Wissenschaftler und Förster stehen vor einem Rätsel: Krankheit breitet sich in diesem Jahr rasant aus.

Ahrensburg

Die Eschen im Beimoorwald sind krank. Die sonst so majestätischen Bäume sehen verkümmert aus, haben kahle Triebe und tragen kaum noch Laub in den Kronen. Andreas Körber spricht von einer ernsthaften Bedrohung für die rund 80 Jahre alten Bäume, die auf 15 Hektar zwischen Ahrensburg und Hammoor stehen. "Rund 80 Prozent der Eschen sind bereits geschädigt", sagt der Förster aus Lütjensee, der 1800 Hektar Wald betreut.

Das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium stuft rund 200 Hektar im Norden als infiziert ein. Was die Fachleute so beunruhigt, ist die explosionsartige Ausbreitung der Krankheit, die Eschen aller Altersklassen scheinbar unabhängig vom Standort befällt. Auch Straßenbäume und Baumschulware sind betroffen.

In Deutschland wurde das Eschensterben im Jahr 2002 entdeckt. Warum es plötzlich derartige Dimensionen erreicht, versuchen die Wissenschaftler zu klären. Andreas Körber hat, wie alle seine Kollegen aus dem Norden, die Ergebnisse seiner jüngsten Bestandsaufnahme an die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen gemeldet. Bislang wissen die Fachleute nur, dass ein Schlauchpilz die Saftbahnen der Bäume verstopft. Die Blätter werden braun, sterben ab. Später trocknen auch die Äste aus. Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich krebsartige Verdickungen am Stamm. Der Baum stirbt langsam von innen nach außen. Es gibt Vermutungen, dass die trockenen Sommer zurückliegender Jahre eine Rolle spielen könnten.

Es gibt noch keine Möglichkeit, kranke Bäume zu behandeln. "Zumal auch der Übertragungsweg nicht bekannt ist", sagt Förster Körber. Besonders stark betroffene Bäume müsse man fällen. Das Holz wird zu Turngeräten, Werkzeugstielen, Möbeln und Parkett verarbeitet.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bereits ein Pflanzverbot für Eschen. Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU) sagt: "Es wäre höchst bedauerlich, wenn nach der Ulme eine weitere unserer wertvollen heimischen Laubarten zum Problemfall werden würde." Das große Ulmensterben hatte Ende des vergangenen Jahrtausends begonnen.

Vom Eschensterben war in Polen bereits im Jahr 1998 die gesamte Landesfläche betroffen. Auch in Schweden, Dänemark, Norwegen, Österreich und Slowenien hat sich die Krankheit inzwischen ausgebreitet.