Die Milchbauern in Deutschland kämpfen um ihre Existenz. Gemeinsam mit ihren europäischen Kollegen wollen sie bei einem europäischen Milchbauerntreffen in Brüssel ihren Forderungen nach einer niedrigeren Milchquote Nachdruck verleihen.

Bad Oldesloe - Auch Stormarner Milchbauern beteiligen sich an der Sternfahrt nach Brüssel. An diesem Sonnabend starten sie mit drei Treckern in Bad Oldesloe. Pünktlich zum Treffen der EU-Regierungschefs am Donnerstag will der vom Bund deutscher Milchbauern (BDM) organisierte Protestzug in Brüssel ankommen.

Die Milchbauern fordern eine europaweite Reduzierung der Milchmenge um mindestens fünf Prozent. Ein EU-Beschluss sieht dagegen vor, dass die Milchquote ab 2015 wegfallen soll. Bisher gibt sie für jedes Land eine Höchstmenge vor, wie viel Milch produziert werden darf.

"Die Menge muss runter, der Preis muss rauf", sagt Skrolan Starke. Die Milchbäuerin aus Bad Oldesloe bekommt für einen Liter Milch zurzeit 18,5 Cent. "Vor einem Jahr waren es noch etwa 29 Cent", sagt sie. Sie liefert die Milch an die Meiereigenossenschaft Schmalfeld. Sie landet als Frischkäse oder Butterschmalz im Supermarktregal.

Ein Milchlieferboykott, wie es ihn bereits 2008 gab, wird bei den Landwirten weiterhin nicht ausgeschlossen. "Jetzt fahren wir erst mal nach Brüssel, gleichzeitig wird es keinen Lieferstopp geben", sagt Kirsten Wosnitza vom BDM-Landesteam Schleswig-Holstein. "Wir geben den Politikern noch eine Chance." Bundeskanzlerin Angela Merkel habe signalisiert, dass sie die Forderungen der Bauern bei dem Treffen ansprechen werde. Kirsten Wosnitza rechnet mit etwa 30 bis 50 Treckern aus Schleswig-Holstein, die sich dem Zug anschließen werden.

"Mit einem Lieferboykott würden sich die Milchbauern im Moment nur selbst schaden", sagt Peter Koll vom Kreisbauernverband Stormarn. Der Protest gegen den Wegfall der Milchquote habe schon im vergangenen Jahr nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Auch Skrolan Starke hofft, dass es ohne eine Streik gehen wird. "Unsere Kassen sind leer", sagt sie. Die deutschen Milchlager seien dagegen voll, so dass es länger als 2008 dauern würde, bis die Milch knapp werde. (let)