dinge sehen, die ihre Kinder im Alltagsstress nicht wahrnehmen, sei Vertrauen in die jungen Eltern wichtig, so Frauke Worbs. "Früher habe ich oft sofort eine Lösung präsentiert, wenn meine Tochter mir von Problemen erzählt hat", berichtet eine Großmutter. "Heute versuche ich, sie darin zu unterstützen, selbst eine Lösung zu finden - auch wenn es mir nicht immer leicht fällt, mich zurück zu halten." In der Gruppe finden die Großeltern Gleichgesinnte. "Es war gut zu hören, dass es anderen ähnlich geht", sagt ein Großvater. Nach den Rollenspielen hätten nicht nur die betroffenen Großeltern intensiv über die Situation nachgedacht.

Auch die anderen Teilnehmer hätten sich als Beobachter der Szene gefragt: Wie würde ich das machen? Die Teilnehmer des ersten Großelternkursus sind sich einig: Großeltern dürfen ihre Enkel auch mal verwöhnen, müssen aber auch Nein sagen können. Frauke Worbs betont, dass es in dem Kursus nur Anregungen zum Umgang mit Konflikten gibt. Ihren eigenen Weg finden die Großeltern selbst. "Und die praktischen Lösungen sind so vielfältig, wie es unterschiedliche Menschen gibt."

Der nächste Kursus wird voraussichtlich im kommenden Jahr in einem Stormarner Ort angeboten. Die Teilnahme ist kostenlos, der Kinderschutzbund freut sich über eine Spende. Interessierte Großeltern können sich bei Frauke Worbs unter der Telefonnummer 04102 / 45 58 09 anmelden und informieren.